Tennis Tennis kommt wieder

Erst wurde mehr als die Hälfte der Mönchengladbacher Hallenplätze für Soccer geopfert. Fußball unterm Dach erschien lukrativer. Doch jetzt gibt es eine neue Entwicklung: Aus einer Soccer- wird wieder eine Tennishalle.

Heike Först ist das Wechseln eigentlich leid. Viele Jahre spielte sie im Winter an der Breite Straße oder in der Halle ihres Klubs, der TG Rot-Weiß. In Rheydt wurde das Tennisangebot stark reduziert, die Halle in Windberg wurde abgerissen. Heike Först wechselte mit ihren Partnerinnen in die Rima-Halle an der Waldnieler Straße. Doch vor zwei Jahren war auch dort Schluss: Statt Tennis wurde nur noch Fußball gespielt, die Halle zur "Soccer-World" umgebaut. "Es wurde schwieriger in Mönchengladbach, die passenden Stunden zu bekommen. Darum sind wir nach Viersen gewechselt", erzählt Heike Först. Viersen oder Erkelenz wurden für viele Mönchengladbacher zum neuen Quartier. Denn in ihrer Stadt nahm das "Sterben" der Tennishallen kein Ende. Zuletzt wurden 2008 in Neuwerk aus den fünf Tennisplätzen lauter Soccer-Spielfelder.

26 Plätze in zehn Jahren weg

"In zehn Jahren sind in unserer Stadt 26 Hallenplätze weggefallen, nur vier Felder in Traglufthallen hinzu gekommen", sagt Dr. Axel Niemöller, Inhaber der Giesenkirchener Halle und einer Tennisschule. Vier von sechs Tennisfeldern an der Breitestraße wurden für das "return"-Freizeitangebot und ein Soccer-Feld geopfert. An der Lürriper Straße wurden gleich sieben Plätze für den Fußball-Hallenspaß umgerüstet, im Sportpark West in Holt aus vier Hallenfeldern ein Soccer-Platz und eine Kinderwelt. Mit Hallentennis sei kein Geld zu verdienen, mit Soccer oder anderen Angeboten schon: Diese Meinung setzte sich immer mehr durch.

Doch jetzt scheint sich der Trend etwas zu drehen. Ab September wird in der Rima-Halle wieder Tennis statt Fußball gespielt. "Für Soccer gibt es schon ein Überangebot, aber inzwischen zu wenig Tennis-Hallenplätze", sagt Peter Radtke, der bei Mannesmann-Meer spielt. Mit zwei Partnern aus dem GHTC hat er nun die Rima-Halle gepachtet; im Sommer wird renoviert und umgebaut. Nur der Squash-Bereich bleibt. "Wir haben die Tennisvereine informiert, das Echo ist überaus positiv", freut sich Radtke.

"Das Problem für Hallenbetreiber ist, dass die Energiekosten in den letzten acht Jahren um 70 Prozent gestiegen sind. Manche Tennishallen waren schon 30 Jahre oder noch älter. Sie müssten für viel Geld saniert werden", weiß Niemöller. "Darum haben viele beim Tennis aufgegeben. Fußballer sind nicht so anspruchsvoll wie Tennisspieler. Dem Kunstrasen macht es nicht viel, wenn es mal vom Hallendach tropft. Beim Soccer braucht man nicht so gutes Licht wie beim Tennis, es kann auch weniger geheizt werden. Das alles senkt die Kosten. Doch Soccer ist ein wenig Modeerscheinung, der Trend nimmt offenbar ab. Eine Soccer-Stunde kostet mit 50 Euro doppelt so viel wie beim Tennis. Die Auslastung ist nicht mehr so stark."

20 Tennisplätze unterm Dach gibt es in der Stadt noch; nun kommen wieder vier in der Rima-Halle dazu. "Es gibt eine Bedarfsberechnung für Tennis-Anlagen", sagt Dr. Niemöller, der bei seinem Studium der Sportwissenschaften Tennis-Management belegt hat. "Danach braucht man pro 12 000 Einwohner einen Hallenplatz. In Mönchengladbach wären das 22 Plätze."

Mit 24 Plätzen ab September also wieder ein leichtes Überangebot bei schwieriger Kosten-Situation? Das muss nicht unbedingt ein Problem sein, meint Axel Niemöller: "Bei uns gibt es im Tennis ein bisschen so etwas wie Aufbruchstimmung. Es tut sich wieder was, auch in den Klubs." Das ist es, was Peter Radtke und seinen Freunden Mut macht zu ihrem Versuch an der Waldnieler Straße. Heike Först jedenfalls ist begeistert: "Ich wäre froh, wenn wir wieder in der Rima-Halle spielen würden. Die Fahrerei nach Viersen fällt weg, und hier ist es auch gemütlicher."

(RP)
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