Mönchengladbach Totschlags-Prozess: Keiner sah den Messerstich

Mönchengladbach · Den Prozess vor dem Mönchengladbacher Landgerichts, in dem es um Totschlag und schwere Körperverletzung geht, verfolgt der Angeklagte (19) schweigend. Der Erkelenzer soll, so die Anklage, am 13. Juli 2014 in einer Schlägerei vor dem Festzelt der Harbecker Kirmes in Wegberg zwei Brüder durch Messerstiche schwer verletzt haben.

Mönchengladbach: Totschlags-Prozess: Keiner sah den Messerstich
Foto: Uwe Heldens (Archiv)

Dem 20 Jahre alten Bruder soll der 19-Jährige mit einem Messerhieb eine 16 Zentimeter lange Verletzung am Kopf zugefügt haben. Anschließend soll der Erkelenzer mit einem Schweizer Taschenmesser in den Halsbereich des Bruders gestochen haben. Trotz einer Notoperation verstarb das Opfer später in einem Mönchengladbacher Krankenhaus.

Zu Prozessbeginn hatte der Verteidiger für seinen Mandanten eine Erklärung abgegeben. Fragen wolle der Angeklagte nicht beantworten, hatte der Anwalt ergänzt. Der 19-jährige Auszubildende, wie seine Freunde Mitglied einer Schützenbruderschaft, hielt sich am besagten Juliabend mit drei jungen Männern und seiner 19 Jahre alten Freundin im Festzelt auf der Kirmes auf. Als der 20 Jahre alte Bruder nach der Freundin griff, was diese nicht gewollt habe, habe sich eine Schlägerei entwickelt, hieß es sinngemäß in der verlesenen Aussage. Mit seiner blutenden Nase sei der Angeklagte ins Festzelt gegangen, weil er sich Taschentücher besorgen wollte. "Aber von da an habe ich keine Erinnerung mehr", hieß es weiter in der Aussage. Er sei sich aber sicher, dass er sein Schweizer Taschenmesser mit nach unten ausgeklappter Klinge in der Hand gehalten habe.

Auch jetzt verfolgte der Erkelenzer, der zuvor strafrechtlich noch nie aufgefallen war, den Prozess schweigend - ohne erkennbare Gefühlsregung. Deshalb spielen Zeugen in diesem Prozess eine wichtige Rolle. So hatte das Gericht auch nun einige Zeugen geladen, die damals an dem Schützenfest auf der Harbecker Kirmes teilgenommen hatten.

Angeheitert, aber nicht betrunken seien sie gewesen, erinnerten sich die jungen Männer und Frauen, die damals vor allem Bier getrunken hatten. Eine 17-jährige Schülerin erinnerte sich, dass die Freundin des Angeklagten von zwei oder drei jungen Männern bedrängt worden war. "Der packt mich an", habe das Mädchen gesagt, so die Schülerin im Gerichtssaal. Bei der Polizei hatte sie gehört, wie die 19-Jährige "Verpiss dich" oder auch "Geh weg" gesagt habe. "Und dann fing die Schlägerei an", so die Schülerin im Gerichtssaal.

Sie sei dann mit ihrem Freund gegangen, weil sie nicht in die Schlägerei verwickelt werden wollte. An deren Ende lag der Bruder des 20-Jährigen schwer verletzt am Boden. Aber den Messerstich hatte offenbar keiner gesehen. Der Prozess wird in Kürze mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

(RP)
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