Mönchengladbach Trauriger Abschied von Pony Peppi

Mönchengladbach · Das Therapiepferd war der beste Freund der Schüler der James-Krüss-Förderschule. Mit Peppi lernten sie Dinge, die im Klassenraum nicht zu vermitteln sind. Das Pony hat im neuen Förderzentrum am Heidegrund keinen Platz mehr.

 Gaby Obeloer und Kristina Kunze nehmen gemeinsam mit den Kindern der James-Krüss-Schule Abschied von Peppi. Das Pony lebt jetzt auf dem Reiterhof Kuhl in Beckrath.

Gaby Obeloer und Kristina Kunze nehmen gemeinsam mit den Kindern der James-Krüss-Schule Abschied von Peppi. Das Pony lebt jetzt auf dem Reiterhof Kuhl in Beckrath.

Foto: Isabella Raupold

Gaby Obeloer kann ihre Tränen nicht zurückhalten. "Ich will nicht, dass die Kinder sehen, dass ich weine", sagt sie und verschwindet kurz im Schulgebäude. Die Schüler der James-Krüss-Schule an der Kabelstraße haben buchstäblich alle Hände voll zu tun. Eine Möhre nach der anderen reichen sie Peppi an, der sie genüsslich zwischen seinen Zähnen zermalmt. "Tschüss Peppi",sagen sie. "Mach's gut, du bist sooo süß. Wir werden dich vermissen."

Vor zehn Jahren kam das damals vierjährige Pony zu den Kindern, die wegen ihrer Sprachstörung die frisch gegründete Förderschule besuchten. Schulleiterin Gaby Obeloer, die jetzt im Förderzentrum Nord als Lehrerin eingesetzt ist, hatte es für die Schüler gekauft. Sie hat eine Trainer-D-Lizenz und eine zweijährige Ausbildung im heilpädagogischen Voltigieren. Sie schwört auf die Therapie auf dem Pferderücken. Die Kinder lernen beim Reiten und Voltigieren Verantwortung, der Gleichgewichtssinn wird geschult, das Selbstvertrauen wächst. Zehn Jahre lang hatte sie großen Erfolg mit dieser Art des Unterrichts. Nach der Neuordnung der Förderschulen gibt es für Peppi keinen Platz mehr. "Ich habe Peppi im Reitstall Kuhl in Beckrath untergebracht", sagt Gaby Obeloer. Zum Glück für die James-Krüss-Kinder. "Die können Peppi auch weiterhin besuchen." Ein kleiner Trost - zumindest. Aber es wird nicht mehr so sein wie früher. Als die Schüler gemeinsam regelmäßig zum Stall fuhren, die Box ausmisteten, das Pferd putzten und fütterten. Manchmal übernachteten sie bei Peppi. Beim Reiten und Voltigieren lernten sie so viel. Die große Liebe zu Peppi war Ansporn genug. Und Peppi liebte die Kinder - vom ersten Tag an. Auf dem Pferdehof Kuhl wird es Peppi gut gehen.

"Die Pferde werden artgerecht in der Herde gehalten", sagt Gaby Oberloer. Und er wird auch nicht lange beschäftigungslos sein. "Ich habe Kontakt zu den Schmetterlingen in Neuss aufgenommen und ihnen Peppi als Therapiepony angeboten." Die Initiative Schmetterling begleitet und unterstützt Familien mit Kindern, die lebensverkürzend erkrankt, schwerbehindert oder verstorben sind. "Das Interesse ist sehr groß", sagt Gaby Obeloer, die ihr Angebot "Glückliche Stunden mit Peppi" nennt. Auch an den Weißen Ring und an Zornröschen hat sie sich gewandt. Ihr und Peppi zur Seite steht Kristina Kunze vom RSV vom RSV Neuss-Grimlinghausen. "Sie ist zudem Ergotherapeutin, also für das therapeutische Reiten hoch qualifiziert."

Die Kinder sind indessen dazu übergegangen, die Möhren selbst zu verputzen. Peppi schmust mit Kristina Kunze, knabbert an ihrem T-Shirt und schleckt über ihren Arm. "Peppi ist so ein liebenswürdiges Pony", sagt Gaby Obeloer. Und wieder fließen Tränen.

(RP)
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