Lokalsport US-Boys: Korschenbroich statt Kiel

Handball 3. Liga · Lliam Meyers spielt nun mit seinem amerikanischen Nationalmannschaftskollegen Antoine Baup beim TVK.

 Zwei US-Nationalspieler beim TV Korschenbroich: Lliam Meyers (links) hat erst Antoine Baup empfohlen, nun sind sie Teamkollegen.

Zwei US-Nationalspieler beim TV Korschenbroich: Lliam Meyers (links) hat erst Antoine Baup empfohlen, nun sind sie Teamkollegen.

Foto: Georg Amend

Am 6. Oktober 2015 hatte Lliam Meyers eine nicht ganz ernst gemeinte Idee: Über Facebook schrieb er den Manager des Deutschen Handball-Rekordmeisters THW Kiel an: "Hallo lieber Thorsten Storm. Soeben habe ich gelesen, dass Sie auf der Suche nach einem weiteren Kreisläufer sind. Hiermit möchte ich mich direkt bei Ihnen anbieten." Dass der damals 20-Jährige nur einen Scherz machte, wurde vor allem deutlich, als es um die "Ablöse" ging: "Da ich noch 35 Euro Mannschaftskasse offen habe sowie fünf Euro Phrasenkasse, und diese Saison eigentlich noch drei Mal dran wäre mit Bier, könnten wir uns sicherlich auf zehn Kisten Bitburger Stubis mit meinem Mannschaftsrat einigen. Bis dahin sitze ich auf gepackten Koffern und warte auf Ihren Anruf." Ein lustiger Post, der mehr als 1900 Usern gefiel und 40-mal geteilt wurde.

Heute ist Meyers das trotzdem ein wenig peinlich: "Das war eine Sache, die aus Jux und Dollerei entstanden ist", sagt er zerknirscht. Den Sprung in die Bundesliga hat er nicht geschafft, aber seit Samstag immerhin den in die Dritte Liga. Im Spiel des TV Korschenbroich beim Neusser HV gab der 21-Jährige sein Debüt, und erzielte aus dem rechten Rückraum gleich ein Tor über das "falsche" Bein, wie im Falle eines Rechtshänders das rechte heißt.

Seitdem ist Meyers der zweite Nationalspieler der USA, der für den TVK getroffen hat. Denn in Antoine Baup war im September 2015 bereits ein US-Kreisläufer nach Korschenbroich gewechselt - übrigens auf Vermittlung von Meyers. "Wir haben uns 2014 in Puerto Rico bei der Nationalmannschaft kennengelernt. Ein Jahr später haben wir in Schweden gespielt, und Antoine hatte den Wunsch, mal woanders zu spielen als in Frankreich", erzählt Meyers über Baup, der in Frankreich geboren wurde, zuletzt in Bordeaux spielte und wie er selbst eine amerikanische Mutter hat. "Ich wusste, dass der TVK einen Kreisläufer sucht. Freitags haben wir gesprochen, dienstags ist er hierhin geflogen." Und wurde von Trainer Ronny Rogawska für gut befunden.

Meyers selbst kam erst jetzt dazu, spielte zuvor bei der Turnerschaft St. Tönis in der Landesliga. Der Schritt ist nicht ganz so groß wie in die Bundesliga zum THW Kiel, aber immer noch enorm. "Ich kenne hier viele noch aus Düsseldorfer Zeiten", sagt Meyers, der in der Jugend des ART aktiv war. Nun der Wechsel. Ob es an seinen Fähigkeiten liegt, über die Rogawska sagt, er mache "gute Dinge", will Meyers nicht zu hoch hängen. Er stellt die Verletztenmisere beim TVK, der zwischenzeitlich nur einen Auswechselspieler hatte, in den Vordergrund: "Hier war ja definitiv Not am Mann."

Heute Abend (20 Uhr, Waldsporthalle) werden die beiden US-Boys gegen den Tabellendritten Longericher SC auflaufen. "Das ist eine super Mannschaft", meint Baup. "Ähnlich wie wir, ein gutes Kollektiv ohne ein herausragendes Talent." Der 20-Jährige betont aber: "Wir sind auch eine gute Truppe. Gegen Hagen haben wir ein sehr gutes Spiel gemacht." Das Duell mit dem Tabellenzweiten ging etwas zu hoch mit 22:28 verloren - mit nur einem Auswechselspieler, unter anderem fehlte Baup. Nun ist er wie Meyers wieder dabei und will Longerich mit den Fans im Rücken Paroli bieten.

Beide kennen das Problem, dass sie ihren Sport in Amerika erklären müssen: "Die meisten glauben, das wäre American Handball, was so ähnlich wie Squash ist, aber wo der Ball mit der Hand gespielt wird", erzählt Meyers. "Man muss dann immer erklären, dass es eher wie Wasserball ist, aber wie Fußball an Land gespielt wird." Immerhin gebe es inzwischen einige, die den Sport aufbauen wollten: "Man geht in Schulen und versucht, Handball zu vermitteln. Wir kennen einen Trainer, der es so in der Nähe von Chicago geschafft hat, mehr als 10.000 Kinder zum Handball zu bringen."

Wie viele davon irgendwann zum THW Kiel wollen, ist nicht bekannt. Der Rekordmeister hatte Meyers' Facebook-Post aber übrigens augenzwinkernd beantwortet: Man freue sich über die Initiativbewerbung, habe sich aber leider für einen anderen Spieler entschieden. Im Endeffekt gut für den TVK.

(ame)
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