Football Schach mit Schulterpanzer

American Football gilt als die komplexeste Sportart überhaupt. Beim Zweitligisten Mavericks kümmern sich acht Trainer um die perfekte Vorbereitung auf den Gegner. Das dauert Tage. Am Ende kann doch alles anders kommen.

Football: Schach mit Schulterpanzer
Foto: AP, AP

Sie hatten gerade mit Ach und Krach noch einmal gewonnen. Die Mavericks siegten in Magdeburg 37:29, sind als einziges Team in der Zweiten Bundesliga GFL II weiter ungeschlagen. Doch ausgelassene Freude kam bei acht Leuten im Mannschaftsbus nicht auf. Für sie ging die Arbeit weiter, als Günther Kroll ihnen einen kleinen USB-Stick mit Videos darauf gab. Passgerecht zusammengeschnittene Videos vom Spiel, Kroll ist der Videokoordinator der Mavericks.

Flexibler als erwartet

Die Analyse im Mannschaftsbus begann. Diese acht Leute sind die Trainer der Mavericks. Für nahezu jede Position gibt es einen eigenen Coach, koordiniert wird alles vom Headcoach Walter Rohlfing und vom Sportdirektor Maroan Wahab. So saßen die Trainer im Mannschaftsbus und analysierten, was gut war und was nicht. Und ob der Gegner so spielte, wie sie es vorher erwartet hatten.

Resultat: "Magdeburg war flexibler, als erwartet. Sie hatten andere Laufwege, ein anderes System", sagt Wahab. So gerieten die Gladbacher am Ende der Partie noch einmal unter Druck.

American Football ist nicht nur auf dem Rasen eine der komplexesten Sportarten überhaupt. Ein Rädchen muss auch außerhalb des Spielfeldes ins andere greifen. Wie ein Uhrwerk. Noch im Mannschaftsbus begannen die Coaches mit der Vorbereitung auf den nächsten Gegner, die Lübeck Cougars (Samstag, 19 Uhr, Hockeypark). Stunden von Videomaterial haben die beiden Spezialisten Günther Kroll und Ralf Jakobs über Lübeck zusammengetragen, DVDs für die Offensive und für die Defensive vorbereitet.

Für die Coaches ging es ans Auswerten. Statistiken darüber, wie oft Lübeck in welcher Situation wie spielt. Welcher Tackle, welcher Guard welchem Runningback den Weg frei sperrt, wie die Wide Receiver laufen, wenn noch 20 Yards zu gehen sind, wie der gegnerische Quarterback attackiert wird. Und wo die Schwächen sind, die Schlupflöcher durch das Abwehrbollwerk.

Alles wird genau erfasst und dokumentiert. Das dauert Tage. Am Ende steht ein dickes Paket, der Gameplan ist fertig. Der Gegner ist bis auf seine Kleinteile zerlegt. In der Theorie. Mittwochs und donnerstags wird das dann "nur" noch trainiert. Mit einer 49 Mann starken Mannschaft. Wie sich welche Figuren in welchen Situationen strategisch perfekt verschieben müssen.

Wie gut sie das tun, wie genau die Strategie ist, darüber entscheidet eben der Gameplan der Trainer. Und wie gut die andere Mannschaft den zu täuschen weiß. Dafür sitzt während des Spiels mit Martin Tschurer ein Spezialist auf der Tribüne, der den Coaches per Funk Veränderungen beim Gegner durchgibt. Die Mavericks haben sich in dieser Spielzeit darauf bislang gut verstanden. 130 Spielzüge hat allein die Offense im Repertoire.

50 bis 60 davon kommen pro Spiel zum Einsatz. "Zum Football gehört sehr viel Spielintelligenz. Für den Laien sieht es manchmal so aus, als würden die nur wild durcheinander laufen. Dabei ist es sehr viel komplexer", sagt Wahab. Fast wie Schach. Mit dem Unterschied: Football ist spektakulärer. Eben Schach mit Schulterpanzer.

(RP)
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