Damenmannschaft dominiert die Niederrheinliga Der FV Mönchengladbach schreibt seine eigene Erfolgsgeschichte

Analyse | Fußball-Niederrheinliga · Nach dem unrühmlichen Aus beim 1. FC Mönchengladbach befindet sich der FV Mönchengladbach auf einem vielversprechenden Weg. Der junge Verein wächst und hat sich sportlich längst für höhere Aufgaben empfohlen. Eine Bestandsaufnahme, ein Jahr nach der Gründung.

 In der Niederrheinliga hat der FV Mönchengladbach bislang noch kein Spiel verloren. Im Derby gegen die Reserve von Borussia Mönchengladbach gab es ein 0:0. Eins von zwei Unentschieden – bei zehn Siegen – in der Saison.

In der Niederrheinliga hat der FV Mönchengladbach bislang noch kein Spiel verloren. Im Derby gegen die Reserve von Borussia Mönchengladbach gab es ein 0:0. Eins von zwei Unentschieden – bei zehn Siegen – in der Saison.

Foto: Dieter Wiechmann

Vor zwei Wochen passierte etwas Seltenes. Michelle Marie Wassenhoven, Torhüterin des FV Mönchengladbach, musste einen Ball aus dem Netz holen. Ihre Mannschaft hatte gegen die die SSVg Velbert einen Gegentreffer kassiert. Und Bälle während eines Spiels aus dem Netz holen, dem musste Wassenhoven in dieser Spielzeit bislang kaum nachkommen. Gegen Velbert war es erst das dritte Mal, dass der FV ein Gegentor kassierte. In zwölf bislang absolvierten Spielen. Gewonnen hat Mönchengladbach übrigens trotzdem, 2:1. Auch eine Woche später beim SV Walbeck gab es einen 1:0-Sieg. Es war der zehnte Erfolg der Saison. In vier Spielen davon schoss der FV mehr als fünf Tore, gegen die SpVgg Steele gab es gar ein 11:1 – mit dem kleinen Makel, dass Wassenhoven auch hier hinter sich greifen musste.

 FV-Coach Marco Ketelaer.

FV-Coach Marco Ketelaer.

Foto: Heiko Van der Velden

Kurz: Es läuft derzeit ganz gut beim FV Mönchengladbach. Beinahe zu gut, möchte man sagen, als wäre die Mannschaft auch zu gut für die Niederrheinliga. Denn ohne die Pandemie wäre der FV womöglich bereits Regionalligist. Die Mannschaft lag in der Vorsaison auf Aufstiegskurs, ehe es zum coronabedingten Abbruch kam – und später zu Annullierung der Spielzeit. Nun also ein neuer Anlauf – mit einer Mannschaft, die vom Niveau der Liga bereits entwachsen ist? Ganz so weit möchte Trainer Marco Ketelaer nicht gehen. Er betont die wichtigen Spiele an diesem Wochenende gegen den Tabellenzweiten SG Essen III und in vier Wochen gegen Borussia Bocholt II. „Das sind zwei Mannschaften, die ich zu den Aufstiegsfavoriten gezählt habe. Wenn wir uns da durchsetzen, haben wir den Stempel Regionalliga-Tauglichkeit“, sagt Ketelaer.

Er kam im Sommer 2020 als Trainer zum FV. Seine Verpflichtung fiel in die Gründungszeit des Vereins. Denn der FV, das war bis zum Frühjahr 2020 die Damen-Abteilung des 1. FC Mönchengladbach. Ihre Geschichte sorgte damals bundesweit für Aufsehen: Nach dem Aufstieg in die fünftklassige Oberliga priorisierten die Verantwortlichen des 1. FC die Herren-Mannschaft und meldeten kurzerhand die Frauen-Teams inklusive der viertklassigen Damen-Mannschaft vom Spielbetrieb ab – so lautete damals die Darstellung des FV, die der 1. FC bis heute nicht widersprochen hat. 120 Mitglieder der Frauen- und Mädchenabteilung aus sechs Mannschaften standen plötzlich ohne Verein da – und gründeten dann ihren eigenen. Mit Hilfe des Verbands konnte der FV zudem den alten Startplatz des 1. FC in der Niederrheinliga übernehmen.

