Boxen Menzers Ungeduld

Die Weltmeister-Titel sind weg, der Fernsehvertrag ausgelaufen. Die Boxerin Ina Menzer hängt in der Warteschleife.Einen echten Plan B hat sie nicht. Klar ist aber, dass sie zurückkehren will in den Ring.

 2009: Da hatte Menzer noch drei WM-Gürtel.

2009: Da hatte Menzer noch drei WM-Gürtel.

Foto: AP, AP

Seit dem Profidebüt 2004 ging es für Ina Menzer in jedem Jahr einen Schritt nach vorne. Den größten machte sie 2005, als sie durch den Sieg gegen Silke Weickenmeier erstmals Weltmeisterin wurde. 2010 gab es dann zum ersten Mal einen Rückschritt — und der war gleich dramatischer, als sich die Mönchengladbacher Boxerin und ihre Fans das zu diesem Zeitpunkt vorstellen konnten.

Der Verlust der drei Weltmeistergürtel im Federgewicht an die Kanadierin Jeannine Garside war ein Schock für Menzer, die aber dennoch nicht in ein Loch fiel. "Ich hatte trotz der Niederlage so viele Termine, dass ich nicht zu viel nachdenken konnte. Aber ich habe mich mit der Verarbeitung schon schwer getan. Ich wusste nicht, wie sich eine Niederlage wohl anfühlen würde. Es war eine Mischung aus Enttäuschung und Wut auf mich selbst", sagt Menzer jetzt. Menzer geht es zu Beginn des neuen Jahres eigentlich gut. Nur eines ist ihr anzumerken: Die Ungeduld im Hinblick auf eine ungewisse Zukunft.

Denn die Niederlage war nicht die wirkliche Katastrophe. Fast zeitgleich endete auch der Fernsehvertrag von Menzers Promoter Klaus-Peter Kohl mit dem ZDF. Da bisher kein neuer Deal in Sicht ist, steht weiterin in den Sternen, ob der vertraglich mögliche Rückkampf gegen Garside überhaupt zustande kommt.

Schuld daran ist die generelle Schieflage des Boxsports in Deutschland. "Zu der Krise ist es gekommen, weil zu viele Boxställe in Deutschland den Sport zu beliebig gemacht und zu billig verkauft haben", sagt die Mönchengladbacherin, die jetzt in Hamburg lebt. "Zudem ist es für eine Frau noch immer schwerer, mit ihren Kämpfen bei einem neuen Sender unterzukommen, obwohl die Quoten eigentlich Bände sprechen", sagt sie.

Zumindest wird hinter den Universum-Kulissen in Hamburg aber weiter kräftig verhandelt, um einen lukrativen Kampf für Ina Menzer zustande zu bringen. "Sollte die Revanche gegen Garside möglich sein, so würde ich vorher gerne einen oder zwei Aufbaukämpfe machen", sagt Menzer. Die schlimmste Vorstellung wäre aber gewesen, wenn man ihr den eigentlich verlorenen Kampf als gewonnen zugesprochen hätte. "Gerade in letzter Zeit hat es das zu oft gegeben. Wenn ich etwa den letzten Kampf von Marco Huck nehme, den hatte er eigentlich klar verloren. Dann stellt er sich noch hin und sagt, dass so ein echter Champion boxt. Wie man da noch in den Spiegel sehen kann, weiß ich wirklich nicht", sagt Menzer, die dann lieber aufhören würde.

Einen echten Plan B hat sie zwar nicht. Mit Sport will sie auch weiter zu tun haben, doch als Trainerin will sie nicht in den Ring. "Zumindest nicht im Leistungsbereich. Aber das kann man in ein paar Jahren schon ganz anders sehen", sagt die 30-Jährige.

Doch mit dem Gedanken, nach so einem Kampf die Handschuhe an den Nagel zu hängen, kann sie sich noch nicht anfreunden. Die Zeichen stehen also eher so, dass es im ersten Halbjahr zu einer Rückkehr in den Ring kommen wird. Und das ist auch dringend nötig, soll nicht doch eine tolle Karriere einfach so zu Ende gehen.

(RP)
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