Strandkorb Open Air in Mönchengladbach Kasalla und Rütter bringen Publikum zum Schwitzen

Mönchengladbach · Richtig eingeheizt hat die Kölsch-Rock-Band Kasalla ihren Fans am Freitag. Kam die durch tanzen, mitsingen und herumspringen ins Schwitzen, stand wohl auch manchem Hundehalter am Samstag bei Martin Rütter der Schweiß auf der Stirn. Rütter fand nämlich klare Worte.

 Der versprenkelten Menge hat am Freitagabend die Band Kasalla richtig eingeheizt.

Der versprenkelten Menge hat am Freitagabend die Band Kasalla richtig eingeheizt.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Auch das zweite Wochenende des Strandkorb Open Air im Sparkassenpark startete mit einer ausverkauften Veranstaltung: Am Freitagabend trat die Kölsch-Rock-Band Kasalla vor knapp 1000 Menschen in etwa 500 Strandkörben auf. Keiner darunter, so schien es, der kein Kasalla-Groupie ist. Fan-Shirts und Piratenflaggen tauchten an vielen Stellen auf, und beobachtete man die Münder der Menschen, so bewegten sich diese im genauen Wortlaut der gesungenen Lieder. Es war auch gut, sie auswendig zu kennen, denn wie so oft bei solchen Auftritten gingen viele Worte in der Lautstärke der Instrumente unter.

Mehr als 20 Songs präsentierte die bestens gelaunte und mit viel Energie gefüllte Band in gut zwei Stunden. Alte und neue Stücke wechselten einander ab. Der „Bunte Hungk“ ist ein aktuelles Lied und eine Hommage an den verstorbenen Vater des Leadsängers Basti Campmann. Der war eben ein bunter Hund und ausgesprochen beliebt. Noch heute, so Campmann in seiner Anmoderation, werde er auf seinen Vater angesprochen, der vielen ein guter Freund gewesen sei.

„Wir eskalieren“ und „Alle su Yeah“ standen auf dem Programm. Ein Kasalla-Konzert ist kein Konzert zum Dasitzen und Zuhören. Die Kasalla-Fans standen hüpften, hockten, sprangen ausgelassen, klatschten und schwenkten ihre Arme mit und ohne Handy-Taschenlampe fast das gesamte Konzert lang vor ihrem Strandkorb. Bei „Alle su Yeah“ teilte Campmann den Hockeypark in zwei Hälften auf: Team Sebi (Sebastian Wagner, Bass) und Team Flo (Flo Peil, Gitarre). „Welche Seite kann lauter singen und springen?“, lautete die Challenge.

Das Publikum sang auch ohne Kasallas Hilfe. Die Refrains erschollen 1000-stimmig – grob geschätzt. Kasalla hatte sein Publikum fest im Griff. Bei „Dausend Leve“ veleiserten die Zuhörer ihre Stimmen bis zum Flüstern, um den Gesang dann nach Ansage wieder anzuschwellen.

Kasalla ist für zeit- und sozialkritischen Stücke bekannt: dazu gehört „Fleisch un Bloot“. „Wir wollen nicht die vergessen, die jeden Tag ums nackte Leben kämpfen, denn wir sind alle nur aus Fleisch und Blut“, rief Campmann. Und aktuell ist Kasalla auch: Das Liebeslied der besonderen Art, „Der Ress vun dingem Levve“, wurde an einer Stelle umgedichtet. „Ich han keine Plan von Quantentheorie und Virologe wird ich nie“ hieß es.

Kasalla wurde 2011 von Flo Peil und Bastian Campmann gegründet. Außer Sebastian Wagner gehören Rene Schwiers am Keyboard und mit dem Akkordeon sowie Nils Plum am Schlagzeug dazu.

