Sportlicher Leiter der Jugend beim 1. FC Mönchengladbach „Das gegenseitige Anfeinden muss wirklich nicht sein“

Interview | Jugendfußball · Timo Wendelen ist der neue Sportliche Leiter der Jugend beim 1. FC Mönchengladbach. Im Interview spricht er über die Ausbildung im Nachwuchsbereich, einen möglichen Interessenskonflikt mit seiner Aufgabe bei VVV Venlo und die Querelen im Verein.

 Timo Wendelen ist seit dem 1. Juni Sportlicher Leiter für die Jugend beim 1. FC Mönchengladbach.

Timo Wendelen ist seit dem 1. Juni Sportlicher Leiter für die Jugend beim 1. FC Mönchengladbach.

Foto: Sascha Köppen

Herr Wendelen, Sie sind seit dem 1. Juni Sportlicher Leiter in der Jugend beim 1. FC. Was haben Sie als erstes unternommen?

Timo Wendelen Als erstes habe ich einmal mit allen Trainer von oben bis nach ganz unten eine Bestandsaufnahme gemacht. Es gibt natürlich schon ein paar Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Aber unser Vorsitzender Christian Oh ist gerade massiv damit beschäftigt, dass hier im Verein weiter Vertrauen aufgebaut wird. Das ist ein wichtiger Baustein.

Warum haben Sie diese Aufgabe beim 1. FC übernommen?

Wendelen In der Tat bin ich schon häufig gefragt worden, warum ich mich dazu entschieden habe, aber am Ende ist der Grund, dass hier der Leistungsgedanke doch im Vordergrund steht. Das ist natürlich bei einem kleineren Verein so in der Form nicht der Fall. Beim SV Lürrip oder beim 1. FC Viersen, wo ich diese Funktion ja auch ausgeübt habe, wäre das so nicht umsetzbar gewesen, so wohl ich mich da auch stets gefühlt habe. Aber die Aufgabe beim 1. FC Mönchengladbach passt auch besser zu dem, was ich für VVV Venlo sonst noch mache. Wir wollen durch Fördern und Fordern einen Mehrwert erreichen. Der Leistungsbereich ist derjenige, der den 1. FC auch überregional ausmacht.

Das ist interessant. Wie sieht ihre Aufgabe in den Niederlanden aus?

Wendelen In Venlo bin ich für das Scouting im deutschen Raum zuständig. Wir sichten mit einigen Scouts Talente in Deutschland, um sie dann in die Jugendakademie von VVV Venlo zu holen. Robert Pinior ist da ja schon seit Jahren tätig und leitet viele Dinge in die Wege. Es ist natürlich etwas anderes, wenn in einem Verein da auch jemand aus Deutschland mit am Werk ist. Und aus Gladbach sind es eben nur 20 Minuten Fahrt.

Könnte es da mal zu einem Interessenkonflikt kommen?

Wendelen Grundsätzlich nicht, weil das vorher natürlich auch alles besprochen wurde. Generell ist es so, dass wir hier auch talentierten Spielern den nächsten Schritt ermöglichen wollen, wenn sie das Zeug dazu haben. Darin sieht der 1. FC überhaupt kein Problem.

Das Miteinander unter den Vereinen, die unterschiedliche Ziele und Möglichkeiten haben, kann insgesamt aber natürlich immer ein Problem sein. Wie sehen Sie das?

Wendelen Ich denke, dass aus unserer Sicht die Durchlässigkeit in beide Richtungen eine wichtige Botschaft ist. Wenn Spieler uns verlassen, weil sie etwa in ein Nachwuchsleistungszentrum wechseln, dann ist es doch klar, dass wir diese Lücken von unten heraus füllen müssen. Klar ist aber auch, dass die Kommunikation dabei eine große Rolle spielt, dass man vernünftig miteinander umgeht. Es gibt Vereine, die nicht gegen den FC testen wollen, weil sie Angst haben, dass wir dann auf Spieler aufmerksam werden. Das habe ich vorher schon auf der anderen Seite nicht verstanden. Als ob wir die Spieler nicht auch sehen würden, wenn sie gegen andere Mannschaften antreten. Wenn ein Spieler den nächsten Schritt macht, muss das doch im Sinne aller Beteiligten sein.

Wie sehen Sie denn den Leistungsbereich, also die Teams in der Niederrheinliga von den C- bis zu den A-Junioren, aufgestellt?

Wendelen Ich denke, dass wir da eigentlich sehr gut aussehen. Generell ist es erst einmal das Ziel, mit allen drei Teams unter die ersten Vier zu kommen, um uns direkt wieder für die Niederrheinliga zu qualifizieren. Bei der C-Jugend schiele ich eigentlich sogar ein wenig auf den Aufstieg in die Regionalliga. Da stellen wir 18 Spieler in der Stützpunkt-Auswahl.

Zwar ist die Frage nach der Ausbildung der Trainer durch die Corona-Pandemie ein wenig in den Hintergrund getreten, aber der Verband forciert das ja doch zunehmend. Wie stehen Sie dazu?

Wendelen Generell plane ich gerne langfristig mit Trainern. Dabei ist die Art des Trainerscheins, den jemand erwirbt, für mich nicht so zentral. Generell denke ich, dass es da ein Umdenken geben sollte. Schon zwischen dem Einstieg und einer B-Lizenz liegt so viel Aufwand, dass ein Trainer, wenn er etwa mit einem B-Schein zu einem kleinen Klub kommt, schon so viel Geld sehen will, dass viele Vereine das nicht leisten können. Vielleicht müsste es da noch eine Ebene dazwischen geben.

Sie sind zwar erst kurz in der neuen Aufgabe, in der jüngeren Vergangenheit gab es beim FC aber Querelen um die ehemalige C-Jugend und um die Trennung vom Frauen- und Mädchenfußball. Wie stehen Sie dazu?

Wendelen Wenn in der Öffentlichkeit negativ über einen Verein geredet wird, ist das irgendwann natürlich auch vereinsschädigend. Ich habe das zwar in der Vergangenheit gelesen, dazu aber nie ein Statement abgegeben, weil ich gerne immer zwei Seiten höre. Doch auch jetzt kommuniziere ich das nicht nach außen. Es ist in unserer heutigen Gesellschaft so, dass sich Menschen gerne auf eine Seite schlagen, wenn irgendetwas Negatives erzählt wird. Manchmal revidiert sich das Bild, wenn man die andere Seite hört. Ich ziehe aber auch den Hut vor den Funktionären, die hier verblieben sind und sich dazu immer wieder geäußert haben. Ich hoffe, dass sich das alles endgültig gelegt hat, und man darf nie vergessen, dass das alles ein Hobby ist. Dass man sich gegenseitig anfeindet, das muss wirklich nicht sein.

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