Mönchengladbach Tragische Frauenschicksale besungen

Mönchengladbach · Die im zweiten Jahr das Programm der Vereinigten Bühnen bereichernde, von Kapellmeister und Pianist Michael Preiser initiierte Reihe "Liedgut" verspricht stets Überraschendes und selten oder nie Gehörtes. Beim fünften Abend im Konzertsaal des Theaters waren "verlassene, verlorene, verratene Frauen" das Thema. Preiser erläuterte vor den Vorträgen mit Akribie die jeweiligen Inhalte und Hintergründe. Das war vor allem beim ersten Programmpunkt - "Arianna a Naxos" von Joseph Haydn - vonnöten, denn wem ist schon das tragische Schicksal der von ihrem geliebten Theseus verlassenen Ariadne in Einzelheiten präsent?

Agnes Thorsteins aus dem Opernstudio nahm sich mit Einfühlungsvermögen, der reichen Farbskala ihres weit ausschwingenden Mezzosoprans und bestechender Ausdrucksintensität der umfangreichen Rezitative und klangvollen Arien an. Neu im Opernstudio ist die Griechin Panagiota Sofroniadou. Sie verfügt über einen leuchtenden Sopran mit beachtlicher, stabiler Tiefe, einer ausgeglichenen Mittellage und staunenswerter Höhensicherheit, die ihre manchmal schneidenden Härten im Forte sicher noch verlieren wird. Auch an der Textverständlichkeit müsste die junge Sängerin noch arbeiten. In Liedern von Franz Schubert ("Der Zwerg" "Die junge Nonne" und "Gretchen am Spinnrad") wusste sie ebenso zu gefallen wie in der "Walpurgisnacht" von Carl Loewe. Besonders eindringlich gelang ihr Gretchens Gebet zur Gottesmutter "Ach neige, Du Schmerzensreiche", ebenfalls von Carl Loewe. Als in seiner spröden Klangsprache weniger zugänglich erwies sich Arnold Schönbergs "Jane Grey", eine schaurige und blutige Episode aus der englischen Geschichte. Bewundernswert, wie sich Sofroniadou in der freitonalen Kompositionsweise Schönbergs zurechtfand.

Zum Abschluss gestaltete Agnes Thorsteins den Schwärmerei, Liebe, Enttäuschung und Schmerz vereinenden Zyklus "Frauenliebe und -leben" von Robert Schumann. Unbändige Freude, Liebesglück, Nachdenklichkeit und Fügen in das Unvermeidliche - all das verband die junge Isländerin mit erstaunlicher stimmlicher Reife zu einer klanggesättigten und faszinierenden Interpretation. Hier und auch bei allen vorgenannten Programmpunkten war Michael Preiser der kongeniale Mitgestalter am Flügel - mit pianistischer Brillanz und vorbildlichem Eingehen auf die vokalen Vorgaben der Sängerinnen.

Das nächste "Liedgut" findet am 21. Januar 2018 im Konzertsaal des Theaters statt. Debra Hays, Gabriela Kuhn und Panagiota Sofroniadou werden mit "Cabaret-Songs" zu erleben sein.

(oeh)
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