Theater Mönchengladbach „Wunschpunsch" in der Klimakrise

Rheydt · Das diesjährige Kinderstück erzählt mit Michael Endes Zaubermärchen von der Bedrohung der Welt und zwei tierischen Rettern. Nach dem Happy End dankte das Premierenpublikum im Theater mit begeistertem Beifall.

Für das spannende und witzige Theaterstück „Wunschpunsch“ gab es langen Applaus.

Für das spannende und witzige Theaterstück „Wunschpunsch“ gab es langen Applaus.

Foto: Thomas Esser

Maledictus Made wurde vom Minister der äußersten Finsternis ausgesandt, um Professor Beelzebub Irrwitzer die Leviten zu lesen. Denn der hat für das bald abgelaufene Jahr seine vertraglich zugesicherten Pflichten noch nicht erfüllt. Er hat nur noch Zeit bis zur Mitternacht, um Tiere auszurotten, Bäume sterben zu lassen und Krankheiten zu verbreiten. Das böse Werk ließe sich höchstens noch mit Hilfe des „Satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsches“ umsetzen. Bis vor dem Glockenschlag zum Jahreswechsel verwandelt der Zaubertrank alle ausgesprochenen Wünsche in ihr Gegenteil. Um Böses zu bewirken, müsste sich Beezlebub also beizeiten von allem nur das Beste wünschen. So ist die Ausgangslage im diesjährigen Kinderstück nach Michael Endes hochaktuell anmutendem Zaubermärchen vom Satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch.
In Rüdiger Papes Inszenierung für das Theater Mönchengladbach sind inhaltliche Verweise zugeschnitten auf akute Begriffe, die Kinder aus den Gesprächen der Erwachsenen kennen dürften. Märchen enden glücklicherweise gut, und so können sich auch die diesjährigen Besucher des Kinderstücks auf einen glücklichen Ausgang freuen. Bis zur Rettung der Welt, Tiere und Menschen ist die Geschichte einer Silvesternacht witzig, spannend und flott erzählt. Natürlich sind auch diesmal die Kinder mit einbezogen. Wenn sich die Darsteller vom äußersten Bühnenrand an ihr Publikum richten, scheint es, als würden sie ihm etwas zuflüstern.
Flavia Schwedlers Ausstattung verwandelt die Bühne in ein großes Laboratorium mit endlos anmutenden Regalreihen für Kanister, gefüllt mit geheimnisvollen Elixieren. Die Fluchtpunkte führen zur riesigen Uhr, deren fortschreitenden Zeiger die unaufhaltsam nahende Mitternacht ankündigen. Später dürfen die Kinder einen Blick erhaschen in das Uhrgehäuse mit dem märchenhaft anmutenden Zuhause des Silvesters.
Till Brinkmann spielt witzig den Bösewicht, der betriebsam und niederträchtig sein Reich der Elixiere regiert. Nun aber ist er ordentlich erschrocken über die unheimlichen Eindringlinge, erkennt aber bald seine Chance im Besuch der eigentlich unwillkommenen Tante, der Hexe Tyrannja Vamperl. Philipp Sebastian gibt ihr in herrlicher Überzeichnung das Auftreten einer selbstverliebten Diva, die standesgemäß einfliegt. „Wo bleibt der Applaus?“, fordert er nach dem genialen Einstieg am Seil sein junges Publikum herausfordernd auf. Das reagiert wunschgemäß und folgt fortan gespannt dem heimtückischen, doch lustigen Kräftemessen der beiden Bösewichter wie auch deren erstaunlichen Wandlung. Absolute Sympathieträger sind die tierischen Agenten und Helden Rabe Jakob und Kater Maurizio di Mauro. Marc Scheufen fährt als „vom Leben hart geprüfter Unglücksrabe“ mit Scooter ein, stolziert und spreizt sich in witziger Körpersprache und beredeter Mimik. Der Flug durch eine Giftwolke habe ihm die letzten Federn gekostet, erzählt er seinem neuen Freund, dem Kater. Mirjam Radovic gibt dem Stubentiger mit dem Traum von einer wunderschönen Gesangsstimme eine katzenhaft schmusige Attitüde wie auch in der ersten Begegnung mit dem Vogel den Kampfgeist eines krallenbewehrten Wesens. Als Kater und Rabe in Gefahr geraten, beugt sich das Gros der kleinen Zuschauer atemlos gespannt nach vorne. Paula Emmrich entfaltet wunderbar zwei sehr gegensätzliche Rollen. Sie ist „meine Madigkeit“ Maledictus und damit ausführendes Organ der untersten Kategorie mit der Hoffnung auf die Beförderung zum Quälgeist mit Ressort. Herrlich kontrastiert sie den satirischen Part mit dem traumwandlerisch anmutenden Auftritt des Silvesters. Thomas Rumps Kostüme unterstreichen fantasievoll die Charakterisierung der Figuren. Am schillerndsten herausgeputzt ist die böse Tante mit monströsem Kopfschmuck, pompöser Stola und gefährlich spitzen Fingerhülsen. Beelzebubs Umhang ist allerdings teuflisch schön, während die anzugtragenden Maden mit riesigen Fühlern an Schreibtischtäter denken lassen. Dank Kater und Rabe wendet der Wunschpunsch schließlich alles zum Guten, und dafür gab es vom Premierenpublikum ganz, ganz langen und lauten Beifall.
Kindertheater ab sechs Jahren
Vorstellungen im freien Verkauf: Sonntag, 4.12., 11 Uhr, Sa, 17.12., 15 Uhr, So, 18.12.11 uhr, Mo, 26.12., 15 Uhr. Außerdem Gruppenvorstellungen für Schülergruppen ab 15 Personen.
Buchungen unter: 02166/ 6151-165, - 119 und besucherservice-mg@theater-kr-mg.de