Am Samstagabend mussten viele Hunde auf Frauchen und Herrchen verzichten. Denn die waren im Sparkassenpark, um den fernsehbekannten Hundetrainer Martin Rütter live zu erleben. Hoffentlich machten derweil die zurückgelassenen Vierbeiner keinen kläffenden Aufstand. Der muss nicht zwingend ein Zeichen von Verlustängsten sein. Er könnte auch bedeuten, dass das Tier die Kompetenzen des Zweibeiners nicht allzu hoch einschätzt und in Sorge um seinen Menschen ist. Hund denkt eben oft anders als Mensch vermutet.

 Als Überrachungsgäste hat (v. l.) Hunde-Experte Martin Rütter  Detlef Steves und Chris Tall auf die Bühne geholt.

Als Überrachungsgäste hat (v. l.) Hunde-Experte Martin Rütter  Detlef Steves und Chris Tall auf die Bühne geholt.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Martin Rütter verriet, wie eine andere Sicht auf das Tier hilft, den Umgang mit selbigen zu erleichtern. Dabei dozierte der prominente Hundetrainer nicht von hoher Bühne. Er suchte stattdessen das Gespräch von Strandkorb zu Strandkorb, um auf vorgetragene Probleme in der Hundeerziehung Lösungsvorschläge zu entwickeln. Der Einstieg vorab hatte mit einer witzigen Filmeinspielung in Krimi-Manier karikierend überspitzt Missetaten gezeigt, die im Zusammenleben von Mensch und Hund vorkommen sollen.  

Doch vor den Lösungsweg unternahm Rütter einen Schwenker. Als Ergebnis einer Wette bat er Detlef Steves, Reality-TV-Teilnehmer und stolzer Besitzer einer englischen Bulldogge namens Kai Uwe, auf die Bühne. Der wiederum hatte Special Guest Chris Tall im Schlepptau, der am 29. Juli mit Özcan Cosar im Sparkassenpark gastiert. Nach dem Geplänkel standen endlich der Hund und sein Halter im Fokus. Dafür stieg Rütter von der Bühne. Einfachheitshalber wählte er für alle das Du und hinterfragte auch die Schwächen der Besitzers. „In der Wahl des Hundes lassen sich die meisten von der Optik des Tieres und den Worten des Züchters lenken“, so der Hundetrainer.

Rasch war unter den Zuschauern die Scheu überwunden, mit Fragen an den Fachmann die Kameras auf sich zu ziehen und das eigene Konterfei auf den Leinwänden seitlich der Bühne wiederzufinden. Hundeliebhaber waren ohnehin fast unter sich. Nur eine junge Frau gestand, Angst vor Hunden zu haben. Sie teilte sich den Strandkorb mit dem Besitzer einer Dogge. Rütter schenkte ihr ein Tagesseminar ohne Hund, um dessen Körpersprache verstehen zu lernen. „Du hast Angst, weil du denkst, Hunde sind unberechenbar. Das ist ein einschränkendes Gefühl. Doch Hunde haben ein total klares Kommunikationskonzept“, so der Hundeflüsterer.

Er warnte mehrfach vor einer Vermenschlichung des Tieres. Die führe zur falschen Erwartung, ein Hund müsse sich wie ein Mensch benehmen. Der Hundetrainer empfahl eine Punkteliste am Kühlschrank, um zu testen, wer im Miteinander das Sagen hat. Das Ergebnis würde vielfach im Verhältnis 60 zu 2 zugunsten des Hundes ausfallen. Eine Frau erfuhr, dass ihr Schäferhund-Husky-Mix eine territorial motivierte Aggression zeige, wenn er Hunde in Fernsehsendungen ankläfft. Andere lernten, dass ihr Hund an der Leine „auf große Hose macht“, wenn er unsicher ist, nicht optimal kommunizieren kann und die Individualdistanz erhöhen will. Hier könnte das Training mit einem „coolen Hund“ als Partner helfen.

Am Ende betonte Rütter, dass er weder Rasserunde noch Mischlinge bevorzuge. Er empfahl allerdings, vor der Anschaffung ein Tierheim zu besuchen. Auch da gebe es viele tolle Hunde.

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