Mönchengladbach Traditionskneipe St. Vith droht das Aus

Mönchengladbach · Der Pächter der Gaststätte am Alten Markt hat Insolvenz angemeldet. Der Weiterbetrieb ist zwar zunächst gesichert. Doch die Zukunft des St. Vith ist ungewiss, denn die Eigentümer wollen die denkmalgeschützte Immobilie verkaufen.

Mönchengladbach: Das St. Vith früher und heute
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Mönchengladbach: Das St. Vith früher und heute

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Ausgelassen feiernde Menschen liegen sich in den Armen, tanzen, prosten sich zu - die Bilder der Eröffnungsfeier des St. Vith sind voller Hoffnung und Freude. Nicht einmal drei Jahre nach der Eröffnungsfeier am 11.11.2011 ist die Lage sehr viel ernster. Der Pächter der Traditionsgaststätte hat am vergangenen Mittwoch beim Amtsgericht Mönchengladbach die Insolvenz seiner Gesellschaft angemeldet.

Damit steht das Gebäude am Alten Markt, dessen Ursprünge mehr als 1000 Jahre zurückreichen sollen, vor einer ungewissen Zukunft. Zwar hat der Insolvenzverwalter, der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Volker Quinkert, den Weiterbetrieb zunächst sichergestellt - Getränke und Lebensmittel werden weiterhin geliefert, der Laden bleibt geöffnet. Doch wie es mit dem St. Vith weitergeht, kann er noch nicht endgültig abschätzen. "Wir wollen versuchen, das Geschäft fortzuführen", sagt Quinkert. In den nächsten Tagen sollen dazu Gespräche mit den Mitarbeitern und den Eigentümern des St. Vith geführt werden.

Nie richtig glücklich

Das denkmalgeschützte Gebäude gehört seit einigen Jahren der Grundstücksgesellschaft der Mönchengladbacher Unternehmerfamilie Claßen. Doch Günther Claßen, der in den 90er Jahren Vize-Präsident von Borussia Mönchengladbach war, hat die Freude an dem Gebäude längst verloren. Beim Kauf seien sie stolz gewesen, diese traditionsreiche Immobilie zu übernehmen, sagt Günter Claßen. Doch richtig glücklich sind sie mit dem St. Vith nie geworden.

Bereits in der Vergangenheit gab es daher Pläne, das Gebäude wieder zu verkaufen. Zwischenzeitlich rückte man davon jedoch wieder ab - und suchte stattdessen einen neuen Pächter. Diesen fanden die Claßens in Alejandro Pfaffenbauer. Der Gastronom übernahm das St. Vith, das vor allem an Karneval und am 23. Dezember bei der "Scheinheiligen Nacht" zum Treffpunkt wird, im Jahr 2011. Seitdem bietet er dort bürgerliche Küche an, genau wie viele Pächter vor ihm.

Doch die Geschäfte entwickelten sich anders als erhofft - und die Claßens wussten nicht, ob sie ihre Pacht pünktlich und in vollem Umfang bekommen würden. Seine Frau sei inzwischen 81 Jahre alt, er selbst fünf Jahre älter, sagt Günther Claßen. Die Kinder könnten oder wollten sich nicht um die Immobilie kümmern. Daher will der Unternehmenr das Gebäude nun doch wieder verkaufen. "Es wird weitergehen, aber wer weiß wie lange noch", sagt Günther Claßen.

Alejandro Pfaffenbauer wollte sich zu der Zukunft des St. Vith nicht äußern. Der Insolvenzverwalter will sich nun zunächst einen Überblick verschaffen. So will er auch prüfen, ob die Höhe der Pacht für das Gebäude angemessen ist. Der ehemalige Pächter Michael Stapper klagte einst über überzogene Forderungen der Familie Claßen.

Rauchverbot macht Umsatz kaputt

Viele Gastronomen leiden allerdings auch unter Umsatzeinbußen durch das Rauchverbot. Die Umsätze seien seit der Einführung des Rauchverbots rückläufig, bestätigt der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) Nordrhein. Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers (SPD) glaubt jedoch nicht, dass es alleine daran liegt: "Das St. Vith hat einen ganz anderen Flair als eine Eckkneipe." Er hofft daher, dass die Gaststätte eine Zukunft hat.

Und auch Christian Jäger, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein sagt: "Die Gladbacher Altstadt befindet sich eigentlich in einer sehr guten Situation, weil viele Betriebe auf kleiner Fläche angesiedelt sind." Die Kunden müssten seit Einführung des Rauchverbots jedoch mit Konzepten und Werbung noch gezielter angesprochen werden.

(RP)
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