Mönchengladbach St. Marien in Carrara-Weiß

Mönchengladbach · Morgen wird die Wiedereröffnung der Pfarrkirche am Marienplatz gefeiert. Der Altarraum erstrahlt nach umfangreichen Renovierungen in hellem Marmor. Der Künstler Bert Gerresheim schuf ein neues Altarkreuz.

Klaus Hurtz wirkt ein wenig abgehetzt. 48 Stunden vor der feierlichen Wiedereröffnung der Pfarrkirche St. Marien wird es dem stresserprobten Pfarrer leicht mulmig. "Der Elektriker muss die Leitungen noch freischalten, der Altar ist noch nicht fertig, die die Stufen zum Chor auch nicht, und die Putzkolonne muss auch noch durch", zählt er auf. "Das wird knapp." Bauleiter Sven Feier lächelt nachgiebig. Es wird schon werden. Am Sonntag um 10 Uhr wird sich – so Gott will – das bis dahin blitzblanke Gotteshaus am Marienplatz mit vielen neugierigen Gästen füllen. Nach dem ersten großen Umbau im vergangenen Jahr und der ersten Wiedereröffnung Ende 2009 folgt nun die zweite. Denn nun ist auch der Chor komplett renoviert und neu gestaltet worden.

Kreuz von Bert Gerresheim

Der Altarraum strahlt jetzt in reinem Weiß – wie von einem Himmelszelt überspannt von der konstruktivistisch gefältelten Decke in Zartblau. Heller Carrara-Marmor aus Italien deckt Stufen und Boden und wird auch den Altar umkleiden. Über diesem schwebt ein bemerkenswertes neues Kreuz. Geschaffen hat es der Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim, der auch den Heiligen Franziskus vor der gleichnamigen Kirche in Geneicken-Bonnenbroich gestaltete. Die schmerzverzerrten Züge des Gekreuzigten rühren zutiefst, sein Körper am Dornenstamm behält dennoch seine Würde, und die Tatsache, dass Gerresheim seinen Christus in das Auferstehungsgewand hüllt, hat etwas durchaus Tröstliches. Auf dem linken Arm Christi hat Gerresheim die KZ-Registriernummer von Pastor Maximilian Kolbe eingearbeitet – zur Erinnerung an den von der katholischen Kirche als Heiliger verehrten Märtyrer, der 1941 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau umgebracht wurde.

Pfarrer Hurtz freut sich auf die Wiedereröffnung seiner Kirche. Das Gesamtkunstwerk kann sich nach den umfangreichen Renovierungsarbeiten in der Tat sehen lassen. Nicht nur die ehemals deprimierend schmuddelige Decke strahlt im frischen Blauton, auch die Säulen erhielten einen neuen Anstrich. Die Kapitelle strahlen in sattem Rot, das von leuchtenden Goldstreifen akzentuiert wird. Der Eingangsbereich hat einen gläsernen Lättner erhalten, und an der hinteren Wand in der Nähe des Taufbeckes hängen Muschelschalen mit den Namen der getauften Kinder. An die Toten erinnern Gedenksteine in der zweiten Stufe zum Altarraum. "Leben und Tod – beides hat in dieser Kirche einen Platz", sagt Klaus Hurtz.

(RP)
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