Mönchengladbach Streicheleinheiten auf dem Ziegenhof

Mönchengladbach · Mehr als 100 Zicklein leben auf dem Hof Nilgen-Schmitz. Sie sind Lieblinge aller Besucher, die sich über Tierhaltung und Produkte direkt vom Erzeuger informieren. Die Landwirtsfamilie verarbeitet Ziegenmilch zu Quark und Käse.

 Viele fremde Besucher: Auch die Ziegen schienen an den neuen Gesichtern interessiert. Die Führung der Familienbildungsstätte war für alle Beteiligten spannend.

Viele fremde Besucher: Auch die Ziegen schienen an den neuen Gesichtern interessiert. Die Führung der Familienbildungsstätte war für alle Beteiligten spannend.

Foto: Reichertz

 Wo kein Mensch mit seinen Händen parat steht, hilft zur Not auch eine Bürste.

Wo kein Mensch mit seinen Händen parat steht, hilft zur Not auch eine Bürste.

Foto: Reichartz Hans-Peter

Ziegen sind verschmust und mitunter ganz schön rabiat in der Forderung nach Streicheleinheiten. Das wissen alle, die gerne mit Kindern in Streichelzoos gehen. Und das wurde auch einer 19-köpfigen Gruppe bewusst, die mit der Familienbildungsstätte Mönchengladbach den Ziegenhof der Familie Nilgen-Schmitz besuchte.

 Die kleinen Ziegen sehnen sich danach, gestreichelt zu werden.

Die kleinen Ziegen sehnen sich danach, gestreichelt zu werden.

Foto: Reichartz Hans-Peter

Denn dort rappelte eine Edelziege bei Nichtbeachtung mit Höllenlärm am Gatter. Sie war augenblicklich zufriedengestellt, wenn sich eine streichelnde Hand nach ihr ausstreckte. Die braune Ziege ist ein dunkler Tupfer zwischen 55, vorwiegend weißen deutschen Edelziegen, die vor kurzem gelammt haben. Sie freuten sich offenbar über den Besuch, der nicht geizte mit Bewunderung und großer Zuwendung. "In Kooperation mit der Slow-Food-Initiative besichtigen wir Betriebe", sagt Angelika Oberländer über den Hofbesuch und den damit verbundenen Einblick in die Produktion von Lebensmitteln. Die Geschäftsführerin der Familienbildungsstätte Mönchengladbach ist unter anderem verantwortlich für die Bereiche gesund leben, Hauswirtschaft und Ernährung.

Bernhard Vornefeld aus Rheydt verriet, er sei vor allem aus Interesse an der Intoleranz gegen Kuhmilch gekommen. "Ich leide nicht daran, doch meine Lebensgefährtin, und so ist man sensibilisiert", sagt der Rheydter. Vornefeld war recht gut informiert, wie gezielte Fragen in der Käserei bewiesen. Christiane Nilgen-Schmitz berichtete, dass die Allergie des Sohnes den eigentlichen Impuls für den Betrieb gegeben hatte.

Die Eltern schafften zwei Ziegen für den Eigenbedarf an, da die Proteine der Ziegenmilch besonders gut verdaulich und damit oft auch für Allergiker verträglich sind. Die Nachfrage von Müttern mit gleichen Problemen beim Nachwuchs zeigten den großen bestehenden Bedarf. So erweiterten Christiane und Klemens Nilgen-Schmitz nach und nach den Bestand, bildeten sich in Seminaren fort und spezialisierten sich auf die Verarbeitung der Ziegenmilch zu Quark und Käsesorten.

"Anfangs haben wir erst einiges wegwerfen müssen. Nach 15 Jahren haben wir das gut im Griff", erzählt die Landwirtin. Sie berichtet, dass nur pasteurisierte Milch verarbeitet wird, die Käse im Reiferaum mindestens sechs Wochen gelagert und täglich auf den Brettern gewendet werden. Natürlich gab es auch Kostproben. Doch zuvor widmete sich die Gruppe 105 niedlichen Zicklein, die mindestens ebenso verschmust sind wie ihre Mütter. Ehrfurcht flößten drei kräftige Böcke ein. Der Jüngste zeigte sich beinahe so neugierig wie die Ziegendamen und -kinder, während der älteste des Trios den Besuch zu ignorieren schien. Ein kompakter brauner Bock ist der Vater der wenigen "bunten" Ziegenkinder. "Um Inzucht zu vermeiden, kaufen wir immer einen neuen Bock und tauschen auch mit Kollegen", erklärt die Landwirtin. "Hat der Bock immer Bock?", fragte ein Mann schalkhaft. Nilgen-Schmitz lächelte über das Wortspiel nur und begnügte sich mit dem Hinweis, dass es auf dem Hof keine künstliche Befruchtung gebe.

(RP)
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