Aufstiegs-Endspiel gegen Odenkirchen Türkiyemspor mit spätem Tor zum Bezirksliga-Glück

Fußball-Kreisliga A · In einer turbulenten Schlussphase mit spätem Ausgleich gelingt Türkiyemspor im entscheidenden Spiel gegen die SpVg Odenkirchen der Aufstieg in die Bezirksliga. Zwei Elfmeter und ein Platzverweis runden die Partie vor über 1000 Zuschauern an der Beller Mühle ab.

Die Bilder vom Aufstiegsendspiel zwischen Odenkirchen und Türkiyemspor
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Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Direkt mit Schlusspfiff wälzten sich Ufuk Isik und Cafer Kapkara über den Rasen. Alles musste raus bei Türkiyemspors Trainergespann nach aufreibenden 90 Minuten, plus siebenminütiger Nachspielzeit, die sich für Türkiyemspor womöglich wie sieben Stunden angefühlt haben muss. Denn wenn der Profifußball den Amateuren zuletzt eines gelehrt hat, dann, dass in Nachspielzeiten gerne mal Spielausgänge auf den Kopf gestellt werden. Und selbstredend warf Odenkirchen noch einmal alles nach vorne, kam noch zu einem aussichtsreichen Kopfball, doch an der Beller Mühle blieb eine Kehrtwende aus. Die Gäste brachten das 2:2-Remis über die Zeit, das Türkiyemspor in der Endtabelle zu Platz zwei und zum Aufstieg in die Bezirksliga genügt. Unkoordinierte Jubelläufe von der Ersatzbank aus, eine Spielertraube auf dem Feld – und ein Trainerduo, das umschlungen auf dem Rasen liegt. Momente eines Aufstieges.

Angesichts der Niederlage im Aufstiegskampf zeigte aber auch der Gegner sportliche Größe. „Respekt. Türkiyemspor hat eine großartige Saison gespielt. Es ist ein tolles Projekt, sie sind verdient aufgestiegen – es tut nur weh, dass es ausgerechnet bei uns passiert“, sagt Odenkirchens Sportlicher Leiter Damian Schriefers. Dabei verlief der Samstagsband aus seiner Sicht anfangs vielversprechend.

Über 1000 Zuschauer kamen am Samstagabend auf die Sportanlage Beller Mühle.

Über 1000 Zuschauer kamen am Samstagabend auf die Sportanlage Beller Mühle.

Foto: Daniel Brickwedde

Zunächst war jedoch nicht an einen pünktlichen Anpfiff zu denken. Um 18.30 Uhr sollte es losgehen, um 18.30 Uhr standen aber immer noch zahlreiche Leute draußen vor dem Kassenbereich, und immer weitere kamen hinzu. Getränke- und Essensstände, 30 Ordner, gefühlt frühzeitig weit über 1000 Zuschauer rund ums Spielfeld: Der Rahmen war groß und ungewohnt auf der Anlage an der Beller Mühle, da hält der übliche Ablaufplan nicht stand.

Mit zehn Minuten Verspätung bekam die Kulisse jedoch, wofür sie gekommen war: Ein Alles-oder-nichts-Spiel am letzten Spieltag um den Aufstieg in die Bezirksliga – ein Hoch auf den Spielplanplaner. Der Tabellenzweite, Türkiyemspor, gegen den Tabellendritten Odenkirchen. Drei Punkte trennten beide Team tabellarisch vor dem Spiel, der direkte Vergleich sprach jedoch für Odenkirchen. Bedeutete: Der Sieger steigt auf, ein Remis reicht Türkiyemspor.

 Die Bank von Türkiyemspor schaut gebannt aufs Spielfeld.

Die Bank von Türkiyemspor schaut gebannt aufs Spielfeld.

