Pendler in Mönchengladbach Stadt ist tagsüber 4000 Einwohner größer

Mönchengladbach · Eine Studie zeigt: Mönchengladbach ist eine Einpendlerkommune. Doch es zeigt sich auch, dass prozentual gesehen nur wenige Auswärtige zum Arbeiten in die Stadt kommen. Und noch weniger Gladbacher arbeiten ihrerseits im Umland

Die Pendler-Ströme in der Region nach Städten
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Foto: dpa, Stephan Jansen

Hermann-Josef Dengler gehört einer Minderheit an. Der Küchenchef der Santander Consumer Bank ist einer von 947 Menschen, die täglich vom Wohnort Köln zum Arbeiten nach Mönchengladbach fahren. Denn in die Gegenrichtung sind jeden Werktag doppelt so viele Menschen unterwegs: 1866 Gladbacher arbeiten in Köln. Und dann kommt noch dazu, dass die Pendlerströme zwischen der Vitus- und der Domstadt ohnehin bereits zu den nachrangigen gehören.

Die meisten Pendler nach Gladbach kommen aus Viersen

So verläuft der Verkehr am Kaarster Kreuz
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Foto: Hammer, Linda

Die meisten von insgesamt 44 852 Gladbacher Auspendlern arbeiten in Düsseldorf (9329), Viersen (3684) und Neuss (3085). Und die Kommunen, die die meisten der insgesamt 48 862 Pendler in Richtung Gladbach stellen, sind wiederum Viersen (4888), Wegberg (3116) und Erkelenz (3010).

Das alles ergibt sich aus einer neuen Erhebung des Statistischen Landesamts IT NRW, das für das Jahr 2012 die Pendlerströme zwischen den unterschiedlichen Kommunen analysiert hat. Diese zeigt: Mönchengladbachs Selbstverständnis als Oberzentrum ist gerechtfertigt, denn die Stadt hat tagsüber quasi 4000 Einwohner mehr als nachts — und ist somit eine Einpendlerkommune. Allerdings auf niedrigem Niveau. In Düsseldorf etwa (194 000) ist das Saldo deutlich größer, während wiederum Städte wie Oberhausen (-5800) deutlich mehr Aus- als Einpendler aufweisen.

Gladbacher arbeiten am liebsten in Gladbach

Das niedrige Niveau bezieht sich auch auf die generellen Pendlerbewegungen. Denn sowohl Gladbachs Einpendlerquote von 39,7 Prozent (das heißt, dass 39,7 Prozent aller in der Stadt Arbeitenden von außerhalb kommen) wie auch die Auspendlerquote von 37,7 Prozent (37,7 Prozent aller in hier Wohnenden pendeln aus) ist im Landesvergleich sehr niedrig. Der hiesige Arbeitsmarkt ist also, möchte man es positiv ausdrücken, für die hier Wohnenden ausreichend attraktiv: Gladbacher arbeiten am liebsten in Gladbach. Negativ ausgedrückt, ist er aber auch verhältnismäßig hermetisch: In Gladbach arbeiten am liebsten Gladbacher.

Landesweit pendelt hingegen fast jeder zweite Arbeitnehmer (49,8 Prozent) in eine andere Kommune. Neuss weist mit 58,2 Prozent die höchste, Solingen mit 29,6 Prozent die niedrigste Einpendlerquote aller NRW-Großstädte (ab 100 000 Einwohner) auf. Moers ist die Großstadt mit der höchsten Auspendlerquote (62,2 Prozent), Münster diejenige mit der niedrigsten (25,0).

IT NRW hat auch eine Korrelation zwischen Nettoeinkommen und der Distanz, die Pendler täglich zurücklegen, herausgefunden: Je höher das Einkommen, desto häufiger werden weite Strecken zwischen Wohnung und Arbeitsplatz zurückgelegt. So hatten 2012 fast 40 Prozent der Erwerbstätigen, die über ein Nettoeinkommen von mindestens 5000 Euro verfügten, 25 oder mehr Kilometer zur Arbeit. Von den Personen mit einem Einkommen von 3600 bis 4999 Euro hatte ein Drittel einen Arbeitsweg von mindestens 25 Kilometern; bei denjenigen mit einem Nettoverdienst von 2000 bis 3599 Euro war es noch gut ein Viertel. Nur 18 Prozent der Erwerbstätigen mit einem Nettoeinkommen von 1100 bis 1999 Euro und acht Prozent derer, die weniger als 1100 Euro verdienten, hatten entsprechend weite Wege. Vielleicht ist also auch der finanzielle Anreiz ein Grund dafür, dass Mönchengladbach für Einpendler nicht allzu attraktiv ist.

(RP)
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