Streik in Mönchengladbach Buslinie 013 aus Schwalmtal darf nicht durch die Stadt fahren

Update | Mönchengladbach · Am Montag, 27. März, ist der Linien- und Schulbusverkehr in Mönchengladbach lahmgelegt. Selbst der Bus aus Schwalmtal und die Linie 089 durften nicht durch die Stadt fahren. Auch die Züge der Deutschen Bahn standen wegen des „Super-Streiks“ der Gewerkschaften Verdi und EVG still.

Mönchengladbach: Fotos vom „Super-Streik“ vom Bahnhof und der Stadt
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So lief der „Super-Streik“ am 27. März 2023 in Mönchengladbach

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Foto: David Grzeschik

Am Tag, an dem Deutschland lahmgelegt werden soll, laufen drei Bahnmitarbeiter durch den Mönchengladbacher Hauptbahnhof. Die Männer tragen Dienstkleidung und haben offensichtlich Fahrpläne in der Hand, ausgedruckt auf DIN A3 oder DIN A2. Es scheint, als seien sie im Dienst. „Es gibt ja auch welche, die nicht in der Gewerkschaft sind“, sagt einer der Männer. Auskunft darüber, was genau sie heute machen, wollen sie aber nicht geben.

Die Gewerkschaften Verdi und EVG wollen den Druck vor der nächsten Verhandlungsrunde mit der Arbeitgeberseite erhöhen und haben im ganzen Land zum „Super-Streik“ aufgerufen. Im Zuge dessen legten Mitarbeiter der NEW am Montag, 27. März, die Arbeit nieder. Weder Linien- noch Schulbusse waren deswegen in Mönchengladbach unterwegs. Wie ein Leser unserer Redaktion berichtete, durfte auch die Linie 013 aus Schwalmtal nicht durch die Stadt fahren, obwohl sie am Streiktag weiterhin unterwegs war. Ein Mitarbeiter des Unternehmens Kraftverkehr Schwalmtal bestätigte dies auf Anfrage unserer Redaktion. Die für die Linie zuständige NEW habe die Durchfahrt untersagt. Nach Angaben eines Sprechers der Stadttochter sei der Grund für die Einschränkungen für den Busverkehr, der außerhalb von Mönchengladbach noch fuhr darin, „dass streikbedingt der gesamte Linienverkehr in der Stadt Mönchengladbach ausfällt.“ Wie der Sprecher mitteilte, endeten zudem die Fahrten der Linie 089 an der Haltestelle Helenabrunn-Wegweiser, die Busse fuhren nicht zum Gladbacher Hauptbahnhof.

Auch die Kundencenter der NEW am Europaplatz und am Marienplatz blieben am Streiktag geschlossen. Nach Angaben der Stadttochter legten rund 600 Mitarbeiter des Unternehmens ihre Arbeit nieder und damit etwa so viele Menschen wie an den vergangenen Streiktagen in der Vitusstadt.

Neu war dagegen die Beteiligung der Angestellten der Deutschen Bahn, die von der EVG vertreten werden. Der Zugverkehr kam daher auch in Mönchengladbach zum Erliegen. Entsprechend leer präsentierte sich am Montagvormittag der Gladbacher Hauptbahnhof, der von den Menschen – wenn überhaupt – als Durchgangspassage genutzt wurde. Auf Fahrgäste, die vergeblich auf ihren Zug warteten, traf man dagegen nicht. Die meisten Läden und Geschäft im Hauptbahnhof hatten trotzdem zunächst geöffnet – und verzeichneten deutlich weniger Kundschaft. Beim Bäcker „Ditsch“ etwa war die Auslage am späten Vormittag noch sehr gut gefüllt. „Normalerweise schließen wir um 20 Uhr, aber heute hat der Chef entschieden, dass wir um 12 Uhr Schluss machen“, erklärte ein Mitarbeiter. Die belegten Brötchen würden dann im Müll landen.

