Mönchengladbach Terror-Prozess: So radikalisierte sich Sven Lau

Mönchengladbach · Vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf sagte gestern ein Mönchengladbacher Staatsschützer aus. Zehn Jahre lang wurde Lau beobachtet.

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Salafistenprediger Sven Lau beim Prozessauftakt in Düsseldorf

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Foto: dpa, fg pil

Konzentriert verfolgte Sven Lau gestern die Zeugenaussage des Mönchengladbacher Staatsschützers im Prozess vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Der Kriminalbeamte hatte den Salafistenprediger, der wegen Unterstützung einer syrischen Terrormiliz angeklagt ist, 2006 kennengelernt. Seit diesem Zeitpunkt stehen der ehemalige Feuerwehrmann und seine Glaubensbrüder unter Beobachtung der Mönchengladbacher Polizei. Detailliert schilderte der Staatsschützer, wie Sven Lau in den Jahren 2008 und 2009 mit einer ausschließlich "religiös geprägten Gruppe" unterwegs war. Zu Beginn habe es keine Probleme mit Sven Lau gegeben. Der 35-Jährige sei sogar Ansprechpartner der Polizei gewesen. "Wir waren als Staatsschützer zunächst ganz froh, dass Lau Einfluss auf seine Gruppe hatte", berichtete der Polizist. Unter den Islamisten seien Hitzköpfe gewesen, die Stimmung sei aggressiver geworden. Lau habe seine Leute zunächst beschwichtigt. Doch dann kam ein Salafist aus Braunschweig (Muhamed Ciftci, Anm. der Red.), der offenbar vor dem Fahndungsdruck in Niedersachsen geflohen sei, nach Mönchengladbach. Die Gruppe habe sich mehr und mehr radikalisiert. Als klar wurde, dass der geplante Moscheeausbau nicht genehmigt wird, sei durch die Gruppe ein Riss gegangen.

Zuvor hatte der Verein "Einladung zum Paradies" ein Vermögen angehäuft. Eine halbe Million Euro seien in nur zwei Jahren aus Spenden zusammengekommen. Mehr als 200.000 Euro seien für das Moscheegelände ausgegeben worden, der Rest verschwunden. "Wo die Gelder geblieben sind, wissen wir nicht", sagte der Kriminalbeamte. Er berichtete auch davon, wie sich das Verhältnis der Salafisten zu den Eickener Bürgern entwickelt habe. Bei Kundgebungen und Freitagsgebeten auf dem Eickener Marktplatz umgaben sich die Salafisten mit dunkel gekleideten, kräftigen Männern. "Kommt uns nicht zu nahe, sonst gibt es Probleme", habe man den Bürgern damit sagen wollen. Muhamed Ciftci habe bei der Radikalisierung geholfen, so der Zeuge.

Lau sei später in Verdacht geraten, im Keller des Hauses, in dem sich die Salafisten nach der Schließung der Moschee trafen, Feuer gelegt zu haben. Zeugen hätten ihn dort gesehen. Bei der Überwachung von Telefonaten sei mitgehört worden, wie die Aussagen abgesprochen wurden. Die Ermittlungen wurden später aber von der Staatsanwaltschaft eingestellt.

Lau sei 2013 mehrfach in Ägypten und dreimal in Syrien gewesen, wovon Propagandavideos zeugten. "Spätestens da ist uns klar geworden, dass Lau im Dschihadismus angekommen ist", sagte der Staatsschützer. In Deutschland soll der Salafistenprediger Leute animiert haben, auch nach Ägypten zu gehen, weil man dort als Salafist besser leben könne. Doch dann wurde Lau bei einer Rückreise nach Ägypten die Einreise verweigert. "Warum, wissen wir nicht", sagte der Polizist aus. Auch für eine Organisation "Helfen in Not" sei der Angeklagte 2013 bis 2014 sehr aktiv gewesen. Er habe zu Spenden aufgerufen und Krankenwagen für Syrien beschafft - angeblich, um der notleidenden Bevölkerung dort zu helfen. "Doch es gab den Verdacht, dass in Wirklichkeit in den Krankenwagen kriegsähnliches Material befördert wurde", berichtete der Zeuge. Die Teilnehmer an den "Hilfskonvois" nach Syrien sollen Kämpfer geworden und nicht zurückgekehrt, die Krankenwagen in Syrien als Kampffahrzeuge genutzt worden sein. Das sei damals diskutiert worden, so der Staatsschützer. Lau habe Leute aufgefordert, "nach Syrien zu kommen und ihre Pflicht zu erfüllen".

Der Prozess wird am 25. Oktober fortgesetzt.

(RP)
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