Hockey Trainer Weise zweifelt an "Mario" Grambusch

Hockey · Mats Grambusch möchte bei der Champions Trophy in Melbourne sein jugendliches Denken beim Hockeyspielen endlich ablegen. "Ich muss nicht immer eine super Aktion machen. Wenn man auf dem Level den Ball annimmt, hält und weiterspielt, dann ist das schon eine gute Aktion. Wenn man hier zaubert, dann verzaubert man sich meistens selbst", sagte der 20-jährige GHTC-Spieler durchaus selbstkritisch.

Nach der 1:4-Niederlage gegen England hatte er ein längeres Gespräch mit dem Co-Trainer gehabt. "Ich soll mein Spiel einfacher gestalten. Ich weiß, woran ich arbeiten muss." Bundestrainer Markus Weise hatte dem 12-fachen Nationalspieler zuvor zwar großes Potenzial bescheinigt, aber auch klar gesagt: "Er muss verstehen, dass das kein Selbstläufer ist – und das bezweifle ich." In der Nationalmannschaft nimmt Grambusch eine ganz andere Rolle ein als bei seinem Gladbacher HTC ein, wo er der Führungsspieler ist. "Hier bin ich einer von vielen, aber damit komme ich gut klar", meinte der Stürmer, der immer noch auf seinen ersten Treffer im A-Kader wartet. Ein Tor hatte er dennoch erzielt – im Duell mit England ins eigene Gehäuse. "Das war eine dumme Aktion, aber es muss weitergehen", sagte Grambusch.

Nach der verpassten Nominierung für die Olympischen Spiele hat der Abiturient sein Augenmerk nun auf Rio de Janeiro gelegt: "Da möchte ich hin, das möchte ich erreichen. Die EM 2013 und die WM 2014 sind für mich Etappenziele auf dem Weg bis 2016." Im kommenden Jahr will er am liebsten in Aachen ein Studium zum Rohstoff-Ingenieur beginnen. Da er sich nach seinem Abitur 2011 als Mitglied der Sportfördergruppe der Bundeswehr vorerst nur aufs Hockey konzentriert hat, ist "dann was für die Birne dran". Klappt es mit dem Studium in Aachen und dem Verbleib des GHTC in der 1. Bundesliga, würde Grambusch seinem Heimatclub gerne die Treue halten. Fest steht für den 20-Jährigen aber schon jetzt: "Ich werde definitiv in meiner Hockeykarriere Mal in Holland spielen."

In Australien teilt er sich momentan mit dem Mülheimer Jan-Christopher Rühr ein Zimmer. Die beiden jüngsten im Team hatten am Samstag nach Rührs 2:0-Treffer gegen Neuseeland mit einer besonderen Jubelgeste auf sich aufmerksam gemacht. Beide nahmen Anlauf und sprangen dann mit den Schultern aneinander. "Wir werden hier im A-Kader nur Mario Götze (Grambusch) und Marco Reus (Rühr) genannt – die haben das auch gemacht", erklärte Rühr. Beide hatten sich auf den Torjubel verständigt, sollte einer der beiden treffen und der andere auf dem Platz stehen.

Die Spitznamen in Anlehnung an die Dortmunder Fußball-Stars gehen auf eine Idee des Torwarts Nicolas Jacobi zurück. "Ich habe sie so getauft, weil sie mal wieder zu spät kamen, wie so aufmüpfige Kleine halt sind", scherzte der Schlussmann. Laut Bundestrainer Weise hat Grambusch "große Chancen, ein großer Spieler zu werden, aber keiner weiß, ob er's wird." Der Gladbacher zeigte sich jedoch gewillt: "Es gibt für jeden hier ein riesiges Entwicklungspotenzial, hier ist noch keiner am Zenit angekommen."

(RP)
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