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Hockey "Medaillen sind nur die Endprodukte"

Interview Hockey-Bundestrainer Markus Weise über die Champions Trophy, seine Ziele mit dem Team und die Vorzüge des engen Terminplans

Sie werden bei der Champions Trophy erstmals den Gladbacher Hockey-Park als Trainer erleben. Wie gefällt Ihnen das Stadion?

Weise Ich habe sicher schon viele Stadien gesehen. Doch ich kenne keines, das so schön ist. Auch die Spieler freuen sich schon sehr auf diese Champions Trophy.

Was darf man von Ihrer Mannschaft bei diesem Turnier erwarten?

Weise Es ist nicht mein Problem, was andere von uns erwarten. Es ist immer das gleiche, ich erwarte nichts von der Mannschaft. Ich möchte einfach das Beste aus ihr herausholen und bereite die Spieler so auf das Turnier vor, dass sie an ihre persönliche Bestleistung herankommen. Und ich weiß, dass meine Mannschaft viel anzubieten hat.

Ist es diese Arbeitsweise, die Sie immer wieder antreibt?

Weise Ja, das macht mir riesigen Spaß. Mir wurde nach dem Olympia-Gold von Peking oft gesagt, dass ich doch jetzt aufhören könne. Doch ich denke nicht in diesen Kategorien. Die Medaillen sind letztlich nur die Endprodukte. Du bist mit der Mannschaft ständig im Umbruch und hast andere Persönlichkeiten. Da gibt es bei mir keine innere Ermüdung.

Sind die Australier Favorit auf den Turniersieg?

Weise Ich wage da keine Prognose. Denn die Champions Trophy ist das härteste Turnier überhaupt, bei dem du fast täglich auf einen Top-Gegner triffst. Das macht ihren Reiz aus.

Australien ist Weltranglistenerster.

Weise Das ist mir gar nicht so unrecht. Für uns ist diese Position ganz günstig, denn so haben wir jemanden zu überholen und spielen um etwas. Wenn man oben steht verfällt man leichter in eine Verteidigungshaltung.

Wie schaffen es die Hockeyspieler, auf diesem Niveau sechsmal in neun Tagen zu spielen?

Weise Das ist wahrscheinlich eine Frage der Gewohnheit. Wir trainieren schon in der Jugend auf solche Belastungen hin. Zudem bin ich froh über den engen Terminplan. Ich wüsste nicht, was ich fünf Tage lang zwischen zwei Spielen machen sollte. Da wandelt man am Rande des Wahnsinns. Deswegen habe ich höchsten Respekt vor der Arbeit von Joachim Löw während einer Fußball-WM.

Ihr Vorgänger Bernhard Peters war so etwas wie die Lichtgestalt des deutschen Hockeys. Haben Sie das Gefühl, aus seinem Schatten hervorgetreten zu sein?

Weise So etwas bedeutet mir nichts. Von den zwei Jahren als Co-Trainer unter Bernhard Peters habe ich enorm profitiert.

Peters wagte den Schritt ins Fußballgeschäft. Wäre das für Sie auch vorstellbar?

Weise Grundsätzlich schon. Ich kenne die Szene sicherlich nicht so gut, doch was die Talententwicklung angeht, könnte sicher noch mehr passieren. Grundsätzlich ist man aber von der Einstellung der dort handelnden Personen abhängig.

Ist es für die deutschen Talente förderlich, dass mittlerweile auch einige Hockey-Bundesligisten in ausländische Stars investieren.

Weise Bei einem bestimmten Maß schon. Wir haben glücklicherweise keine holländischen Verhältnisse. Wenn hier nur 20 Ausländer einen Vertrag haben und die deutschen Spieler auf ihre Spielzeit kommen, dann ist es für die Qualität der Liga auf jeden Fall positiv.

Zumal die deutschen Spitzenspieler ebenfalls in Deutschland spielen.

Weise Darüber bin ich auch sehr froh. Allerdings ist es nicht gut, dass die Spieler, die fast alle nebenbei studieren, kaum noch Pausen im engen Terminkalender haben. Deswegen beenden sie mittlerweile ihre Nationalmannschaftskarrieren schon mit 26, 27 Jahren.

Im Hockey ist kein großes Geld zu verdienen. Wieso kann sich der Sport im Fernsehen nicht besser positionieren?

Weise Das liegt an vielen Punkten. Wir leben sicherlich in einer Fußball-Gesellschaft. Es müsste ein langer Wachstumsprozess über mindestens zehn Jahre einsetzen. Aber ich glaube nicht, dass wir viel mehr rausholen können.

Interview: Karsten Kellermann, Thomas Grulke. Das komplette Interview lesen Sie auf www.rp-online.de

(RP)
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