Mönchengladbach Stadt in Angst vor Islamisten

Mönchengladbach · Der niedersächsische Verfassungsschutz beobachtet die Islamschule Braunschweig, die nach Mönchengladbach umziehen will, bereits seit Jahren. Er stuft den Verein, der die Schule betreibt, als "gefährlich" ein. Es werde Gewaltbereitschaft geschürt. In Gladbach wächst bei Anwohnern die Unruhe.

 Muhamed Ciftci prangert die "Hetze" an.

Muhamed Ciftci prangert die "Hetze" an.

Foto: Screenshot Youtube

Männer mit langen Bärten und weißen Gewändern sind für Joachim Degner ein gewohntes Bild. Der 67-Jährige wohnt gleich neben dem Gebetshaus des Vereins "Massjid As Sunnah" in Mönchengladbach-Eicken. "Bisher hat mich das nicht weiter gestört", sagt der Rentner. "Aber dass jetzt eine so umstrittene Islamschule zu uns ins Viertel zieht, hat für mich eine neue Qualität." Man wüsste schließlich gar nicht, was die in der Moschee eigentlich predigen.

Maren Brandenburger kann dazu mehr sagen. Die Sprecherin des niedersächsischen Verfassungsschutzes kann einen erleichterten Unterton in ihrer Stimme nicht verhehlen, wenn es um den Umzug der Islamschule Braunschweig nach Mönchengladbach geht. "Mag sein, dass der Verein so dem Fahndungsdruck in Niedersachsen ausweichen will", sagt sie.

Seit Jahren beobachtet die Behörde den Verein "Einladung zum Paradies", der die Islamschule Braunschweig betreibt, bereits. "Wir stufen den Verein als gefährlich ein, weil seine Mitglieder die salafistische Glaubensrichtung des Islams propagieren." Diese fundamentalistische Theorie rufe zwar nicht offen zur Gewalt auf, biete aber mit ihrem demokratiefeindlichen und radikalen Gedankengut einen Nährboden für Gewaltbereitschaft. Mit seinen Vortragsveranstaltungen sei die Islamschule Braunschweig eines der wichtigsten Zentren des Salafismus in Deutschland.

Zuletzt hatte die Polizei in Niedersachsen im Januar dieses Jahres die Räume des Vereins durchsucht. In einer Lagerhalle fanden die Beamten rund 100 Exemplare des Büchleins "Frauen im Schutz des Islam", eine Publikation, die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt worden war, weil sie zur Gewalt gegen Frauen aufruft. Der Geschäftsführer des Vereins, Muhamed Ciftci, wehrte sich damals gegen den Vorwurf, die Schrift verbreitet zu haben. Er habe die Bücher nur versteckt, damit sie später vernichtet werden können. Laut Verfassungsschutz hat Ciftci jedoch bereits mehrfach in der Öffentlichkeit Thesen vertreten, die dem Inhalt des Buches entsprechen.

Sowohl im Internet als auch bei Seminaren verbreitet die Islamschule das salafistische Gedankengut. Immer wieder lädt der Verein umstrittene Prediger zu Vorträgen ein. So verkehrt dort laut Brandenburger regelmäßig auch Abu Hamsa, der laut Verfassungsschutz Schleswig-Holstein "einer der bekanntesten Protagonisten des salafitischen Durchschnitts-Spektrums" ist. Hamsa war auch bei der Vertragsunterzeichnung für die Islamschule in Mönchengladbach anwesend und soll schon öfters beim Verein "Massjid As Sunnah" gepredigt haben.

Laut dem Gründer des Mönchengladbacher Vereins, der nun mit "Einladung zum Paradies" fusioniert ist, soll der Kontakt zur Islamschule Braunschweig über Hamsa zustande gekommen sein. "Wir können die Aufregung um den Umzug der Schule nach Mönchengladbach nicht verstehen", sagt Efftathios Tsiounis, einer der Vorsitzenden des Vereins. "Wir äußern uns klar gegen Gewalt und haben nichts zu verbergen." Außerdem engagiere man sich in der Stadt, sei dort vor allem in der Jugendarbeit aktiv.

Laut Brandenburger sind es auch vor allem junge Menschen, die das seit 2007 eingerichtete Online-Islamstudium absolvieren. In einem Werbevideo im Internet heißt es, dass den Schülern dabei "Fachwissen aus allen Bereichen des Islam" vermittelt werde, etwa die arabische Sprache. "Mittlerweile werden über das Internet rund 200 Schüler ausgebildet", sagt Brandenburger. Der Verfassungsschutz Niedersachsen macht einen "Trend in der Virtualisierung der Fortbildung über das Internet" aus. "Dabei werden auch Inhalte des Salafismus vermittelt." Es sei möglich, dass "Einladung zum Paradies" nun versuche, in Mönchengladbach mehr junge Menschen anzuwerben.

(RP)
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