Mönchengladbach Telefonzellen werden abgebaut

Mönchengladbach · Zwölf von 189 öffentlichen Telefonen will die Telekom entfernen – dort, wo sie am unwirtschaftlichsten sind. Obwohl sich überhaupt nur elf der Apparate rentieren, bleiben viele zumindest vorerst stehen – von Gesetzes wegen.

Zwölf von 189 öffentlichen Telefonen will die Telekom entfernen — dort, wo sie am unwirtschaftlichsten sind. Obwohl sich überhaupt nur elf der Apparate rentieren, bleiben viele zumindest vorerst stehen — von Gesetzes wegen.

Anderthalb Stunden Ortsgespräch, eine Stunde zu einem Festnetzanschluss im Bundesgebiet oder sogar nur 30 Minuten ins EU-Ausland: Mehr wird aus der Telefonzelle an der Gladbacher Straße/Ecke Am Nordpark im Monat nicht telefoniert. Denn nicht einmal 20 Euro an Einnahmen läppern sich dort in dieser Zeit zusammen. Die Gründe liegen auf der Hand: Je mehr sich Handys und mobiles Internet durchsetzen, desto weniger werden öffentliche Apparate genutzt.

Speziell in den letzten fünf Jahren ist ihre Nutzung immer weiter zurückgegangen. "2009 wurden in Deutschland 55-mal so viele Telefonanrufe allein im T-Mobile-Netz per Handy geführt wie von öffentlichen Fernsprechern aus", sagt Telekom-Sprecherin Katja Werz. Nach Angaben des Unternehmens arbeiten nur elf von 189 Standorten im Stadtgebiet kostendeckend, bringen also jeweils 250 Euro im Monat oder mehr ein. Darum sollen nun zwölf Apparate, so etwa der am Nordpark, abgebaut werden. Darüber stimmen diese Woche die Bezirksvertreter ab.

Stadt muss zustimmen

Das solle jedoch mitnichten der Anfang vom Ende des öffentlichen Telefonierens sein, stellt die Telekom klar. Denn das Unternehmen ist laut Telekommunikationsgesetz dazu verpflichtet, flächendeckend und bedarfsgerecht öffentliche Telefonstellen zu betreiben. Allerdings kann sie, im Einvernehmen mit kommunalen Spitzenverbänden und der Bundesnetzagentur, solche Standorte abbauen, die extrem unwirtschaftlich sind.

Um solche handele es sich nun bei den zwölf in Frage stehenden, sagt die Telekom, bundesweit sind mehr als 10 000 betroffen. Bei jedem einzelnen Abbau muss die jeweilige Kommune zustimmen. Der Telekom steht es zudem frei, jederzeit Telefonzellen durch so genannte Basistelefone zu ersetzen, also einfache, nicht überdachte Telefonsäulen. Diese sind wesentlich günstiger im Unterhalt, brauchen etwa keine Stromversorgung, können deswegen aber auch nicht mit Münzen betrieben werden und sind zudem nicht überdacht.

Von den derzeit 189 Apparaten befinden sich 80 im Bezirk Nord, 30 im Osten, 17 im Westen und und 62 im Süden. Die meisten der extrem unwirtschaftlichen Apparate stehen in Rheydt. In Gladbach gibt es noch einige der traditionellen gelben Telefonzellen, die nach und nach durch die moderneren Magenta-Modelle ersetzt werden. Dazu kommen Basistelefone.

Ein mögliches Zukunftsmodell könnten die so genannten Multimediastationen sein, die auch einen Internetzugang haben. Zur Frage, ob in Kürze noch weitere Telefonstellen abgebaut werden sollen, gibt es noch keine gesicherten Angaben. Hier solle die weitere Entwicklung abgewartet werden, teilt der Beigeordnete Peter Holzenleuchter mit. Die kommunalen Spitzenverbände — Städtetag, Landkreistag sowie Städte- und Gemeindebund — jedenfalls geloben, gemeinsam mit der Bundesnetzagentur jedes halbe Jahr einen Erfahrungsbericht der Telekom einzufordern und den Abbauprozess sorgfältig zu begleiten.

"Um auf etwaige Problemfälle zeitnah reagieren zu können", so Peter te Reh, IT-Referent des Städtetages. Finanzielle Folgen hat der Abbau von Telefonapparaten für die Stadt übrigens nicht — außer, sie wünscht, dass ein unrentabler Standort weiterbetrieben wird. Dann müsste sie die Betriebskosten tragen.

(RP)
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