Fußball "Wir haben das Potenzial für die Zweite Bundesliga"

Mönchengladbach · Borussias Koordinator Frauen- und Mädchenfußball spricht über die starke Hinrunde der Ersten Mannschaft und die Ziele der Abteilung.

 Erfolgreiches Halbjahr mit Borussias Frauen: Kyle Berger.

Erfolgreiches Halbjahr mit Borussias Frauen: Kyle Berger.

Foto: Andreas Baum

Herr Berger, Borussias Erste Frauenmannschaft überwintert in der Regionalliga mit 37 Punkten aus 13 Spielen souverän auf dem ersten Platz. Angesichts von acht Zählern Vorsprung auf den Tabellenzweiten müssten Sie doch ein Dauerlächeln auf dem Gesicht haben?

Berger Natürlich sind wir momentan sehr zufrieden, nicht nur mit den Ergebnissen, sondern auch mit der Art und Weise, wie die Mannschaft derzeit spielt. Doch wir tun gut daran, auf die Euphoriebremse zu treten. Wir müssen uns nur an unsere Aufstiegssaison 2010/11 erinnern. Damals hatte Bochum neun Punkte Vorsprung, aufgestiegen sind aber wir.

Was sind die Gründe für die erfolgreiche Hinrunde?

Berger Ich denke, wer über Jahre gute Arbeit leistet, wird auch irgendwann Erfolg haben. Was mich besonders freut: Zuletzt beim 6:0 gegen Warendorf standen sieben Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs in der Startformation. Das ist super und eine Bestätigung für die gute Arbeit aller Trainer, ob es Mike Schmalenberg, Philip Chron, Daniel Giebel, Angelika Kirsch, Stefan Schulz oder Rene Krienen ist. Jeder ist da ein Teil des Erfolges.

Was zeichnet Trainer Mike Schmalenberg aus, den Sie im Sommer von der Zweiten zur Ersten Mannschaft hochgezogen haben?

Berger Mike verfügt über richtig gute kommunikative Fähigkeiten. Das halte ich allgemein für einen der wichtigsten Faktoren unserer täglichen Arbeit. Er verfolgt eine klare Strategie und eine klare Linie. Und er ist in der Lage, diese dem Team zu vermitteln.

In der Vergangenheit bemängelten Sie häufiger die fehlende Konsequenz und zu wenig Gier. Ist die Mannschaft diesbezüglich reifer geworden?

Berger Natürlich hat sie an Reife gewonnen, doch ich glaube, es zahlt sich jetzt einfach unsere kontinuierliche Arbeit der vergangenen Jahre aus. Wir haben uns in der Breite verbessert, da wir sowohl aus dem eigenen Nachwuchs als auch durch die Verpflichtung von Schlüsselspielerinnen wie Valentina Oppedisano oder Ana Cristina Oliveira Leite an Qualität hinzugewonnen haben. Dazu kommt die psychologische Komponente. Die Mannschaft hat durch die Erfolge einen Positiv-Lauf erwischt, sie gewinnt auch die Spiele, in denen sie nicht so gut spielt.

Steigt angesichts von acht Punkten Vorsprung der Druck, diesmal den Aufstieg in die Zweite Bundesliga schaffen zu müssen?

Berger Nein. Der einzige Druck, den wir haben, ist der, den wir uns selbst auferlegen. Natürlich wollen wir das Bestmögliche aus dieser Saison herausholen, doch wir machen das unter den Rahmenbedingungen, die wir bei Borussia haben. Und da geht es uns vor allem darum, eigene Talente zu entwickeln.

Besteht das langfristige Ziel Bundesliga noch für Borussias Frauen?

Berger Natürlich wollen wir es irgendwann mal in die Bundesliga schaffen. Die Frage ist nur, wann und wie wir da hin kommen. Wir sagen den Spielerinnen nicht, dass sie in zwei Jahren die Bundesliga erreicht haben müssen. Damals, vor der Frauen-WM in Deutschland, da hatten wir einen Zeitplan. Wir haben es auch in die Zweite Bundesliga geschafft, leider sind wir wieder abgestiegen. Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass wir das Potenzial für die Zweite Liga haben. Der Sprung von der Regionalliga ist nicht so groß.

Im Gegensatz zum Erfolg der Ersten steht derzeit die Talfahrt der Zweiten Mannschaft in der Niederrheinliga. Wie ist das zu erklären?

Berger Sowohl ich als auch das Trainerteam sind nicht zufrieden mit den Ergebnissen und dem achten Tabellenplatz. Denn wir wollen auch mit der Zweiten so hoch wie möglich spielen, schließlich sollen die Spielerinnen sich dort für höhere Aufgaben empfehlen können. Wir müssen an ein paar Schrauben drehen und diskutieren im Trainerteam ständig, welche Reize wir setzen, um wieder erfolgreich zu sein.

Das Team startete mit vier Siegen, verlor dann aber sieben der folgenden acht Spiele.

Berger Es ist psychologisch eine ähnliche Entwicklung wie in der Ersten Mannschaft, nur in die andere Richtung. Fußballerisch sind die Spielerinnen topp, doch zur Zeit gerät das Team zu sehr aus dem Konzept, wenn es Rückschläge einstecken muss. Da fehlt diese gewisse Konsequenz und Robustheit.

Die Mädchenmannschaften wiederum können auf ein sehr erfolgreiches Halbjahr blicken...

Berger ... und ich bin sehr stolz, dass sich unsere Arbeit bei den Juniorinnen so hervorragend auszahlt. Das gilt für die U 13, die neu zusammengestellt gleich erfolgreich ist, die U 15, die in dem von uns initiierten Revier-Cup den Nachwuchs der anderen Top-Frauenklubs im Westen schlägt, und für die U 16, die gerade mit einem 7:2 gegen Hauptkonkurrent Essen in die Regionalliga aufgestiegen ist. Und dass die U 17 mit fast ausschließlich Spielerinnen des jüngeren Jahrgangs in der B-Juniorinnen-Bundesliga im Mittelfeld steht, kann man nicht hoch genug bewerten.

Wie wichtig ist es, dass der Nachwuchs der Abteilung mit der sportlichen Entwicklung der Frauen mithalten kann?

Berger Es muss unser Ziel sein, in der Breite zu wachsen. So können wir uns in der eigenen Jugend bedienen statt nach Verstärkungen Ausschau halten zu müssen. Und wir bieten den Toptalenten eine Perspektive, so dass sie sich bei uns weiterentwickeln. Wenn das gelingt, ist es genial.

(togr)
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