Grüner Salon Soziologe spricht über die Schieflage, in die die Welt geraten ist

Mönchengladbach · "Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!" - das hat der kürzlich verstorbene Roman Herzog einmal gesagt. Durch Europa muss ein Ruck gehen - das ist die Quintessenz des neunten Grünen Salons. Zu Gast war der Soziologe Stephan Lessenich, der in seinem Buch "Neben der Sintflut" deutlich macht, inwiefern die Welt in Schieflage geraten ist.

"Durch Deutschland muss ein Ruck gehen!" - das hat der kürzlich verstorbene Roman Herzog einmal gesagt. Durch Europa muss ein Ruck gehen - das ist die Quintessenz des neunten Grünen Salons. Zu Gast war der Soziologe Stephan Lessenich, der in seinem Buch "Neben der Sintflut" deutlich macht, inwiefern die Welt in Schieflage geraten ist.

"Die Kosten unserer Lebensweise werden an Dritte ausgelagert. Dieses Verhalten ist eine Machtdemonstration. Wir können es uns leisten - wir werden mit den Folgen unseres Handelns nicht konfrontiert. Lange hat die Gesellschaft nach einem Vertrag funktioniert. Die Politik realisiert Wachstum und hält uns alles Negative vom Hals. Das hat lange funktioniert", sagte Lessenich. Fest steht für den Soziologen: So geht es nicht weiter. Der Vertrag bröckelt. Der Syrienkrieg und die Flüchtlingskrise sind nur zwei Beispiele. Der Zulauf populistisch agierender Parteien und Gruppierungen ein weiteres. Was kann man also tun? Unseren Konsum herunterfahren, darauf achten, wo die Ware herkommt?

Doch so einfach scheint es nicht zu sein, wie eine Reaktion aus dem Publikum zeigte: "Ich habe in Indien und in China gelebt. Es geht da einfach ums Leben. Die Eltern möchten, dass ihre Kinder zur Schule gehen und es besser haben. Danach streben sie mit aller Macht, egal, was die Welt sagt. Die Fabriken dort erhalten die Aufträge nicht direkt von den Firmen, sondern von Agenturen, die im Auftrag die passenden Nähereien suchen. Wenn wir solche Firmen meiden, die billig produzieren und denken, wir tun etwas Gutes, wird unter Umständen die Fabrik geschlossen." Also ganz ohne Konsum auskommen? Undenkbar. Es gibt trotzdem Möglichkeiten. "Ich kenne einige Initiativen von kleinen Bauern, die sich zusammentun und gegen die großen bestehen", so Lessenich. Auch eine Zuhörerin war überzeugt: "Ich glaube fest daran, das intelligentes Wachstum möglich ist." Man könnte versuchen, das Wachstum auf dem gleichen Level zu halten.

"Wir in der Politik müssen mehr auf die Jugend hören. Sie denken nicht nur national, sondern global, und haben damit einen breiteren Blickwinkel", sagte Mona Neubaur, Landesvorsitzende der Grünen.

(eba)
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