Mönchengladbach Sternsinger heute und vor 24 Jahren

Mönchengladbach · An der Türe zu klingeln, den Segen auszusprechen und Spenden für den guten Zweck zu sammeln hat Tradition. Wir sprachen mit einer Sternsingerin, die in diesem Jahr unterwegs war, und einer, die vor 24 Jahren von Haus zu Haus zog.

 Anshika ist seit fünf Jahren Sternsinger. Dass sie Hindu ist, steht ihr dabei nicht im Weg. Für sie steht der gute Zweck im Mittelpunkt.

Anshika ist seit fünf Jahren Sternsinger. Dass sie Hindu ist, steht ihr dabei nicht im Weg. Für sie steht der gute Zweck im Mittelpunkt.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Bekleidet mit Mantel und Krone oder Turban sieht man dieser Tage wieder viele kleine Gruppen durch die Straßen ziehen. Sie wandern von Haus zu Haus, singen ein Lied und geben ihre Verse zum Besten. Die Sternsinger sind unterwegs. Und das schon seit vielen Jahrhunderten. Die ersten Sternsinger sind bereits im sechsten Jahrhundert verzeichnet. Schon damals hatte dieser Brauch den Sinn, Spenden zu sammeln. Und auch im Jahr 2015 haben sich Kinder verkleidet als Casper, Melchior und Balthasar auf den Weg gemacht, um den Menschen ihren Segen auszusprechen und im Gegenzug Spenden für wohltätige Zwecke zu sammeln.

 Dorothe Hornik ist als junges Mädchen auch von Tür zu Tür gezogen. Heute begleitet sie ihren Sohn.

Dorothe Hornik ist als junges Mädchen auch von Tür zu Tür gezogen. Heute begleitet sie ihren Sohn.

Foto: Isabella Raupold

Eine von ihnen ist Anshika Kumar aus Windberg. Die Zehnjährige, die zurzeit die fünfte Klasse der Marienschule besucht, ist schon seit der ersten Klasse dabei, um Gutes zu tun. Denn genau das ist es, was ihr so große Freude am Sternsingen bereitet. "Es macht Spaß. Das Singen mag ich total, und ich finde es schön zu wissen, dass ich anderen Kindern geholfen habe", sagt sie. Die Pfarrgemeinde St. Anna Waldhausen-Windberg sammelt jedes Jahr für einen anderen guten Zweck. In diesem Jahr gehen die Spenden an Kinder auf den Philippinen, "damit sie sich gesund ernähren können", erklärt Anshika.

Für einen guten Zweck hat damals auch Dorothe Hornik gesammelt. Die 37-Jährige war ebenfalls für die Pfarrgemeinde St. Anna unterwegs, nur ist das schon gut 24 Jahre her. "Damals wussten wir gar nicht so genau, wofür wir sammeln, nur, dass es für einen guten Zweck ist", sagt sie. Auch ihr hat es damals viel Spaß gemacht, an den Türen zu klingeln und ein Lied zu singen. Stern über Bethlehem, daran erinnert sie sich, habe sie damals oft gesungen. Stern über Bethlehem ist auch Anshikas Lieblingslied. "Das erzählt die ganze Geschichte und ich mag die Melodie", sagt die Zehnjährige.

Wenn sie mit den anderen Kindern unterwegs ist, ist nicht so genau festgelegt, wer Caspar, Melchior oder Balthasar ist. "Wir können uns aussuchen, was wir anziehen. Ich habe dieses Mal ein blaues Unterkleid und einen roten Mantel getragen, der war schön warm." Dazu noch einen Turban, denn "die Krone kratzt immer so, und der Turban ist schön kuschelig", sagt sie. Die Kostüme bekommen die Kinder von der Pfarre gestellt. Das sei damals anders gewesen, erinnert sich Hornik. "Wir wurden von unseren Eltern eingekleidet. Unsere Kostüme bestanden aus alten Gardinen oder ähnlichem."

Drei Tage sind die Sternsinger unterwegs. Jedes Haus, das den Segen empfängt, bekommt die Segensbitte. "20*C+M+B 15" steht dann in weißen Buchstaben und Ziffern an der Hauswand. Die 20 und die 15 stehen für das Jahr. "Früher dachten wir, dass C, M und B für Casper, Melchior und Balthasar stehen", erzählt Hornik.

Dabei wird diese Abkürzung offiziell spätestens seit den 1950er Jahren als Abkürzung der lateinischen Worte "Christus mansionem benedicat" ("Christus segne dieses Haus") gedeutet. Früher wurde die Segnung mit Kreide an die Hauswand gemalt, heute gibt es Klebezettel, auf denen die Buchstaben und Zahlen aufgedruckt sind. Hornik erzählt: "In unserer Nachbarschaft gibt es ein Haus, an dem von 1985 bis heute noch jede Segnung erhalten ist. In Kreideform."

Doch nicht jeder möchte den Segen erhalten. Das war damals wie heute so. "Ich habe es auch schon erlebt, dass die Leute einem die Tür vor der Nase zuschlagen, und manche machen gar nicht erst auf", sagt Anshika. Hornik bestätigt das. "Es gibt immer welche, die doof sind, und welche, die nett sind." In diesem Jahr wären die meisten aber nett gewesen.

Und Spendefreudig, wie Hornik sagt, die in diesem Jahr ihren fünfjährigen Sohn begleitet hat. Und nicht nur Geld wird gespendet. "Es werden so viele Süßigkeiten rausgegeben. Damals gab es das auch schon, aber nicht in dem Maß wie heute." Anshika freut es. Sie wird im nächsten Jahr wieder dabei sein. Dass sie als Hindu eigentlich eine ganz andere Religion hat, stört sie nicht. "Für mich sind alle Götter gleich, und am wichtigsten ist doch, dass anderen Menschen geholfen wird."

(RP)
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