Geöffnet war auch das DB-Servicecenter im Hauptbahnhof. Verkauft werden hier unter anderem Speisen und Getränke. Seit 4 Uhr in der Früh seien heute aber nur 20 bis 25 Kunden vorbeigekommen. „Sonst haben wir in derselben Zeit locker 100 bis 200 Leute hier“, sagte einer der Mitarbeitenden. Zudem blieb der Ticketschalter im Servicecenter streikbedingt geschlossen. „Aber Sie können ein Ticket für die nächsten Tage am Automaten kaufen“, sagte der Mitarbeiter.

Auch auf den Straßenverkehr in Mönchengladbach zeigte der Streik Auswirkungen. Anders als vielleicht erwartet, kam es aber nicht zu Staus oder überfüllten Straßen. Im Gegenteil: Es waren vergleichsweise wenig Menschen mit dem Auto unterwegs, als normalerweise. Viele Gladbacher schienen sich bereits auf den Streik eingestellt zu haben und verzichteten lieber auf die Fahrt ins Büro. Auch mehrere Taxifahrer hatten laut eigener Aussage eher weniger zu tun als an normalen Tagen. „Weil keine Züge fahren, kommt auch keiner an“, sagte ein Taxifahrer vor dem Hauptbahnhof.

Aus Sicht von Dominik Kofent bedeutete das jedoch nicht, dass der Streik seine Wirkung verfehlt hatte. „Es geht uns nicht darum die Bürger zu schocken, oder für Verkehrschaos zu sorgen“, sagte der Bezirksgeschäftsführer der Verdi Linker Niederrhein. „Ziel ist es vielmehr, dass sich möglichst viele Mitarbeiter an den Streiks beteiligen, um den Druck auf die Arbeitnehmer zu erhöhen.“ Die Beteiligung an den Protesten sei aktuell so hoch, wie lange nicht mehr. „Das zeigt deutlich, wie kritisch die Lage für die Arbeitnehmer ist“, sagte Kofent.

In den vergangenen Wochen riefen die Gewerkschaften Beschäftigte des öffentlichen Dienstes wiederholt dazu auf, ihre Arbeit niederzulegen. So wurden vergangenen Dienstag zum Beispiel gleich mehreren Bereichen des öffentlichen Dienstes in Mönchengladbach bestreikt, etwa 10.000 Personen nahmen an einer Demonstration in der Stadt teil.

Weiter Druck aufzubauen, sei notwendig, sagte Kofent im Gespräch mit unserer Redaktion. „Gerade Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, die unter der Gehaltsklasse der Facharbeiter liegen, werden einfach viel zu schlecht bezahlt“, so der Gewerkschafter. „Ein Gladbacher Kollege aus dem Betriebsrat hat mir beispielsweise erzählt, dass immer mehr Mitarbeiter zur Beratung kommen, weil sie ihre Stromrechnung nicht zahlen können. Das kann bei jemandem, der für den Staat arbeiten, einfach nicht sein.“

An diesem Montag waren die Stadtverwaltung, Grün- und Abfallbetriebe sowie weitere in den vergangenen Wochen bestreikte Bereiche des öffentlichen Dienstes allerdings nicht betroffen. Auch die von der NEW betriebenen Bäder in der Stadt blieben geöffnet. Der Fokus lag auf dem Verkehrssektor.

 Wegen des Streiks war der Mönchengladbacher Hauptbahnhof am Montag ungewöhnlich leer.

Wegen des Streiks war der Mönchengladbacher Hauptbahnhof am Montag ungewöhnlich leer.

Foto: David Grzeschik

Mit der Aktion wollte Verdi parallel zum Beginn der dritten Verhandlungsrunde am Montag ein klares Zeichen gegenüber dem Bund und den Kommunen setzen. Das Angebot der Arbeitgeberseite nach der zweiten Verhandlungsrunde hatten die Gewerkschaften abgeschmettert. Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordern sie für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro pro Monat mehr Lohn. „Ob die Verhandlungen erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten. Noch liegen die Vorstellungen sehr weit auseinander“, sagte Dominik Kofent, der noch am Morgen eine Rede vor den Mitarbeitern der NEW gehalten hatte. „Die Menschen haben ganz klar signalisiert, dass wir weitermachen sollen und sie den Streik mittragen, bis ein annehmbares Angebot vorgelegt wird“, so der Gewerkschafter.

(cwe, grz)
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