Foto: Daniel Brickwedde

Und früh bahnte sich ein Platztausch im Aufstiegsentscheidung an. In der 8. Minute zog Evgenij Pogorelov links in den Sechzehner und kam zu Fall. Strafstoß. Kapitän Marcel Schulz trat an, Türkiyemspors Torhüter Arda Akkas kam zwar an den Schuss heran, den Einschlag ins Netz konnte er jedoch nicht verhindern – die 1:0-Führung für Odenkirchen.

Im Anschluss hatte Türkiyemspor leichte Feldvorteile, Torgefahr erzeugten die Gäste aber kaum. In der 22. Minute erhöhte Odenkirchen dann bereits auf 2:0: Im ersten Versuch scheiterte Lutz Soggeberg an Torhüter Akkas, den Abpraller schob Torjäger Tobias Kamper allerdings über die Linie; sein 23. Saisontreffer. Die Effizienz der Spielvereinigung machte den Unterschied.

In der 38. Minute hatte Soggeberg gar die große Chance zum 3:0, bekam jedoch den Ball nicht unter Kontrolle. Rückblickend ein Schlüsselmoment. „Hätten wir das 3:0 gemacht, wäre die Messe wohl gelesen gewesen“, sagt Schriefers. Stattdessen brachte Türkiyemspor eine Minute später die Spannung zurück in die Partie: Es gab Strafstoß für die Gäste, den Sercan Salgin souverän zum 1:2-Halbzeitstand im Netz unterbrachte (40.). „Als das 3:0 nicht fiel, wusste ich, dass wir das Spiel noch drehen können. Der Treffer vor der Halbzeit war natürlich sehr wichtig“, sagt Isik.

Türkiyemspor feiert den Aufstieg mit Schlusspfiff.

Türkiyemspor feiert den Aufstieg mit Schlusspfiff.

Foto: Daniel Brickwedde

Mit Wiederanpfiff wäre Odenkirchen zunächst fast das dritte Tor gelungen, ein Kopfball von Nasser El Aboussi knallte jedoch an den Innenpfosten und überquerte nicht die Torlinie (50.). Es blieb beim 2:1, wodurch Türkiyemspor weiterhin nur ein Tor für den Aufstieg fehlte. Doch über Ansätze kam das Team von Ufuk Isik selten hinaus, einen Abschluss von Ali Salgin parierte Marvin Spinnrath im Tor der Odenkirchener sicher (57.). Lautstarke Aufregung gab es in der 62. Minute, als Soggeberg mit freier Bahn zum Tor zu Fall kam, der regionalliga-erfahrende Schiedsrichter Alexander Schuh verzichtete allerdings auf einen Pfiff.

Als hätte der knappe Spielstand nicht alleine für eine spannende Schlussphase gereicht, schwächte sich Odenkirchen in der 74. Minute zusätzlich selbst: Eike Broens sah nach unsportlichem Verhalten die Gelb-Rote-Karte. Nun lag der Vorteil in Überzahl bei Türkiyemspor. „Wir haben versucht, das Spiel trotzdem ruhig zu halten und es spielerisch zu lösen“, sagt Isik.

Türkiyemspor erhöhte den Druck – und kam in der 87. Minute tatsächlich noch zum Ausgleich: Nach einem Freistoß von Thomas Tümmers lauerte der eingewechselte Mohamed Hussein im Sechzehner und traf zum 2:2. Dem Jubel auf der Türkiyemspor-Bank folgte der bange Blick auf die Uhr – denn mit Nachspielzeit zog sich der Schlusspfiff. Doch dann konnten die Feier aufseiten der Gäste beginnen. In der Vorsaison hatte die Mannschaft im Aufstiegs-Endspurt noch den Kürzeren gegen die Reserve des ASV Süchteln. Mit dem nun geglückten Aufstieg verband Isik auch eine emotionale Geschichte: „Ich habe damit das Versprechen eingelöst, das ich meinem Onkel Hulusi Tutun gegeben habe, der an Krebs gestorben ist. Er war ein Ehrenfan“, so der Trainer.

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