Speedkletterer Carmanns aus Mönchengladbach Neue Griffe für den nächsten Schritt an der Kletterwand

Speedklettern · Der Mönchengladbacher Leander Carmanns startet in seine zweite Elitesaison im Speedklettern. Priorität hat aktuell die Jugend-Weltmeisterschaft in Südkorea. Bessere Zeiten und Ergebnisses erhofft er sich durch eine neue Kletterroute.

Leander Carmanns startet in seine zweite Elitesaison.

Leander Carmanns startet in seine zweite Elitesaison.

Foto: dpa/Angelika Warmuth

Im Moment ist Leander Carmanns im Wartemodus. Rund sechs Monate geht das so, zwischen Oktober und April pausiert der Klettersport – im Vergleich mit anderen Sportarten eine Ewigkeit. Für Carmanns ist das jedoch Normalzustand. Keine Reisen, keine Wettbewerbe, nur Training. Zunächst ging es um Grundsätzliches, Kraft und Fitness, inzwischen befindet sich Carmanns wieder verstärkt an der Kletterwand.

Ende April starten die Weltcups für die Speedkletterer.

Ende April starten die Weltcups für die Speedkletterer.

Foto: Heiner Schmidl

„Es geht darum, Substanz für die Saison aufzubauen“, sagt der Speedkletterer. Ende April startet der 18-jährige Mönchengladbacher dann in seine zweite Saison in der Eliteklasse: Seine ersten Reiseziele sind die Weltcups im südkoreanische Seoul und Jakarta in Indonesien, weitere Events der Weltcupserie folgen.

„Für mich ist das eine große Ehre, so konsistent an den Weltcups teilzunehmen, das ist in anderen Ländern nicht selbstverständlich für junge Athleten. In Deutschland ist das hervorragend. Man lernt viel, reist viel, lernt viele Leute kennen und entwickelt sich weiter – gerade auf dem Niveau“, sagt Carmanns.

Leander Carmanns aus Mönchengladbach.

Leander Carmanns aus Mönchengladbach.

Foto: Heiner Schmidl

2020 berief der Deutschen Alpenverein (DAV) mit Peter Schnabel erstmals einen extra Bundestrainer fürs Speedklettern, was neue Kader- und Trainingsstrukturen mit sich brachte – davon profitierte auch Carmanns. Das Prinzip beim Speedklettern: Es geht darum, eine entsprechende Kletterwand in möglichst kurzer Zeit und schneller als ein Kontrahent zu bewältigen. Wer zuerst oben ist, hat gewonnen.

Carmanns Premierensaison in der Elite lebte allerdings in erster Linie vom Erfahrungsschatz, die beste Platzierung war zum Saisonende Platz 14 beim Weltcup in der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Der Höhepunkt war die Bronzemedaille bei der Junioren-WM in den USA. „An dem Tag habe ich mich unbeschreiblich gefühlt, noch nie besser“, sagt Carmanns. Außerdem nahm er im Juni bei den European Championships in München teil, der sportartenübergreifenden EM nach Olympia-Vorbild.

In dieser Saison möchte Carmanns regelmäßig unter die Top 30 im Weltcup kommen. Zu seinem Jahreshöhepunkt hat er jedoch im August die Junioren-WM in Südkorea erkoren. „Es ist mein letztes Jahr bei den Junioren und Korea eines meiner Lieblingsziele. Da fühle mich super wohl und habe richtig Bock darauf“, sagt Carmanns und fügt an: „Im Vorjahr haben wir im Training etwas herumexperimentiert und meine Fitness genau auf die Junioren-WM ausgelegt, das hat super geklappt. Dieses Jahr machen wir es wieder so.“

Außerdem soll es der Titel bei der Deutschen Meisterschaft sein – nach drei Jahren, in denen es nicht optimal lief. 2022 reichte es für Carmanns nach „unglücklichem Wettkampf“ nur zu Rang vier.

Um in diesem Jahr einen Entwicklungsschritt nach vorne zu gehen, hat Carmanns seine Route zum Erklimmen der Kletterwand geändert, in der Szene als Beta bezeichnet. Es geht dabei um die Reihenfolge der Griffe und Tritte. „Mit dem alten Beta-Weg bin ich an die Grenzen gestoßen, damit ging es nicht mehr viel schneller. Mit der neuen Beta kann ich zwei bis drei Zehntel rausholen“, sagt Carmanns. Er lässt beispielsweise nun zwei Griffe aus, holt gleichzeitig an anderen Griffen mehr Schwung.

Das Ziel der neuen Saison sei eine Zeit unter 5,5 Sekunden, sagt Carmanns. „Diese Zeit braucht man inzwischen, um ein Finale zu erreichen. Alle werden immer schneller“, fügt er an. Seine Bestzeit liegt aktuell bei 5,74 Sekunden für die 15 Meter hohe Kletterwand, ein Zehntel hinter der deutschen Bestzeit von 5,64 Sekunden – der Weltrekord liegt bei genau fünf Sekunden, aufgestellt vom Indonesier Kiromal Katibin. Für Carmanns eine andere Dimension. Der deutsche Rekord, den er schon zweimal innehatte, hätte Carmanns aber gerne wieder. „Im Moment haben wir alle gute Zeiten im Training, die Konkurrenz schläft nicht“, sagt er.

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