Leander Carmanns vor der Heim-EM Deutschlands schnellster Kletterer kommt aus Gladbach

Klettern · Leander Carmanns aus Mönchengladbach ist seit dem Wochenende wieder deutscher Rekordhalter im Speedklettern. Am Wochenende will er bei der Europameisterschaft in Augsburg seinen Junioren-Titel verteidigen. Der Abstand zur Weltelite ist trotzdem noch groß.

 Leander Carmanns bei seinem Sieg im Vorjahr bei der Europameisterschaft der Junioren in Russland.

Leander Carmanns bei seinem Sieg im Vorjahr bei der Europameisterschaft der Junioren in Russland.

Foto: Leo Zhukov

In fünf Sekunden bindet man sich einen Schuh zu oder gießt sich eine Tasse Kaffee ein. Oder man klettert in dieser Zeit eine 15 Meter hohe Kletterwand hoch; wenn man es denn kann. So gesehen war es denkwürdig, was die Elite im Speedklettern am vergangenen Wochenende beim Weltcup im schweizerischen Villars zeigte. Gleich zweimal verbesserte dort der Indonesier Kiromal Katibin seinen bestehenden Weltrekord von 5,17 Sekunden, zunächst mit 5,09 Sekunden in der Qualifikationsrunde, später im Wettkampf benötigte er sogar nur 5,04 Sekunden – wie gesagt, für eine immerhin 15 Meter hohe Kletterwand.

Es gab aber auch Rekorde im Kleinen: Deutschlands schnellster Kletterer ist seit dem vergangenen Wochenende beispielsweise wieder Leander Carmanns. Der Mönchengladbacher verbesserte in Villars die nationale Bestzeit auf 5,74 Sekunden – was in der Endabrechnung allerdings nur Platz 23 bedeutet. Denn auch wenn letztendlich für den Laien alles an der Kletterwand wie mit dreifacher Geschwindigkeit vorgespult aussieht, zwischen den deutschen Kletterern und der Top-Elite liegen noch Welten.

Damit sich das ändert, hat sich der Deutschen Alpenvereins (DAV) im vergangenen Jahr neu aufgestellt und mit Peter Schnabel als Quereinsteiger aus der Leichtathletik erstmals einen Bundestrainer fürs Speedklettern benannt. Zu dessen sechsköpfigem Kader, der sich mehrmals die Woche in Hilden trifft, gehört auch Carmanns. Seitdem sei das Training „auf den Kopf gestellt“ worden, sagt der 17-jährige, der inzwischen nach Düsseldorf gezogen ist. „Früher habe ich oft alleine trainiert, nun gibt es eine engmaschige Betreuung rund um die Uhr.“ Er gibt aber auch zu, dass er sich zunächst an die neuen Trainingsabläufe gewöhnen musste.

Bei den Zeiten der deutschen Kletterer war die Tendenz zuletzt zumindest positiv. Der Sport ist im Prinzip simpel: Es geht darum, eine entsprechende Kletterwand in möglichst kurzer Zeit und schneller als ein Kontrahent zu bewältigen. Wer zuerst oben ist, hat gewonnen. Neigung und Höhe der Wand ist dabei für jeden Wettbewerb genormt. Carmanns war als nationaler Rekordhalter mit 5,97 Sekunden in die Saison gestartet und unterbot diese Zeit Anfang Juni beim Europacup im italienischen Arco mit 5,81 Sekunden. Diese Marke hielt allerdings nur wenige Minute, dann setzte sich Sebastian Lucke mit 5,75 Sekunden an die Spitze der deutschen Bestenliste.

Beim Europacup in Innsbruck vor zwei Wochen erreichte Carmanns mit 5,77 Sekunden eine persönliche Bestzeit. Der Rekordlauf in Villars hat ihn entsprechend nicht ganz überrascht. „Das hat sich schon angebahnt“, sagt er. Die Rauigkeit der Wand für eine gute Reibung, dazu die warmen, aber auch nicht zu warmen Temperaturen, die für einen Schnellkraftsport wie das Speedklettern in Villach ideal waren, all das habe den Wettbewerb in der Schweiz zum bislang schnellsten aller Zeiten gemacht, erklärt Carmanns. „Ich hatte ein gutes Gefühl. Es hat einfach gepasst“, sagt er zu seinem Rekordlauf.

Wer einen Rekord aufstellt, dem darf man unterstellen, dass er in guter Form ist. Entsprechend zuversichtlich schaut Carmanns auf seinen nächsten wichtigen Wettkampf: die Junioren-Europameisterschaft am kommenden Wochenende in Augsburg. Dort ist er Titelverteidiger, da er im Vorjahr den Wettbewerb in Russland gewann. Ein erneuter Sieg ist quasi Ehrensache – zumal die EM auf deutschem Boden stattfindet.

Über 100 internationale Athleten sollen in den Startklassen Junioren, A- und B-Jugend vom 8. bis 10. Juli dabei sein. Leander Carmanns kennt die Kletterwand in Augsburg, hat diese selbst schon einige Male erklommen. „Die Titelverteidigung ist das große Ziel“, sagt er. Seine Konkurrenz ist ihm allerdings größtenteils unbekannt. Denn in diesem Jahr ist er ausschließlich bei den Senioren an den Start gegangen. Ohnehin falle das Starterfeld wohl mit nur rund zehn Teilnehmern ungewohnt klein aus, sagt Carmanns vor der Junioren-Europameisterschaft

In der Woche vor dem Wettkampf war das Training dosiert, lediglich ein paar Läufe fürs Gefühl habe er gemacht, sagt Carmanns. Am Sonntag steigt dann sowohl die Qualifikation als auch das Finale im Speedklettern in Augsburg.

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