Mönchengladbach Streit um neue Bibliothek

Mönchengladbach · Mehr als 17 Millionen Euro würde der Neubau der Stadtbücherei kosten. Die Grünen werben um Zuschüsse von Land und Bund. Doch SPD und FDP winken schon im Vorfeld ab. Sie halten den Plan schlicht für utopisch.

 Die Stadtbibliothek an der Blücherstraße platzt aus allen Nähten.

Die Stadtbibliothek an der Blücherstraße platzt aus allen Nähten.

Foto: Detlef Ilgner

20 Seiten stark ist das "Konzept Bibliotheksneubau", das seit Wochen in Ampel-Fraktionen und Verwaltung kursiert. Gezeigt wird ein ansprechender Bau mit schmalen Fenstern, die an Bücherregale erinnern sollen. Da der Neubau auch Raum Platz für die Volksvereinsbibliothek, eine Franziskanerbibliothek und eine Exlibris-Sammlung und ein Lesecafé bieten soll, hat das Gebäude über 9500 Quadratmeter. Die sollen 17,2 Millionen Euro kosten. Und diese Summe ist wohl der wesentliche Grund, warum auf Seite 4 und 5, wo Oberbürgermeister Norbert Bude ein Vorwort schreiben soll, noch Blindtext steht. Denn nach Informationen der RP verweigert Bude bislang die Freigabe der Broschüre, mit der bei potenziellen Förderern um Geld für das Projekt geworben werden soll. Dabei ist dies schon die nachgebesserte Variante. Im ersten Entwurf war noch zu sehen, wo die neue Stadtbibliothek stehen könnte: auf dem Gelände des Jugendzentrums "Step". Dieser Entwurf wurde wegen des politischen Sprengstoffs sofort einkassiert.

Sanierung kostet drei Millionen

Doch auch der aktuelle Stand der Broschüre wird möglicherweise nie verschickt werden. Und zwar aus zwei Gründen: Zum einen ist Liberalen und Sozialdemokraten die Finanzierung viel zu wackelig. Das in die Jahre gekommene Haus an der Blücherstraße muss wegen Brandschutzrichtlinien saniert werden. Das kostet 1,8 Millionen. Für weitere 1,4 Millionen Euro sollen neue Fenster eingebaut und die Fassade gedämmt werden, was die Nebenkosten senken würde. Mehr als fünf Millionen soll die Stadt nach Auffassung der FDP aber auf keinen Fall für das Thema Stadtbücherei ausgeben. Zwölf Millionen müssten also Land und Bund beisteuern.

Das Land kann dies nicht. Und Geld aus Berlin gibt es rein theoretisch noch am ehesten, wenn der kulturelle Aspekt betont wird. Das ist der Grund, warum die Volksvereinsbibliothek in der Broschüre in den Mittelpunkt gestellt ist. Die in der Tat bedeutende Sammlung soll das Vehikel sein, um einen Neubau finanzieren zu können. Allerdings: So wissenschaftlich bedeutsam die Volksvereinsbibliothek auch ist, für Publikumsverkehr sorgt sie kaum. Die meisten Forscher besorgen sich die Titel per Fernausleihe; nur ein Teil reist eigens nach Mönchengladbach.

So wird es denn notgedrungen bei der in der Tat ärgerlichen Sanierung bleiben. Denn die drei Millionen, die die Stadt für die Sanierung ausgeben muss, ändern nichts an der unbefriedigenden Situation der Einrichtung. Sie platzt aus allen Nähten. Eine Chance auf mehr Platz bleibt. Die Ampel könnte die Entwicklungsgesellschaft beauftragen, ein geeignetes Gebäude zu kaufen und an die Bücherei zu vermieten.

(RP)
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