Mönchengladbach Stadtbücherei steigt in die "Onleihe" ein

Mönchengladbach · Die Stadtbibliothek eröffnet am 23. April eine neue Bücherei-Zweigstelle im Internet. Kunden können sich dann zum Beispiel eBooks und eAudios auf einen elektronischen Datenträger herunterladen. Und das kostenfrei.

 Was die Stadtbibliothek Duisburg schon hat, will auch Mönchengladbach demnächst anbieten: Per Lizenz können sich Bücherei-Kunden für drei Wochen einen Bestseller als eBook herunterladen.

Was die Stadtbibliothek Duisburg schon hat, will auch Mönchengladbach demnächst anbieten: Per Lizenz können sich Bücherei-Kunden für drei Wochen einen Bestseller als eBook herunterladen.

Foto: Propst/Ilgner

Die Älteren werden sich vermutlich noch an die US-amerikanische Krimiserie "Drei Engel für Charlie" erinnern. Der Einstieg in jede Episode begann so: Die drei weiblichen Detektive bekamen ihren Auftrag von dem reichen Charlie, der nie selbst im Bild auftauchte. Kaum hatte er sich geäußert, vernichtete sich die Aufnahme von selbst — sie explodierte oder ging in Flammen auf.

So ähnlich — wenn auch nicht so spektakulär — wird es den Kunden der Stadtbücherei ergeben, die ab 23. April ein neues Angebot nutzen: Sie können auf privaten elektronischen Geräten eBooks, eAudios, eMusic, ePaper und eVideos herunterladen und etwa die Lizenz für Timur Vermes' Besteller "Er ist wieder da: Der Roman" für bis zu drei Wochen ausleihen. Nach 21 Tagen erlischt die Lizenz unweigerlich — ob man da auf Seite 41 ist oder das ganze Buch gelesen hat. "Wir versprechen uns viel von dem neuen Angebot", sagt der für die Stadtbibliothek zuständige Fachbereichsleiter Guido Weyer.

Mönchengladbach reiht sich ab Ende April in die schon recht lange Liste von öffentlichen Bibliotheken ein, die sich so fit machen für die digitale Medienzukunft. Das Unternehmen DiViBib (Bibliotheken für Morgen) koordiniert das digitale Angebot und sorgt für die Bibliotheks-Zweigstelle im Internet: Über "Onleihe" beziehen die Büchereien ihre Lizenzen. Dass Mönchengladbach im Vergleich etwa zu Düsseldorf, Krefeld und Moers erst später in die Online-Ausleihe einsteigt, findet Weyer nicht weiter tragisch: "Wir konnten so in Ruhe abwarten, wie die Lizenzvergabe mit den Verlagen geregelt wird und wie sich die technischen Grundlagen entwickeln."

Seit dem vergangenen Jahr melden die Bibliotheken eine deutlich gestiegene Nachfrage nach diesem neuen digitalen Angebot — und dem will Weyer jetzt Rechnung tragen. Zumal "Onleihe" zusätzliche Vorteile möglich macht: Die Öffnungszeiten der Stadtbücherei werden auf 24 Stunden und sieben Tage erweitert. Und der Nutzer braucht nicht das Büchereigebäude aufzusuchen, sondern kann sich sein Wunschmedium von zu Hause aus herunterladen. "Das sind ganz neue Möglichkeiten. Wer zum Beispiel in Urlaub fährt, muss nicht kofferweise Bücher mitschleppen. Da kann man sich mehrere Lizenzen auf das eBook oder das iPad speichern", sagt Weyer. Auch deshalb hat er Wert darauf gelegt, dass die Lizenz für drei Wochen vergeben wird. Weyer: "Die meisten Büchereien machen das nur für 14 Tage. Das erscheint mir aber zu kurz zu sein."

Ganz so rosig sind die Aussichten allerdings auch nicht bei diesem Einstieg ins digitale Medienzeitalter. Denn nicht jedes Buch wird auch als eBook oder als eAudio angeboten: Zwischen Verlagen und öffentlichen Büchereien ist der alte Streit um die Entgelte wieder neu aufgeflammt. Und auch die Zahl der Lizenzen, die für ein Medium erworben werden — Weyer denkt bei Bestsellern an vier bis acht Lizenzen für Mönchengladbach —, sind beschränkt — wer sein Wunschmedium will, muss Wartezeiten in Kauf nehmen. Aber das ist etwa bei besonders nachgefragten Büchern oder CDs heute nicht sehr viel anders. Wenn auch der Kunde das digitale Angebot kostenfrei nutzen kann, die Stadtbibliothek muss an den "Verleiher" weiterhin kräftig zahlen. Weyer: "Die Einkaufskosten sind genauso hoch wie bei gedruckten Büchern."

(RP)
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