Mönchengladbach Tante Ju kommt nach Gladbach

Mönchengladbach · Düsseldorfer Freunde der alten Tante Ju werden Trauer tragen. Gehörte das fliegende Denkmal in den vergangenen Jahren zum beweglichen Inventar des Airports, so hat das mehr als 70 Jahre alten Fluggerät aus dem Hause Junkers bereits klammheimlich Kurs auf auf Mönchengladbach genommen.

 Der Umzug hat Vorteile: In Mönchengladbach dürfen die Passagiere bis zum Flugzeug laufen.

Der Umzug hat Vorteile: In Mönchengladbach dürfen die Passagiere bis zum Flugzeug laufen.

Foto: Dieter Wiechmann

Ab Düsseldorf steht für den 22. Juni lediglich noch ein ein "Streckenflug" von zehnminütiger Dauer im Programm: Ein Mal von Düsseldorf nach Mönchengladbach zum Ticketpreis von 67 Euro — das wird's ein für allemal gewesen sein.

Warum das so sein wird, nachdem die Ju 52 in den Sommern 2006 bis 2008 unermüdlich in Düsseldorf an den Start gerollt war, hat seine Gründe: Am drittgrößten deutschen Flughafen ist es für die 16 Passagiere fassende dreimotorige Propellermaschine so eng geworden, dass sie vor der Übermacht der großen Düsenjets schlichtweg die Flügel strecken muss.

Weil die Einhaltung des Zeitplans der großen Passagierflugzeuge stets Priorität hat, kam es für die äußerst beliebteTante JU am Start zu immer längeren Wartezeiten. Das war vor allem in Spitzenzeiten während der Ferien so, wenn sich in Düsseldorf innerhalb weniger Minuten ein Düsenjet nach dem anderen in den Himmel hebt. Oder in den Mittagsstunden, die ebenfalls zu den verkehrsreichsten Zeiten gehören, aber von Rundflüglern ebenfalls gerne gebucht werden.

"Wir mussten schon im vergangenen Jahr unsere Pläne immer wieder neu stricken", bestätigt JU52-Flugplan-Koordinator Georg Kohne. Manchmal habe seine Crew die Mittagspause unfreiwillig sogar bis auf vier Stunden ausgedehnt, weil kein Platz im normalen Flugbetrieb mehr war. Mit der nicht zum Zuge kommenden Besatzung warteten in solchen Fällen auf der dann auch die Passagiere. "Wir hatten das Gefühl, dass wir störten, und das wollen wir nicht", sagte Kohne.

Dass Düsseldorf in den Kernzeiten des Tages nur eine Startbahn benutzen darf, nennt Kohne so ganz nebenbei "provinziell". Jetzt sind die Zeiten vorbei, in denen sich das gut 70 Jahre alte Flugzeug immer öfter hinten anstellen oder bei der Rückkehr nach Lohausen oftmals sogar Warteschleifen drehen musste. In Mönchengladbach geht es für das rüstige Museumsstück weniger hektisch zu. Auf der dortigen Piste gibt es keinen streng durchorganisierten Linienverkehr, nur ab und zu hebt ein kleiner Geschäftsflieger ab.

Kohne ist überzeugt, dass in Mönchengladbach für Passagiere und Besatzung bessere Zeiten anbrechen. "Das Gesamtpaket ist einfach schöner. Im Düsseldorfer Betrieb macht die Ju keine große Figur. In Mönchengladbach werden die Passagiere dagegen nicht im Bus weit draußen zur Maschinen gefahren, sie können dorthin laufen und sogar ihre Angehörigen mitbringen. Die können das Anlassen der Motoren sogar aus nächster Nähe miterleben."

Bei so viel Komfort fürs Publikum glaubt Kohne nicht, dass die Tante Ju eines Tages wieder in Düsseldorf zur Landung ansetzt. Macht aus seiner Sicht aber auch nichts: Von Düsseldorf zum Flugplatz Mönchengladbach sind es nur 30 Minuten. Einen Parkplatz direkt am Terminal gibt es auch.

(RP)
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