Lokalsport Mit 90 noch auf dem Tennisplatz

Tennis · Walter Goretzki, Mitglied des Odenkirchener TC hat das Ziel, bis zu seinem 100. Geburtstag Tennis zu spielen. Seine Teamkollegen sind deutlich jünger. Eines ist ihm wichtig: Rücksicht sollen die Mitspieler auf ihn nicht nehmen.

 Für Walter Goretzki ist der Sport ganz wichtig.

Für Walter Goretzki ist der Sport ganz wichtig.

Foto: thomas grulke

Walter Goretzki mag es gar nicht, wenn man ihm das Schleppnetz abnehmen will. "Ich finde es peinlich, dass die anderen es mir nicht zumuten wollen, den Platz abzuziehen. Deswegen bekomme ich das Netz meistens erst gar nicht", sagt der Spieler des Odenkirchener TC. Man brauche auf ihn keine Rücksicht zu nehmen, weder beim Spiel noch danach beim Abziehen des Platzes. "Sonst macht es mir keinen Spaß", sagt Goretzki. Dabei ist die Höflichkeit seiner Teamkollegen nach jeder Stunde auf dem Tennisplatz nicht ganz unbegründet. Schließlich ist Walter Goretzki mit weitem Abstand der älteste Spieler der zwölfköpfigen Hobbygruppe im OTC. Am 25. Mai feierte er seinen 90. Geburtstag.

"Ich kenne keinen anderen Spieler meines Alters. Und in unserer Gruppe ist der Zweitälteste gerade 80 Jahre alt geworden", sagt Goretzki. Trotz des Altersunterschiedes könne er noch ganz gut mithalten - und das soll noch möglichst lange so bleiben. "Ich denke immer in Jahrzehnten. Als ich 70 wurde, habe ich gesagt, dass ich mit 80 noch spielen will. Da haben viele schon gelacht. Jetzt versuche ich eben, Tennis zu spielen, bis ich 100 bin", sagt der rüstige Rentner. Jahrzehnte liegt es auch zurück, dass er den Tennissport für sich entdeckte - aber längst nicht so lange, wie man angesichts seines Alters vielleicht vermuten könnte.

"Ich war schon über 50, als ich eine Kur gemacht habe. Weil es mir dort manchmal langweilig war und andere Gäste Tennis spielten, habe ich es auch einmal probiert. Vorher hatte ich keinen Bezug zu der Sportart, und dann ist sie ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens geworden", erzählt Goretzki. Sportlich war der gebürtige Oberschlesier jedoch schon immer, er spielte zuvor bereits Fußball, Tischtennis und Billard. Die Liebe zum Sport hat er sich immer bewahrt, er teilt sie mit seiner Frau Margarete (82), die ihn stets begleitet und selbst noch auf dem Tennisplatz steht.

"Für uns ist Sport ganz wichtig, um gesund und leistungsfähig zu bleiben", sagt Goretzki. Wenn die Kinder und Enkel bei ihnen zu Gast sind, wird regelmäßig Tischtennis oder Federball gespielt. "Und dann geht es immer darum, wer der Beste ist. Man muss sich Ziele stecken, sonst wird das nichts", sagt der 90-Jährige. Eine gute Portion Ehrgeiz gehört für ihn zu jedem Spiel dazu, trotzdem ist Goretzki im Tennis nie ein Turnier- oder Meisterschaftsspieler geworden. Regelmäßig auf dem Tennisplatz gingen er und seine Frau erst, nachdem sie 1988 in Schelsen heimisch geworden und beide in den Ruhestand gegangen waren. Zudem blieb das Paar in Sachen Tennis bis vor zwei Jahren vereinslos.

"Wir haben mit Bekannten in Jüchen gespielt und hatten unsere Gruppe in der Odenkirchener Halle. Ich wollte zudem immer unabhängig bleiben. Doch der soziale Kontakt wurde uns immer wichtiger. Und wir haben es nicht bereut, uns dem OTC anzuschließen", sagt Goretzki. Dreimal pro Woche spielt er zwischen anderthalb und zwei Stunden mit seiner Frau und den übrigen Mitgliedern der Hobbygruppe. Medenspiele bestreitet er aber nicht für seinen Klub. "Ich fühle mich gut und lasse mich regelmäßig untersuchen. Aber ich will mich auch nicht überfordern. Und für Medenspiele würde ich viel intensiver trainieren. Schließlich würde ich meinen Mann stehen wollen."

Doch das Ziel, bis zum 100. Geburtstag Tennis zu spielen, das besteht - mit einer Einschränkung. "Ich höre sofort auf, wenn ich merken sollte, dass man mich in der Gruppe nur noch mitschleppt und nicht mehr richtig gegen mich spielt", sagt Goretzki. Seine Mitspieler sollten also nicht zu viel Rücksicht nehmen - und ihren Teamkollegen ab und an auch mal den Platz abziehen lassen.

(togr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort