Fußball Spruchkammer: Freispruch für Kovacevic

Fußball · Es gibt Spieler, die sind der Spruchkammer des Fußballkreises so bekannt wie der sprichwörtliche "bunte Hund". Ein solcher Spieler ist Goran Kovacevic nicht.

Inzwischen ist der Fußballer des SC Victoria Mennrath 35 Jahre alt, hat in einem Pflichtspiel noch nie eine Rote Karte gesehen, erinnert sich selbst gerade einmal an sechs Gelbe Karten. Am 16. Oktober kam es jedoch zu einer Szene, die jetzt die Spruchkammer beschäftigte.

In der 80. Minute des Kreisliga-A-Spiels zwischen dem SC und dem TuS Wickrath schickte der Schiedsrichter Kevin Tucholski Kovacevic vom Platz, weil er eine Wunde am Knie hatte, die der Unparteiische für behandlungswürdig hielt. Als der Spieler dies nicht wollte, kam es zu einem Disput, den beide Parteien vor der Kammer unterschiedlich schilderten. Unstrittig war, dass der Schiedsrichter die Hand an der Gesäßtasche hatte, die Rote Karte zeigen wollte. Tucholski gab an, Kovacevic habe ihm gedroht, dass er ihm etwas antue, wenn er die Karte nicht in der Tasche lässt. Der Spieler selbst räumte ein, auch aufgrund einiger Kommentare des Mannes in Schwarz erregt gewesen zu sein.

Er habe gesagt, dass man sich nach dem Spiel nochmal unterhalten müsse, wenn er dafür die Rote Karte bekomme. Nachdem die verschiedenen Zeugen ausgesagt hatten, darunter auch die Trainer, lagen insgesamt sieben verschiedene Wortlaute vor, wie sich dieser Disput abgespielt haben soll. Die Darstellung des Schiedsrichters, nach dem Spiel erneut bedroht worden zu sein, konnte keine weitere Aussage stützen. Am Ende kam die Kammer zu einer Entscheidung, die es gemäß dem Kammervorsitzenden Johannes Daners erstmals gab.

Das Verfahren wurde gegen eine Geldbuße von 100 Euro eingestellt. Es hätte maximal eine Strafe am äußersten unteren Rand geben können, weil ein gewisses Bedrohnungs-Szenario gegeben war. Unter Einbeziehung des Leumunds, den sich der Spieler erworben hat, kam es nicht mal dazu. Aber warum hat der Schiedsrichter dem Spieler die Rote Karte nicht gezeigt, wenn er sich bedroht fühlte? Vor einem Jahr hat Tucholski bei einem Spielabbruch regelrechte Jagdszenen über sich ergehen lassen müssen.

"So etwas hat man natürlich irgendwie im Hinterkopf", räumte er ein. Und sicher ist es kein Fehler, die zehn Minuten Spielzeit noch über die Bühne bekommen zu wollen. Bernd Schoemann, der den Unparteiischen vor der Kammer vertrat, betonte, dass es ihm allemal lieber sei, wenn ein Schiedsrichter später einen Sonderbericht verfasst, als dass er sich im Spiel verprügeln lasse. Zum Glück muss der hiesige Kreis die großen Entgleisungen nur selten beklagen. In diesem Fall war letztlich alles halb so wild. Kovacevic und Tucholski gaben sich nach dem Beschluss die Hand und können sich wieder in die Augen sehen.

(kpn)
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