Wallfahrt in Mönchengladbach Christliche Motorradfahrer tanken gemeinsam auf
Mönchengladbach · Nach einer langen Pause konnten die christlichen Biker wieder eine Wallfahrt unternehmen. Das Motto lautet dieses Mal „Auftanken im Dialog“. Das sorgte für Aufsehen.
In Zeiten der Pandemie ist nichts selbstverständlich. Aber am Sonntagnachmittag freute sich Gemeindereferent Bernhard Krinke-Heidenfeld als Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft christlicher Motorradfahrer schon sehr darüber, dass endlich wieder eine gemeinsame Ausfahrt stattfinden konnte. Rund 50 Maschinen waren vor der evangelischen Kirche vorgefahren.
Wenn die christlichen Biker eine Ausfahrt unternehmen, steht sie immer unter einem Motto. Das lautete diesmal „Auftanken im Dialog“. Theo Kahle trug dazu einige Gedanken vor: „Die Begegnungen an Tankstellen üben irgendwie eine Faszination aus.“ Es sind Menschen aus der Gegend, aber auch Fremde, Arme und Reiche. Das Motorradfahren ist eine Gelegenheit, auch selber auftanken zu können, vor allem, wenn man nicht alleine unterwegs ist: „Ein schönes Fleckchen wird entdeckt, anhalten, Motor aus, absteigen, die Natur genießen, durchatmen, miteinander sprechen, auftanken.“
Kahle empfahl, „in diesem Sinne auch im Alltag guten Mutes auf den Menschen zuzugehen, mit ihm ins Gespräch zu kommen“. Der biblische Impuls kam von Bernhard Krinke-Heidenfeld. „Wenn der Akku eines Menschen leer ist, er sich reif fühlt für die Insel, dann ist das Auftanken nicht so leicht wie bei einem Motorrad.“ Er unterschied zwischen dem „Lebenstank“ und dem „Glückstank“. Der „Lebenstank“ werde gefüllt durch Psalm 90 („Fülle uns mit deiner Gnade“). In den „Glückstank“ kommt alles, was uns glücklich macht. Als Beispiele nannte Krinke-Heidenfeld Urlaubsvorbereitungen und „starke Beziehungen, ohne die das Leben nicht wirklich funktioniert“, was letztlich nichts anderes bedeutet als Auftanken im Dialog.
Josef Janßen hatte die Tour vorbereitet. Augenblicklich machte sich Betriebsamkeit breit. 60 Kilometer sollten gemeinsam zurückgelegt werden, Ausgangspunkt und Endziel bildete jeweils ein Kirchturm. Es ging bis kurz vor Wegberg und dann nach Mönchengladbach, wo es in der Münsterkirche bei Kaffee und Brötchen reichlich Gelegenheit zum Dialog gab. Alles war bestens vorbereitet, zwei Polizeibeamte auf Motorrädern sollten dafür sorgen, dass für die Biker die Grünphase an den Ampeln verlängert wurden, außerdem waren zwei Biker von den Johannitern mit dabei, für den Fall der Fälle – der aber zum Glück nicht eintrat. Es waren überwiegend Zweiradfreunde im fortgeschrittenen Alter, die sich an der Tour beteiligten. Helen Tilopoulos aus St. Tönis nahm mit ihrer zierlichen Honda Rebell teil. Ob der christliche Aspekt für sie eine Rolle spiele? „Ja, sonst wäre ich nicht hier“, lautete ihre Antwort. Stefanie Motyl und ihr Mann Arkadius hatten eine kurze Anreise, sie wohnen in Odenkirchen. Die 48-Jährige und ihr ein Jahr älterer Ehemann unternehmen gerne gemeinsame Ausfahrten, sie auf ihrer fünfhunderter Honda, er mit seiner 650er Suzuki. Einige Biker sahen schon recht verwegen aus. Das ungewöhnlichste Gefährt war eine schwere dreirädrige BMW-Maschine mit Rollstuhl. Passanten blieben stehen und beobachteten die Choreographie der startenden Motorräder, die schnell eine Einheit bildeten und bald nicht mehr zu sehen waren. Rudolf Barnholt