Fußball SV Dohr verschwindet nach 107 Jahren

Fussball · Dem Verein sind Mitglieder und helfende Hände ausgegangen - die typischen Probleme eines Einsparten-Klubs.

 Da war die Welt beim SV Dohr noch in Ordnung: Im Mai 2010 spielt man ein Freundschaftsspiel gegen die Borussia, für die ein gewisser Oliver Neuville (rechts) letztmals aufläuft.

Da war die Welt beim SV Dohr noch in Ordnung: Im Mai 2010 spielt man ein Freundschaftsspiel gegen die Borussia, für die ein gewisser Oliver Neuville (rechts) letztmals aufläuft.

Foto: Dieter Wiechmann (Archiv)

107 Jahre Vereinsgeschichte des SV Dohr haben nun ein Ende gefunden. Bei zwei Enthaltungen stimmten die übrigen zwölf stimmberechtigten Mitglieder auf einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung für die Auflösung des Vereins. Es war eine Entscheidung, die, das war spürbar, niemandem leicht fiel, die aber letztlich unausweichlich war.

Denn es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass sich die Lage des Vereins noch einmal gravierend bessern könnte. "Wir haben weder Spieler behalten, noch gibt es Anzeichen dafür, dass welche zurückkehren könnten", sagte Egon Wirtz, der als Ehrenmitglied vom Amtsgericht bestellt worden war, die Versammlung zu leiten.

23 Jahre lang hatte er den Verein mitgestaltet, viel Zeit investiert. Kein Wunder also, dass ihm die Auflösung nahe ging. Lange Zeit war er etwa für die Ausrichtung der Pfingstturniere verantwortlich, die den Verein über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machten. Die A-Jugend, die bis zum Saisonende in Dohr noch existiert hatte, fand geschlossen bei Rot-Weiß Hockstein eine neue Heimat. "Wir haben zum Verein gehalten, so lange es ging", sagte Trainer Dennis Wirtz, Sohn des leitenden Ehrenmitglieds.

Strukturell gehört der SV Dohr zu der Kategorie von Vereinen, bei denen der Stadtsportbund schon seit Jahren warnt, dass sie existenzielle Probleme bekommen können. Für kleine Einsparten-Vereine wird es eben immer schwieriger. "Bei uns kommt dann noch dazu, dass wir uns im Prinzip aus drei Straßen rekrutieren", sagt Egon Wirtz. Das habe es in den vergangenen Jahren immer schwieriger gemacht, helfende Hände zu bekommen. Fast gebettelt hatte der letzte Vorsitzende Ortwin Eckert zum Schluss, doch das Engagement vieler Mitglieder währte nur kurz.

Hinzu kam beim SV Dohr aber auch die Problematik, dass es offensichtliche Gräben im Verein gab, die am letzten Abend der Vereinsgeschichte noch einmal offenbar wurden. Letztlich wurden aber auch hier versöhnliche Töne angeschlagen. Denn eines stellte der Versammlungsleiter klar: In Stilfragen gab es verschiedene Ansichten, doch eine Rettung des Vereins hätte wohl niemand mehr zustande bekommen. Der Blick auf die Platzanlage muss das eine oder andere Mitglied schmerzen. Die Footballer vom Wolfpack haben das Gelände in Beschlag genommen. Das ist prinzipiell natürlich gut, aber die Fußballtore sind inzwischen den Goals gewichen. Auf der Suche nach einer Heimat sind aber auch die Fußballer vom KFC Welate Roj. Vielleicht deutet sich hier ja eine Lösung an.

Bis der SV Dohr nun auch juristisch aufgelöst ist, wird noch rund ein Jahr vergehen. In dieser Zeit sind etwa die Finanzen des Vereins zu regeln. Als Liquidatoren wurde neben Egon Wirtz und seinem Sohn Dennis auch Ortwin Eckert bestimmt. Diese werden nun dem Amtsgericht mitgeteilt, und sie fungieren dann als Ersatz für einen Vorstand. Es steht zu befürchten, dass dieses Schicksal noch andere Fußballvereine der Stadt ereilen könnte.

(kpn)
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