Speedkletterer Leander Carmanns Anschluss finden bei den Großen

Speedklettern · Leander Carmanns hofft, sich 2022 in der Speedkletter-Elite zu etablieren. Er gehört zum Kader unter Bundestrainer Peter Schnabel. Daneben will er seinen Titel bei der Junioren-EM verteidigen.

 Leander Carmanns gewann 2020 die  Europameisterschaft der Junioren in Russland. Dieses Jahr will er seinen Titel in Augsburg verteidigen.

Leander Carmanns gewann 2020 die  Europameisterschaft der Junioren in Russland. Dieses Jahr will er seinen Titel in Augsburg verteidigen.

Foto: Leo Zhukov

Zum Saisonabschluss machte sich die Pandemie einmal mehr bemerkbar. In Südkorea sollte Leander Carmanns in seinem zweiten Weltcup im Speedklettern bei den Herren antreten. Doch daraus wurde nichts. Die Veranstaltung Ende September wurde coronabedingt abgesagt. „Schade“, sagt der 17-jährige Carmanns, „auf die Erfahrung hätte ich mich gefreut.“ Aber auch ohne die Reise nach Südkorea liegt hinter dem Mönchengladbacher ein ereignisreiches Jahr. „Das war schon eine coole Saison“, sagt Carmanns rückblickend, „es ist viel passiert und es hat sich viel verändert.“

Da wäre zum einen seine neue sportliche Ausrichtung zu nennen: Bis Anfang 2021 war Carmanns vor allem auf die Kletterdisziplin Bouldern spezialisiert, bei der mehrere komplexe Kletterrouten ohne Seil in vorgegebener Zeit zu bewältigen sind. Inzwischen liegt sein Fokus aber fast ausschließlich auf Speedklettern. In der Disziplin geht es darum, eine entsprechende Kletterwand in möglichst kurzer Zeit und schneller als ein Kontrahent zu bewältigen. Wer zuerst oben ist, hat gewonnen.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich Speed so priorisieren würde“, sagt Carmanns. Das lag allerdings auch an seinen Erfolgen: Im Sommer gewann er im Speedklettern die Junioren-Europameisterschaft in Russland und setzte mit 5,976 Sekunden eine deutsche Rekordzeit.

Seit September gibt es zudem im Verband, dem Deutschen Alpenverein, mit Peter Schnabel erstmals einen extra Bundestrainer fürs Speedklettern. Davon profitiert auch Carmanns, der nun Teil des Erwachsenenkaders ist. „Die Zusammenarbeit ist nun viel intensiver und professioneller, wir haben nun richtige Kaderstrukturen mit einem Trainer, der einen immer begleitet“, sagt er. Die Trainingsgruppe trifft sich mehrmals die Woche in Hilden, 45 Autominuten von Mönchengladbach entfernt, was Carmanns ebenfalls entgegenkommt.

Aus den neuen Trainingsstrukturen schöpft er viel Zuversicht für die kommende Saison. Im April findet der erste Weltcup in Moskau statt, wobei da noch unsicher ist, ob der DAV-Kader dort teilnimmt. Ab Mai stehen dann weitere Veranstaltungen unter anderem in den USA, Frankreich und Südkorea an. Für Carmanns geht es bei den Weltcups in erster Linie darum, weitere Erfahrungen im Elitebereich zu sammeln. „Mal ein Finale der Top 16 zu erreichen, das wäre gut. Das wird aber schwierig. Es geht eher darum, Anschluss zu finden“, sagt er zu seinen Zielen bei den Herren. Immerhin erreichte er im vergangenen Oktober bei einem Europacup in Frankreich den vierten Platz – sein bislang bestes Resultat bei den Erwachsenen.

Im Jugendbereich steht die EM-Titelverteidigung ganz oben auf seiner Prioritätenliste – insbesondere, da es im Juli ein Heimspiel in Augsburg ist. Dazu soll es bei der Junioren-WM etwas weiter nach vorne gehen als im Vorjahr: Damals war Carmanns im Finale weggerutscht und am Ende auf Platz acht gelandet. Die Junioren-WM ist im August in den USA geplant, der Austragungsort muss noch bestimmt werden.

Ein weiteres Groß-Ereignis steht im August mit der Kletter-Europameisterschaft der Elite in München an. Allerdings startet eine Woche später bereits die Junioren-WM, für die Carmanns sich mehr ausrechnet. „Es wäre nicht sinnvoll, bei beiden Wettbewerben zu starten.“

Ansonsten hat sich Carmanns vorgenommen, den deutschen Rekord weiter zu unterbieten – gerne auch im ständigen Wettbewerb mit seinen Kaderkollegen. Der 17-Jährige steht vor einem weiteren ereignisreichen Jahr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort