Bundeswehr-Reservisten Geheimdienst-Chef warnt vor Dschihadisten

Mönchengladbach · Zu einem Gipfeltreffen in Sachen Sicherheit wurde der traditionelle Jahresempfang des Reservistenverbandes der Bundeswehr: Ehrengast im Hotel "Heidehaus" an der Viersener Straße war diesmal Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesamtes für den Verfassungsschutz. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings, stieß ebenso zu der Runde wie der Landtagsabgeordnete Frank Boss, langjähriger Vorsitzender des Polizeibeirates, der Terrorismus-Experte Rolf Tophoven, Ordnungsdezernent Matthias Engel, Ordnungsamtsleiterin Annegret Ketzer und Polizeipräsident Mathis Wiesselmann.

 Der Terrorismus-Experte Rolf Tophoven und der ehemalige Mönchengladbacher Polizeichef Hans-Hermann Tirre im Gespräch mit Hans Georg Maaßen (v.l.), dem Chef des Verfassungsschutzes.

Der Terrorismus-Experte Rolf Tophoven und der ehemalige Mönchengladbacher Polizeichef Hans-Hermann Tirre im Gespräch mit Hans Georg Maaßen (v.l.), dem Chef des Verfassungsschutzes.

Foto: Mayerhofer, Pilters (Reservistenverband)

Zu einem Gipfeltreffen in Sachen Sicherheit wurde der traditionelle Jahresempfang des Reservistenverbandes der Bundeswehr: Ehrengast im Hotel "Heidehaus" an der Viersener Straße war diesmal Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesamtes für den Verfassungsschutz. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Günter Krings, stieß ebenso zu der Runde wie der Landtagsabgeordnete Frank Boss, langjähriger Vorsitzender des Polizeibeirates, der Terrorismus-Experte Rolf Tophoven, Ordnungsdezernent Matthias Engel, Ordnungsamtsleiterin Annegret Ketzer und Polizeipräsident Mathis Wiesselmann.

 Hans-Georg Maaßen bei seiner Rede vor den Reservisten und ihren Gästen.

Hans-Georg Maaßen bei seiner Rede vor den Reservisten und ihren Gästen.

Foto: Ulrich Pilters

"Sicherheit muss jeden Tag neu und hart erarbeitet werden", betonte Maaßen, der im "Heidehaus" als gebürtiger Gladbacher ein "Heimspiel" hatte. In den knapp sechs Jahren seiner Amtszeit habe sich die Sicherheitslage in Deutschland weiter verschlechtert, verbunden mit einer zunehmenden Gewaltbereitschaft bei Links- und Rechtsextremisten, warnte der Präsident.

Besondere Sorge bereite ihm der Islamismus: "Es sind zunehmend Kinder- und Jugendliche, die sich zu Hause im Kinderzimmer über das Internet heimlich radikalisieren. Wie sollen wir diese Personen rechtzeitig identifizieren?" Noch immer sei der Datenabgleich erschwert, nicht zuletzt durch die rechtlichen Barrieren.

Jemand, der im Internet-Versandhandel Materialien zum Bombenbau bestelle und sich zugleich Hinrichtungsvideos der Terrorgruppe IS ansehe, plane jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach einen Anschlag. "Wir müssen vor die Lage kommen", betonte der Geheimdienstchef. "Polizei und Nachrichtendienste geben ihr Bestes. Aber unsere Befugnisse müssen in bestimmten Bereichen erweitert werden, um rechtzeitig Schlimmes verhindern zu können."

Maaßen berichtete auf dem Empfang, der traditionell vom Vorsitzenden der Offiziersvereinigung Mittlerer Niederrhein im Reservistenverband, Oberstleutnant d.R. Wolfgang Hüskes, geleitet und von Oberstleutnant d.R. Hermann-Josef Lüpertz organisiert wird, über die Gefahr, dass Kinder von Dschihadisten islamistisch sozialisiert und entsprechend indoktriniert aus den Kampfgebieten nach Deutschland zurückkehren. "Wir durften bei der Ausreise die Daten der Kinder als Zehnjährige oder noch Jüngere nicht speichern. Wozu mögen sie, nach vielen Jahren der Gehirnwäsche und einer Ausbildung zum Töten und Foltern, heute fähig sein?"

290 minderjährige Kinder und Jugendliche seien nach Syrien ausgereist oder befänden sich noch in den Händen der Terroristen. Der "Islamische Staat" sei trotz seiner Niederlage nicht am Ende, sondern organisiere sich weltweit über das Internet. Die Terrorführer hätten ihren Anhängern den Befehl erteilt: "Ihr könnt auch zu Hause töten!"

Der Präsident sprach sich auch für eine Anpassung der Zusammenarbeit im Verfassungsschutzverbund aus: Die Funktion des BfV als Zentralstelle soll gestärkt werden.

"In den letzten Jahren konnten in Deutschland 13 Anschläge verhindert werden". Fast wöchentlich fänden Aktionen gegen Terrorverdächtige statt. "Man gewöhnt sich an solche Nachrichten." Es sei fatal, daraus zu schließen, die Sicherheitsbehörden müssten nicht weiter gestärkt werden. HELMUT MICHELIS

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort