Mönchengladbach Sportlich unter einem Stern

Mönchengladbach · Die Borussia-Fußballspieler Gal Alberman und Roberto Colautti sind beide in der israelischen Nationalmannschaft. Der Katholik Colautti feiert Weihnachten, für den Juden Alberman ist der 24. Dezember ein ganz normaler Tag.

 Borussias israelische Nationalspieler Gal Alberman und Roberto Colautti freuen sich besonders auf die Reise in die Heimat.

Borussias israelische Nationalspieler Gal Alberman und Roberto Colautti freuen sich besonders auf die Reise in die Heimat.

Foto: Dieter Wiechmann

Als sich die anderen Borussen am freien Abend der kurzen Gastspielreise nach Israel noch vergnügten, packte Roberto Colautti seine Koffer. In den frühen Morgenstunden fuhr er per Taxi zum Flughafen und flog in seine Heimat Argentinien. In der Nähe von Córdoba, wo Deutschland 1978 die WM-Schmach gegen Österreich erlitt und er am 24. Mai 1982 geboren wurde, feiert Colautti, der seit 2006 einen israelischen Pass hat, mit seiner Familie Weihnachten.

Einige Stunden später verließ auch Gal Alberman, der zweite Israeli im Gladbacher Kader, das Hilton-Hotel in Tel Aviv. Allerdings nicht wie der Rest des Teams, der zeitgleich aufbrach, mit dem Reiseziel Deutschland. Er fuhr zu seiner Familie, die 30 Kilometer von Tel Aviv entfernt lebt. "Es hat Spaß gemacht, den Jungs mein Land zu zeigen. Und es ist schön, dass ich gleich hier bleiben darf", sagte der Mittelfeldspieler und lächelte. Colautti und Alberman freuen sich auf die Zeit mit der Verwandtschaft, denn ihr aktueller Arbeitsort Deutschland lässt nur wenige gemeinsame Tage zu.

Während sie in der israelischen Nationalmannschaft rein sportlich einem gemeinsamen Stern folgen, dem Davidstern, der das Symbol Israels ist, hat der Stern von Bethlehem für die Fußballer eine komplett andere Bedeutung. Denn der Südamerikaner Colautti ist Katholik, Alberman ist Jude. "In unserem Kalender gibt es das Weihnachtsfest nicht", sagt Alberman. Die jüdische Zeitrechnung beruht auf den Mondphasen und wird durch einen Schaltmonat dem jahreszeitlich gegliederten Sonnenjahr angepasst. Der 24. Dezember des gregorianischen Kalenders "ist bei uns ein ganz normaler Tag", sagt Alberman. Im jüdischen Glauben gibt es andere hohe Feiertage: Jom Kippur (im September/Oktober), den Versöhungstag, zum Beispiel. Oder das Pessach-Fest (März/April), das an den Auszug aus Ägypten erinnert. Albermans Geburtstag, der 17. April 1983 gregorianischer Zeitrechnung, "fiel genau auf den Unabhängigkeitstag". Rosch ha-Schana, das jüdische Neujahr, beginnt Mitte bis Ende September.

Alberman, nach eigenen Angaben "nicht sehr religiös", will sich während der freien Tage in Israel vor allem "erholen und die Batterien aufladen". Festtagsstress hat er nicht. Bei den Colauttis gibt es einen Tannenbaum, Geschenke und eine großes Weihnachtsessen. "Wir feiern Weihnachten wie alle anderen", sagt der Stürmer. Allerdings bei mehr als 30 Grad "draußen auf der Terrasse". Es ist eine katholisch-jüdische Feier. Colauttis Frau Alvit ist Jüdin. Und auch Tochter Romi. Die Religion gibt die Mutter an ihre Kinder weiter. "Aber über Religion spreche ich nicht gern", blockt Colautti ab. Die Beobachtung jedoch lässt den Schluss zu, dass er durchaus gläubig ist: Wenn Colautti den Fußballplatz betritt, bekreuzigt er sich.

Für seine Frau und ihn haben die Weihnachtstage jenseits jedes Glaubens eine persönliche Note. "Wir haben am 22. Dezember 2005 geheiratet", berichtet Colautti. Durch die Hochzeit bekam er neben dem argentinischen den israelischen Pass. So konnte der Südamerikaner Nationalspieler im Nahen Osten werden — und, rein sportlich, dem selben Stern folgen wie der Kollege Gal Alberman.

(RP)
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