Mönchengladbach Beim Festumzug feiern 20.000 neuen König

Mönchengladbach · 2500 Schützen und Musikanten, 35 Bruderschaften und Vereine, 40.000 Besucher, davon 20.000 beim Festumzug: Das sind die Fakten zum Stadtschützenfest. Gladbach hat einen Big-Mac-König, den 1,98 Meter großen Michael Kremer.

Wer genau hinhörte, konnte eine gewisse Ratlosigkeit, sogar Ängstlichkeit vernehmen. Nein, nicht bei den rund 2500 Schützen und Musikanten — die wussten am Samstag und vor allem gestern immer, was zu tun war. Aber was ist mit den Prominenten, die nur einmal im Jahr als Historien-Ensemble dem Stadtschützenfest einen Glamour-Effekt geben? Zum Glück gibt's auch in deren Reihen Menschen, die sich auskennen. "Ihr besetzt die Kutschen eins bis drei. Nur nicht Kutsche vier, da sitzt der neue Bezirkskönig", gab Volksbank-Chef Lothar Erbers gewohnt klare Anweisungen. Und sogar OB Norbert Bude, am Sonntag wieder hoch zu Ross, suchte seine Nähe. "Du bleibst doch bei mir?", fragte Bude den Ensemble-Chef vor der Parade und bekam die Antwort: "Meenste, ich lass' dich alleen?"

Und so war's auch. Bude auf Schimmel "Snowball", der einen leichten Linksdrall hatte oder auch nur die Nähe zum reiterfahrernen Erbers suchte, führte den Schützen-Lindwurm vor rund 20.000 Zuschauern an. Dicht gefolgt von Michael Schroeren, der mit roter Pagenkopf-Perücke den Räuberhauptmann "Der Fetzer" aus der napoleonischen Zeit gab. "Wie der Pumuckl aus Mönchengladbach", kommentierte Moderator und Schützen-Chef Horst Thoren von der Tribüne aus, auf der neben viel Politprominenz zum ersten Mal auch Boxweltmeisterin Ina Menzer saß.

Die neue Bezirksmajestät Michael Kremer von der St.-Margareten-Bruderschaft Hockstein kündigte Thoren als "Big Mac von Mönchengladbach" an: Gemeinsam mit seinen Ministern Frank Doumen aus Holt und Wolfgang Steffens aus Geneicken-Bonnenbroich fuhr der 1,98 Meter große König winkend in Kutsche Nummer vier vor und steuerte dann seinen erhöhten Platz neben der Tribüne an.

"Papa, Papa!", riefen Michael Kremers Kinder Tom (7), Oliver (4) und Merle (2), die mit seiner Frau Barbara auf dem Doppeldeckerbus standen. Sohn Phillip (14) schwirrte derweil rund um die Tribüne herum und machte Fotos, Tochter Julia (17) bereitete sich mit ihrer Hocksteiner Matrosengruppe auf ihren Einsatz in der Parade vor. Als sie dann gut eine halbe Stunde später im Stechschritt an ihrem Vater vorbei marschierte, war der siebenjährige Tom ganz begeistert: "Juulia! Juulia!", rief er seiner Schwester hinterher und beschloss: Irgendwann will er auch mal Bezirksschützenkönig werden.

Neben den Hocksteinern hatten 34 weitere Bruderschaften Abordnungen entsandt. Schwarze Husaren, Klompenfrauen in farbenfrohen Trachten, Damen in edlen Roben, Jäger, Sappeure, Fahnenschwenker — sie alle zogen der neuen Majestät zu Ehren über die Hindenburgstraße. Nach fünf Serenaden, von denen eine Ina Menzer gewidmet war, und dem Großen Zapfenstreich steuerten die Schützen den Kapuzinerplatz an.

Die Boxweltmeisterin ging mit. "Ich war wie in einer anderen Welt. Die Kostüme haben mich an die Heimatfilme erinnert, die ich als Kind gesehen habe", schwärmte sie. Auch Norbert Bude lobte: "Das war wie jedes Jahr eine schöne Parade", die Stimmung sei diesmal sehr gelöst gewesen. Seinen Ritt auf dem Schimmel hatte er gut überstanden: "Ross und Reiter sind wohlauf."

(RP)
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