Handball Lürrip testet seine Grenzen

Der Handball-Verbandsligist klopft an die Oberliga an. Morgen könnte der Klub erstmals in 110 Jahren Vereinsgeschichte in den DHB-Pokal einziehen. Doch der Klub ahnt, dass das nicht ewig so weitergeht.

Die etwas spärliche Notiz hängt im Vereinshaus wie eine Trophäe. Eingerahmt im Stile einer Unabhängigkeitserklärung. Es ist ein Bericht aus der Rheinischen Post, irgendwann aus den 70er Jahren, ein Bericht darüber, wie die Turnerschaft Lürrip gegen den VfL Gummersbach spielte.

Ein Freundschaftsspiel, das Lürrip, der Kreisligist, selbstredend verlor. Gummersbach ist heute noch immer Bundesligist, Lürrip aber nicht mehr Kreisligist. Der Verein hat eine erstaunliche Entwicklung genommen, die ihn nun bis in den Aufstiegskampf zur Oberliga gebracht hat. Und morgen Abend womöglich in den DHB-Pokal. Wo man in der kommenden Saison sogar Gummersbach wieder treffen könnte. Diesmal im Ernstfall.

Dafür bräuchte es einen Sieg morgen Abend in der dritten Runde des Westdeutschen Pokals. Gegner ist der TV Weiden, Tabellenführer der Oberliga Mittelrhein. "Die sind natürlich turmhoher Favorit", sagt Lürrips Handball-Wart Robert Dreßen, der eine Bustour für Lürriper Fans zum Spiel organisiert hat. Dennoch ist es ein interessanter Vergleich, inwieweit Lürrip, mit einem Oberligisten mithalten kann. Völlig chancenlos ist die Turnerschaft jedenfalls nicht. Denn sie hat sich im vergangenen Jahrzehnt etwas aufgebaut, was sie an die Grenze dessen gebracht hat, wo Handball ernst wird.

2005 spielte die Mannschaft noch in der Bezirksliga. In vier Jahren Landesliga verpasste der Klub zwei Mal nur hauchdünn den Aufstieg in die Verbandsliga. In der vergangenen Spielzeit gelang es dann, völlig überlegen und ohne Punktverlust. Das funktionierte alles fast ausschließlich mit Spielern aus der eigenen Jugend.

Talente wie Markus Nacken (heute TV Aldekerk), Bennet Johnen (heute Borussia) und heute Daniel Koenen (wechselt zu Borussia) sind Leute, auf die sehr viele andere Vereine sich stürzen. Andere Vereine, etwa der TV Geistenbeck, der ATV Biesel und der TV 1848, eifern dem nach und haben eine Jugendarbeit aufgebaut, mit der sie nun ihre Ersten Mannschaften füttern. Die Lürriper Talente sind begehrt bei zahlungskräftigen Vereinen. "Wir versuchen sie zu halten, weil wir einen außergewöhnlichen Zusammenhalt im Verein haben", sagt Dreßen. Das gilt auch für die Frauenmannschaft, die gerade ziemlich sicher in die Oberliga aufsteigt.

Doch dieses Modell funktioniert nur bis zu dem Moment, wo Handball nicht mehr Hobby ist. In Lürrip aber, so die Verantwortlichen, soll es Hobby bleiben. "Wir haben im Kleinen etwas auf die Beine gestellt", sagt Dreßen und ahnt: "Viel mehr geht nicht." Deshalb will der Verein das Spiel um den größten Erfolg der Vereinsgeschichte genießen. Im Idealfall gelingt der große Coup: die erste Teilnahme am DHB-Pokal in der 110-jährigen Vereinsgeschichte.

Die erste Runde ist Ende August. Es bliebe noch genügend Zeit, einen Bilderrahmen vorzubereiten.

(RP)
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