Mönchengladbach Suche nach Altstadt-Therapie

Mönchengladbach · Sollen auf der Waldhausener Straße Stadthäuser entstehen? Oder doch kleine Geschäfte und gemütliche Kneipen? Drei Planungsbüros entwickelten Konzepte. Die Altstadt-Initiative will die Fassade von Haus Caspers erhalten.

 Heute: Die Altstadt ist in einem fast verlotterten Zustand.

Heute: Die Altstadt ist in einem fast verlotterten Zustand.

Foto: RPO

Stadtmitte In der Analyse waren sich alle einig: Die Altstadt kränkelt. Sie ist in einem fast verlotterten Zustand — ungeordnet, wenig freundlich, wild zuplakatiert, mit hohem Leerstand und kaputten Häusern. Doch wie ist der Gesundungsprozess einzuleiten? Darüber gingen die Meinungen auseinander, als am Dienstagabend Planer, Politiker, städtische Entwicklungsgesellschaft (EWMG), Wirte-Vereinigung und Vertreter der Altstadt-Initiative im Rathaus Abtei unter der Moderation von Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers diskutierten. Ist Wohnen das richtungsweisende Konzept für die Waldhausener Straße? Oder soll die Stadt auf Gastronomie und Handel setzen? Drei Planungsbüros hatten unterschiedliche Konzepte, stimmten in einer Hinsicht aber überein: In der Waldhausener Straße muss "aufgeräumt" werden. Besonders die Spindeltreppe und die WC-Anlage waren ihnen ein Dorn im Auge.

Finger in die Wunde

Doch wie schnell diese Frischzellenkur verwirklicht werden kann, ist ungewiss. Ulrich Bücker vom Bauunternehmen Jessen, bisher der einzige Investor, der an der Ecke Waldhausener Straße/Aachener Straße einen Neubau errichten will, legt den Finger in die Wunde: "So wie sich dies einige Planer vorstellen, ist das wirtschaftlich nicht darstellbar. Das wird nicht funktionieren. Sie sind auf dem völlig falschen Weg." Allerdings: An den Neubau, den das Mönchengladbacher Büro Bolzen, Mehring und Partner vorschlägt, scheiden sich die Geister. Vor allem die Altstadt-Initiative findet an dem wuchtigen Bau wenig Gefallen. Sie will die Fassade der ehemaligen Gastronomie Caspers erhalten und in eine Bebauung integrieren. "Dieses Gebäude ist identitätsstiftend für die Altstadt", sagt der ehemalige Technische Beigeordnete Helmut Hormes, der sich jetzt in der Altstadt-Initiative engagiert. Das Gebäude von Caspers gehört inzwischen der EWMG, die auch andere Häuser auf dem Straßenstück aufgekauft hat, um eine städtebauliche Rahmenplanung möglich zu machen.

Doch der Teufel steckt nicht nur im Detail, sondern auch in grundsätzlichen Forderungen. Die Düsseldorfer Architektengruppe "Stadtraum", mit ihren Plänen heimlicher Favorit bei Initiative und zahlreichen Politikern, räumt dem Wohnen eine Priorität zu. Weil in diesem Gebiet Parkplätze rar sind — ohne sie sind, so "Stadtraum", Wohnungen aber kaum zu vermarkten —, fordern die Düsseldorfer eine Tiefgarage. Dafür hatten sie einen Standort auf dem Gelände der Hauptschule Aachener Straße ausgeguckt, auf dem laut Ratsbeschluss eine Mensa gebaut wird. Und das Aachener Büro Reicher Haase will das Caspers-Gebäude einbinden in einen Hotel-Neubau und plant Mini-Parks auf der Waldhausener Straße.

Welches Büro mit der weiteren Planung beauftragt wird, entscheidet die Politik. Im Vorfeld sollen Altstadt-Initiative, Wirte, Verwaltung, Anwohner und Politiker ein städtebauliches Leitbild entwickeln. Da soll dann auch schon geklärt werden, wie Beleuchtung, Pflaster und Plätze schöner gestaltet werden können. KOMMENTAR

(RP)
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