Triathlet Niklas Ackermann Wie ein Triathlet mit Rückschlägen und Verletzungen umgeht

Triathlon · Niklas Ackermann ist Amateursportler. Die Leistungskurve des Triathleten zeigte in den vergangenen Jahren stets nach oben, weshalb er sich immer höhere Ziele setzte. Nun nahm diese Entwicklung ein jähes Ende. Eine Geschichte über den Umgang mit Verletzungen und Enttäuschung im Amateursport.

 Triathlet Niklas Ackermann aus Mönchengladbach.  Foto: Ackermann

Triathlet Niklas Ackermann aus Mönchengladbach. Foto: Ackermann

Foto: Niklas Ackermann

Eigentlich sollte es seine Saison werden, so viel hatte sich Triathlet Niklas Ackermann für das Jahr 2022 vorgenommen. Im August 2021 absolvierte er im französischen Vichy seinen ersten Iron Man über die Langdistanz und daran wollte er nun anknüpfen: den nächsten großen Triathlon laufen, seine persönlichen Bestzeiten weiter verbessern, vielleicht sogar schon mal über den legendären Wettkampf auf Hawaii nachdenken. Schließlich war die Leistungskurve in den Jahren zuvor stets steil nach oben gegangen – mit Rückschlägen hatte der Mönchengladbacher bislang wenig zu kämpfen. „In jedem großen Wettkampf konnte ich mich eigentlich immer verbessern“, sagt der heute 36-Jährige, der erst im Alter von 27 Jahren mit regelmäßigem Joggen angefangen und auf diese Weise zum Triathlon gefunden hat.

Doch die stetigen Verbesserungen fanden in diesem Jahr ein jähes Ende. Beim Iron Man 70.3 im Kraichgau – einem Triathlon über die Mitteldistanz – musste sich ein gefrusteter Niklas Ackermann Ende Mai eingestehen, dass er seine Ansprüche an diese Saison drastisch herunterschrauben muss. „Ich war sehr enttäuscht im Ziel, an dem Tag hat rein gar nichts funktioniert“, erzählt Ackermann, der für die 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21 Kilometer Laufen 5:13,42 Stunden benötigt. 2018 und 2019 war er bei dem Event im Kraichgau jeweils unter fünf Stunden geblieben. Ein herber Dämpfer für den ehrgeizigen Amateursportler. Doch wie war dieser deutliche sportliche Rückschritt in der Leistung zu erklären? Der Grund lag bereits einige Monate zurück.

Im Januar steckt sich Niklas Ackermann mit Corona an. Drei Tage zeigt er Symptome, ansonsten übersteht er die Krankheit zum Glück ohne größere Auswirkungen. „Natürlich hat es mich aber in meiner Vorbereitung ein wenig eingeschränkt, weil ich immerhin 14 Tage nicht vernünftig trainieren konnte“, erzählt der Mönchengladbacher. Zur Sicherheit, dass sein Körper die Erkrankung wirklich gut verkraftet hat, lässt er ein großes Blutbild und ein EKG machen. Nach den Untersuchungen bekommt er von den Ärzten grünes Licht fürs Training – nun soll die Vorbereitung auf die Saison so richtig losgehen. Immerhin steht mit dem Iron Man in Frankfurt ein großer Wettkampf über die Langdistanz im Kalender.

Doch wenige Tage nachdem Niklas Ackermann wieder ins Training einsteigt, zieht er sich einen Muskelfaseriss im hinteren Oberschenkel zu. „Da habe ich gemerkt, dass ich 36 und keine 20 mehr bin“, sagt der Amateursportler, der in der Folge sechs weitere Wochen pausieren muss. Fahrradfahren und Schwimmen ist in Teilen zwar möglich, aufs Lauftraining muss er aber gänzlich verzichten. „Und den Rückstand konnte ich in der Vorbereitung dann einfach nicht mehr kompensieren“, sagt Ackermann. Im Mai startet er für den Mönchengladbacher Turnverein 1848 zwar im Triathlon-Ligabetrieb, und absolviert aus seiner Sicht einen vernünftigen Wettkampf für seinen Verein, doch die fehlenden acht Wochen Training machen sich schon da bei seinem Leistungsstand bemerkbar. Dann folgt als erstes Highlight dieser Saison eben jener Iron Man im Kraichgau, der eigentlich als Vorbereitung auf den Frankfurter Wettkampf dienen soll und bei dem Ackermann weit hinter den eigenen Ansprüchen und den Zeiten von 2018 und 2019 zurückbleibt. „Ich konnte einfach nicht mein gewohntes Tempo machen, bin dann sogar noch mit dem Rad gestürzt. Ich wollte nur, dass dieser Wettkampf endet“, erinnert sich der 36-Jährige zurück.

Anschließend fasst er den Entschluss, dass er den eigentlich eingeplanten Iron Man in Frankfurt nicht bestreiten wird und sich auch für keine andere Langdistanz in diesem Jahr mehr anmeldet. Das hatte zwar auch berufliche Gründe, der ausschlaggebende Punkt war aber in jedem Fall seine Gesundheit, wie Ackermann erzählt: „Ich habe gemerkt, dass ich nicht fit bin und wollte mit einer nicht ganz ausgeheilten Verletzung nicht in Frankfurt starten.“ Einzig den Ötztaler Radmarathon – ein traditionsreiches Rennen in Österreich, das schon lange auf der Liste des Amateursportlers steht – und zwei Ligastarts für den TV 1848 wird Ackermann in diesem Jahr noch absolvieren, ehe er auf seinen Körper hört und die Saison ausklingen lässt. „Jeder weitere Wettkampf würde meiner Gesundheit wohl entgegenwirken. Ich möchte jetzt lieber alles auskurieren und in der kommenden Saison wieder angreifen“, so Ackermann, bei dem durch den gesundheitlichen Rückschlag in diesem Jahr auch ein Umdenken stattgefunden hat. Zur neuen Saison möchte sich der Amateursportler professionell betreuen lassen. Dabei geht es um Trainingspläne, aber vor allem auch um die Verletzungsprävention. „Gerade wir Triathleten im Amateurbereich machen eher zu viel als zu wenig. So entstehen Probleme mit Verletzungen, wie ich es in diesem Jahr erleben musste. Wenn bei einem Profi muskuläre Probleme auftreten, sagen seine Betreuer und Physios direkt, dass er aufpassen muss. Wenn bei uns Amateursportlern was zwickt, machen wir einen Tag Pause und steigen dann wieder voll mit dem Training ein“, berichtet Ackermann über die Fehler, die auch ihm zum Verhängnis wurden.

Die professionelle Trainingsberatung wird sich Niklas Ackermann womöglich bei Sven Imhoff holen. Der Sportwissenschaftler und Trainer leitet in Dülken eine Praxis für Physiotherapie, betreut dort auch Profisportler. „Ich würde mir gerne gemeinsam mit einem Experten einen mittel- und langfristigen Plan für die nächsten drei Jahre aufstellen lassen. So kann dann vielleicht auch abgeschätzt werden, ob eine Qualifikation für den berühmten Iron Man auf Hawaii drin ist oder nicht.“ Mit der Unterstützung soll 2023 dann das werden, was für 2022 schon geplant war: sein Jahr.

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