Fußball Schlitzohren und Superstars

Ganz unterschiedliche Spielertypen, ein ruhiger, erfolgreicher Trainer Norbert Ringels und ein ideenreicher, fußballverrückter Sportchef Andreas Zimmermann: Die Geheimnisse für den Aufstieg der Lürriper in die Landesliga.

Es war geschafft. 5:1-Sieg gegen Kaarst, der Aufstieg der Lürriper in die Landesliga ist unter Dach und Fach. Und Fußballobmann Andreas Zimmermann hatte natürlich vorgesorgt: Ein Planwagen stand vor der Sportanlage am Weiersweg. Einsteigen, aber wohin sollte es gehen? Für den Fußballobmann war die Sache klar: "Wir fahren nach Neuwerk. Da ist Kirmes." Dahinter steckte aber auch der Wunsch, dem Nachbarn noch einmal deutlich den Erfolg vor Augen und Ohren zu führen.

Auf den Wagen musste natürlich auch Trainer Norbert Ringels, der nicht unbedingt als feierwütiger Mensch bekannt ist: "Auf dem Wagen waren bestimmt 25 Personen. Die Pferde hatten Schwerstarbeit zu leisten. Wir mussten schon einige Pausen einlegen, damit sich die Tiere erholen konnten." Klar, besonders in Neuwerk nahm man sich viel Zeit. Lürrips Vorsitzender Klaus Bockers war begeistert: "Zuerst haben die geguckt und wussten mit uns nichts anzufangen. Dann gab es aber auch Beifall."

Den hatte sich vor allem Norbert Ringels verdient. Andreas Zimmermann hatte mit viel Akribie zwar einen schlagkräftigen Kader zusammengestellt, aber der musste auch noch gesteuert werden: "Da hat man zwei, drei Schlitzohren, die sich bei Kälte oder Regen überlegen, wie sie sich vor dem Training drücken können. Und es gibt die Superstars, die sich darstellen wollen, aber lernen müssen, dass sie ohne die anderen nichts bewirken können." Das Kunststück, diese Typen behutsam zu überzeugen, miteinander Fußball zu spielen, hat Norbert Ringels perfekt realisiert. "Es gab teilweise viele Gespräche. Aber ich glaube, die Spieler haben mich verstanden. Sie haben im Laufe der Saison hervorragend gearbeitet."

Ringels war als Bundesliga-Profi, der mit Borussia zweimal Deutscher Meister, hat den 1970 den Uefa-Cup gewonnen und war im Kader, als die Gladbacher 1977 erst im Endspiel der heutigen Champions League in Rom gegen den FC Liverpool verloren. Er weiß also, worauf es ankommt. Und es hat ihm imponiert, dass die jungen Leute in Lürrip sehr viel Freizeit für den Erfolg geopfert haben. "Wir haben früher Geld bekommen. Die spielen im Vergleich für hohle Nüsse und hängen sich rein. Das hat Spaß gemacht, aber auch ganz viel Nerven gekostet. Man fiebert eben mit den Jungs."

Die können nun in den nächsten Wochen gelassen den tollen Erfolg genießen und feiern. Das passierte natürlich schon am Sonntag im Vereinsheim, denn die Pferde, die Kicker und die Vorstandsmitglieder fanden noch nach Lürrip zurück. Es muss eine lange Nacht gewesen sein, die allen alles abverlangte. Vorsitzender Klaus Bockers konnte erst am Montagabend seinen Wagen am Weiersweg abholen. Nicht viel besser erging es Andreas Zimmermann. Nur einer war schon wieder voll bei der Sache: Norbert Ringels – in seinem Job bei der NVV.

Er darf sich nach dem letzten Saisonspiel am 30. Mai bei den Sportfreunden Delhoven auf eine besondere Verabschiedung freuen. "Wir lassen uns schon etwas einfallen", verspricht Klaus Bockers. Vielleicht bekommt Norbert Ringels ein Handy als Geschenk. Bisher wollte er von einem solchen Gerät nichts wissen. Bekommt er es nun, wäre er immer noch jederzeit für die Lürriper erreichbar.

(RP)
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