Seitdem ist über ein Jahr vergangen. Sportlich ist der FV bislang eine Erfolgsgeschichte. Und auch strukturell wächst der Verein nach einigen Anlaufschwierigkeiten. Die hatten vor allem mit einer fehlenden Spielstätte zu tun. „Viele Sportanlagen in der Stadt sind intensiv belegt und es ist schwierig, sechs Mannschaften zusätzlich auf einer Anlage unterzubringen“, sagt Uwe Röhrhoff, Vorsitzender des Vereins. Zunächst kam der FV in Odenkirchen Süd unter. Die Anlage war jedoch für viele jüngere Spielerinnen nur schwierig zu erreichen, was zu zahlreichen Abmeldungen führte, wie Röhrhoff sagt. Das änderte sich mit dem Umzug auf den Campus Park in Rheydt, der seit dieser Saison die Spielstätte des FV ist. Diese wurde dem Verein seitens der Stadt zugeteilt und bleibt dauerhaft „Heimat“ des FV, unabhängig von der zunächst bis Juli 2023 geschlossen Kooperation mit dem ebenfalls dort spielenden Rheydter SV. Seitdem habe es rund 40 Neumitglieder gegeben, sagt Röhrhoff.

Auch Förderer und Sponsoren halfen dem Verein, finanziell auf die Beine zu kommen. Ein Problem – allerdings kein exklusives des FV – ist noch die Besetzung von ehrenamtlichen Positionen. „Das bereitet nach wie vor Schwierigkeiten, was dazu führt, das einige Personen derzeit mehrere Funktionen ausführen“, sagt Röhrhoff. Die erste Mannschaft soll sich künftig in der Regionalliga etablieren, idealerweise schon ab der kommenden Saison. Daneben möchte der FV eine der führenden Nachwuchsadressen für Frauen-Fußball in der Region werden. Derzeit führt man eine U11, U13, U15 und U17 und ist damit besser aufgestellt als der Großteil der regionalen Vereine. „Wir haben einen guten Unterbau. Das ist wichtig, um immer wieder Jugendspielerinnen in die erste oder zweite Mannschaft zu integrieren. Damit wir nicht auf Spielerinnen von anderen Mannschaft angewiesen sind“, sagt Trainer Ketelear. Das macht sich bereits in dieser Saison bezahlt. „Wir haben einige talentierte Spielerinnen dazubekommen, das hat uns gutgetan.“ Ketelaer nennt Alina Eick, die im Vorjahr aus der eigenen U17 kam und in dieser Saison unverzichtbar im Mittelfeld ist. Das gleiche gilt für die 18-jährige Abwehrspielerin Gloria Zarambaud. „Trotz ihres Alters ist sie eine Stütze in der Mannschaft und geht voran“, sagt er. In dieser Saison ist Kiana Paulsen aus der U17 direkt zur Stammkraft herangewachsen.

Mit dem Kadermix ist es zudem gelungen, den Abgang von Top-Torjägerin Sarah Schmitz zu kompensieren, die zur Borussia wechselte. „Sie hat eine wichtige Rolle gespielt und mit ihrer Qualität eine Lücke hinterlassen. Borussia hat in der Stadt immer noch eine andere Tragweite oder Strahlkraft. Dafür sind wir noch zu jung“, sagt Ketelaer. Andere Spielerinnen haben sich dafür in den Vordergrund gespielt, beispielsweise Alina Honold, die mit zwölf Toren derzeit beste Torschützin beim FV ist. Ohnehin hat der FV offensiv mit 48 Toren nach zwölf Spielen noch mal zugelegt. Vieles deutet daher auf den ersten Aufstieg im zweiten Vereinsjahr hin. Und ob man bereits auf Regionalliga-Niveau ist, zeigt das Duell am kommenden Wochenende im Niederrheinpokal gegen den SV Budberg – derzeit Vorletzter der Regionalliga.

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