Fotos aus Mönchengladbach So lief die Zeugensuche im Fall Baby Rabea

Im Fall des toten Babys, das Ende März in einem Mülleimer gefunden wurde und dem die Polizei später den Namen Rabea gab, hat sich ein Ermittlungserfolg eingestellt.
Die Polizei hat am Mittwoch, 1. Juni 2022, eine 24-Jährige festgenommen. Sie hat die Tat eingeräumt und wurde in Untersuchungshaft geschickt.
Nach Angaben der Polizei lebte die junge Frau, die bisher ein unbeschriebenes Blatt war, in dem am Fundort angrenzenden Wohngebiet.
In dem Gebiet fanden ab Mitte April DNA-Reihentestungen bei den dort lebenden Frauen statt. Auch die jetzt 24-jährige Mutter von Baby Rabea nahm daran teil – und wurde so identifiziert.
Die Speichelproben waren dabei zunächst freiwillig. Die erhobenen Daten werden nach dem Abgleich gelöscht, wenn keine Übereinstimmung vorliegt, betonen die Ermittler beim Start der Aktion.

Die Polizisten, hier die beiden Kriminalkommissare Tonda Löffler und Christian Engels (r.), waren zu unterschiedlichen Zeiten und auch an Wochenenden und an Feiertagen im Gebiet an der Carl-Diem-Straße/Ackerstraße unterwegs, um möglichst viele Testpersonen zu Hause anzutreffen.
Grundlage für die DNA-Reihenuntersuchung bildet ein Gerichtsbeschluss. Einige Probanden seien sofort bereit, eine Probe abzugeben, anderen müsse man erst viel erklären, berichten die Ermittler.
Mehr zu den DNA-Reihentests erfahren Sie hier.
Zuvor hatte die Polizei bereits schrittweise versucht, immer mehr potenzielle Zeugen im „Fall Rabea“ zu erreichen. So wurden wenige Tage nach dem Leichenfund Plakate im Nahbereich des Fundorts, einer Bank an der Carl-Diem-Straße/Ecke Ackerstraße, angebracht.
Da Bild zeigt, wie ein solches Plakat aussieht. Der QR-Code leitet auf eine Internetseite der Polizei. Dort sind die Informationen auch in anderen Sprachen, etwa Polnisch, Türkisch und Russisch, zu lesen.
Die Plakate sind aber auch an Bushaltestellen oder – wie hier – an Stromkästen, um den Fundort angebracht worden.
Mitte April hat die Polizei zudem einen „Hinweiskasten“ am Fundort aufgestellt. Dort ruft die Polizei Zeugen zur Mithilfe auf, zeigt Beweismittel und bietet zudem die Möglichkeit, anonym Hinweise im Briefkasten zu hinterlassen, der täglich geleert wird.
Nachzulesen ist im Hinweiskasten etwa, dass Rabea mittlerweile auf dem Sternenfeld des Hauptfriedhofs beigesetzt wurde. Die Anteilnahme bei der Trauerfeier war groß.
Zu den gesuchten Zeugen gehört lange eine Person, die am 28. März 2022 die Sonntagszeitung „Extra-Tipp“ in dem Mülleimer entsorgt hat, in dem Rabea von einer Flaschensammlerin gefunden wurde.
Außerdem richtete die Kommission „Acker“ persönliche Worte an Baby Rabea. Mit den Worten „Rabea, wir wissen wer du bist. Und wir werden mit der richtigen Hilfe herausfinden, wer du warst“, endet der Text. Nach dem Ermittlungserfolg erklärt der Leiter der Mordkommission: „Wir sind erleichtert, dass wir Rabeas Schicksal klären konnten.“
Ausgestellt im Kasten waren zudem Fotos der Einkaufstasche, in dem der tote Säugling abgelegt wurde. Am Tag nach der Festnahme – hier ein Foto – waren die Hinweise noch nicht aktualisiert worden.

Dabei handelte es sich um diese Tasche des Drogeriemarktes „dm“. Die Polizei zeigte die Fotos, um möglicherweise Hinweise zu der Person (männlich oder weiblich) zu bekommen, die das tote Mädchen in den Mülleimer gelegt hat.

Es handelte sich um eine Kunststofftasche, mit der vermutlich in der Kaufland-Filiale an der Straße „Reyerhütte“ nur wenige Hundert Meter entfernt eingekauft wurde.

Die Ermittler fragten: Wem ist dort oder im umliegenden Gebiet eine Person – ob Mann oder Frau – mit einer solchen Tasche aufgefallen? Die Tasche aber führte nicht zum Ermittlungserfolg.

Die ökumenische Trauerfeier für Baby Rabea fand am 7. April statt.

Der gewaltsame Tod des Säuglings, der auf dem Hauptfriedhof seine letzte Ruhestätte gefunden hat, lässt die Polizei und die Bürger bis heute nicht los.
Am Fundort häufen sich Kerzen, Blumen und Plüschtiere. Auch steht dort ein großes Holzkreuz. „Ruhe in Frieden kleiner Engel – März 2022“ steht darauf.

So sah der Fundort noch am Montagabend, 28. März, aus, nachdem die Polizei den Einsatz beendet hatte. Ein kleines, selbstgebasteltes Kreuz hatte ein Polizist dort hingestellt. Täglich werden die hier abgelegten Stücke mehr.

Der Ort ist zugleich zur Gedenkstätte für getötete Kinder – in Mönchengladbach und auf der Welt – geworden, wie diese Herzkette zeigt.

Noch immer – hier ein Bild von März 2023 – wird die Fundstelle gepflegt. Nun erinnern sechs künstliche Vergissmeinnicht an die getöteten Kinder in Mönchengladbach.

Nach dem Fund Ende März 2022 war die Polizei viele Tage in Folge tagtäglich vor Ort.

Die Beamten sprachen mit Anwohnern und Passanten, verteilten Flugblätter.

Im Oktober wurde Anklage gegen die 24-jährige Tatverdächtige erhoben. Der Prozess startete Ende November am Landgericht Mönchengladbach.

Vor Gericht hatte die Mutter des getöteten Mädchens Gedächtnislücken. Eine Rechtsmedizinerin berichtete von den Ergebnissen der Obduktion. Und die Polizei von den Ermittlungen.

Am 15. Dezember 2022 wurde die 24-jährige Angeklagt zu neun Jahren Haft verurteilt. Zudem wurde die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik angeordnet.

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