Mönchengladbach Toter Radfahrer: Kreuz ist weg

Mönchengladbach · Rainer Seiffert wird die Stadt verklagen. Das Holzkreuz an der Gladbacher Straße, das an den Tod seines Sohnes Bernd erinnert, ist verschwunden. Er vermutet, dass Mitarbeiter des Grünflächenamtes das Kreuz entfernten.

 Wo ist das Kreuz? Die Stadt streitet ab, mit dem Verschwinden etwas zu tun zu haben.

Wo ist das Kreuz? Die Stadt streitet ab, mit dem Verschwinden etwas zu tun zu haben.

Foto: Ilgner

Rainer Seiffert wird gegen die Stadt Mönchengladbach Anzeige erstatten. Das Kreuz, das an der Gladbacher Straße an den Tod seines Sohnes Bernd erinnern soll, ist verschwunden. Im vergangenen Jahr waren Blumenschmuck und Kerzen plötzlich nicht mehr da.

Seiffert sagt: "Beide Male hat die Stadt in unmittelbarem zeitlichen Zusammenhang den Grünstreifen entlang der Straße gemäht." Allerdings kann er sich nicht erklären, warum, ein städtischer Angestellter — oder sonst jemand — ein solches Kreuz verschwinden lässt. "Es hat nicht nur einen emotionalen Wert für mich, meine Familie und unsere Freunde. Das Kreuz war sehr aufwendig in Handarbeit gefertigt." An der Stelle, an der der damals 26-jährige Bernd Seiffert am 28. April 2010 den Tod fand, steht nun ein provisorisches Kreuz aus Holzlatten.

Revision erneut abgelehnt

Vor einigen Tagen war Rainer Seiffert in Mönchengladbach. Der Revisionsantrag des Todesfahrers war vom Bundesgerichtshof erneut abgelehnt worden. Das wurde Rainer Seiffert an diesem Tag mitgeteilt. Der zu neun Jahren Haft verurteilte Dachdecker hatte Bernd Seiffert, der auf seinem Rennrad die Gladbacher Straße befuhr, mit seinem Lieferwagen angefahren und verletzt am Straßenrand liegengelassen. Im betrunkenen Zustand scheute er die Konfrontation mit der Polizei.

Bernd Seiffert starb wenige Stunden später im Krankenhaus. "Ich fuhr mit meinem Sohn zur Unfallstelle. Da stellten wir fest, dass das Kreuz fehlte", sagt Rainer Seiffert, der seit der schicksalhaften Nacht berufsunfähig ist. Im Baumarkt erstand er zwei Holzlatten für das provisorische Kreuz. "Dieses Kreuz steht nicht für den sinnlosen Tod meines Sohnes, es ist auch eine Art Mahnmal, das die Autofahrer daran erinnert, dass hier ein Mensch gestorben ist", sagt Rainer Seiffert. "Vielleicht bewirkt es sogar, dass manche Fahrer langsamer und umsichtiger fahren."

Rainer Seiffert verarbeitet die Trauer um seinen Sohn Bernd ausgesprochen offensiv. "Das ist meine Art, mit dem schrecklichen Schicksalsschlag umzugehen." Er gehört inzwischen zu den größten Bloggern Deutschlands. Unter http://fahrerflucht.wordpress.com arbeitet er das Erlebte auf. Über das Internet hatte er sich auch aktiv bei der Suche nach dem flüchtigen Todesfahrer beteiligt. "Wahrscheinlich war es das erste Mal, dass ein Täter über Hinweise von Internet-Usern gefunden wurde", ist er überzeugt.

Die Stadt streitet ab, mit dem Verschwinden des Kreuzes etwas zu tun zu haben. "Die Mitarbeiter der Pflegekolonne haben das Gedenkkreuz für Bernd Seiffert an der Gladbacher Straße nicht entfernt", teilt Stadtsprecher Dirk Rütten mit. "Ihnen war aber bei Pflegearbeiten aufgefallen, dass das Kreuz nicht mehr an seinem Platz stand."

(RP/jco)
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