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Interview Thomas Krause „Die Nachfrage nach Schach ist vorhanden“

Mönchengladbach · Thomas Krause, 52, seit vielen Jahren Fachwart Schach im Stadtsportbund, Leiter von Schach-AGs an drei Gladbacher Schulen, mit einer Wertungszahl von 2077 einer der besten Schachspieler der Stadt, Vater von zwei schach- und fußballbegeisterten Kindern, ist vergangene Woche als Coach der GGS Hockstein, dem frischgebackenen Deutschen Meister, aus Thüringen zurückgekommen. Da fragt sich auch die Konkurrenz: Was hat er, das andere nicht haben?

 Thomas Krause ist Gladbachs Schach-Fachwart.

Thomas Krause ist Gladbachs Schach-Fachwart.

Foto: Armin Kaumanns

Herr Krause, was ist – in Hockstein – Ihr Erfolgsrezept?

Krause Alles beginnt damit, dass man Spaß an der Sache hat. Wenn ich begeistert bin, kann ich andere begeistern und motivieren, sich mit dem Spiel intensiver zu beschäftigen. Das mache ich in Hockstein nun seit über acht Jahren. Die Kinder machen mit, Schulleiterin und Lehrer unterstützen mich, inzwischen ist die Schule eine „Deutsche Schachschule“. 2015 waren wir erstmals Landesmeister und bei einer DM dabei. Ein Jahr später hatte ich sehr talentierte Erstklässler und die Idee, mit diesen 2019 bei der DM anzugreifen. Ein weiteres Jahr später gab es weitere Talente, und die Eltern ließen sich auch begeistern. So wurde aus einer Idee ein Plan, aus dem Plan entwickelten sich Projekte, und am Ende ging alles auf.

Gibt der tolle Erfolg von Hockstein dem Schachsport in der Stadt neue Impulse?

Krause Das würde mich freuen. Ich habe aber das Gefühl, dass sich auch unabhängig vom Erfolg der Hocksteiner einiges bewegt.

Wie ist denn die Entwicklung im Jugendbereich? In den Schulen, in den Vereinen?

Krause Die Zahl der jugendlichen Mitglieder in den drei Vereinen der Stadt stagniert seit ein paar Jahren. Allerdings gibt es in den Vereinen große Unterschiede. Der Mönchengladbacher SV freut sich gerade über enormen Zuwachs. Klar ist: Alles steht und fällt in den Vereinen mit dem Einsatz von Trainern. Das ist wie in anderen Sportarten auch: Gute Trainer, die ehrenamtlich arbeiten, sind immer gesucht. In Schulen ist das im Grunde nicht anders. Die Nachfrage nach „Schach“ ist vorhanden, das Angebot an Leuten, die es anbieten können oder wollen, aber sehr überschaubar.

Gibt es herausragende Talente? Wie werden die gefördert?

Krause Mit Melanie Müdder und Nils Fietz gibt es zwei Gladbacher, die ab Sonntag an der Deutschen Einzelmeisterschaft teilnehmen. Melanie spielt in der U16, ist eine sehr erfahrene Spielerin, die auch schon an einer Europameisterschaft teilgenommen hat. Sie spielt für die SG Solingen, hat einen Trainer und in ihrem Vater einen zusätzlichen Förderer. Nils ist mit seinen knapp zehn Jahren sicherlich ein echtes Talent, er trainiert auch in meiner Trainingsgruppe beim Mönchengladbacher SV.

Was tut sich auf Seniorenebene?

Krause Die abgelaufene Saison war für alle Gladbacher Vereine sehr erfolgreich: Der Rheydter SV stieg in die Verbandsliga auf, die 2. Mannschaft in die Verbandsklasse. Der Mönchengladbacher SV konnte ebenfalls in die Verbandsklasse aufsteigen und Turm Rheydt schaffte den Aufstieg in die Bezirksliga. Mal schauen, wie sich in der nächsten Saison die Teams in den höheren Ligen schlagen.

Werden die Menschen oder wird gar die Welt besser, wenn mehr Schach gespielt wird?

Krause (lacht) Erstmal nicht. Wenn Menschen aber darüber reflektieren, wie sie etwas machen, können sie sich verändern. Wenn Trainer den Kindern ein gutes Vorbild sind und sie darin unterstützen, zu Persönlichkeiten zu reifen, die fair miteinander umgehen, kann auch am Ende die Welt besser werden, egal ob sie Fußball oder Schach spielen. Allerdings kenne ich von Fußballplätzen selbst bei Jugendspielen Pöbeleien auf und um den Platz. Die Stimmung bei Schachturnieren ist da meistens viel angenehmer.

Was sollte sich ändern, damit Schach in MG nach vorn kommt?

Krause Ich spinn’ jetzt mal rum: ein Gebäude mit den passenden Räumen, in dem sich auch andere Kreative austoben können. Muss gar kein Schachzentrum sein. Und direkt daneben eine Fläche für Bewegungsspiele – das hätte was. Bis jemand meine Ideen mit Raum und Geld unterstützt, arbeite ich mit allen Kollegen wie gehabt fleißig weiter. Zur Not wie zurzeit auch im Keller der Eickener Mehrzweckhalle.

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