Bogensport Das Auge schießt mit

Mönchengladbach · Bei den Landesmeisterschaften des Rheinischen Schützenbundes, die der Rheydter TV ausrichtete, war es in der Krahnendonkhalle mucksmäuschenstill, obwohl dort rund 400 Bogenschützen aktiv waren. Konzentration zählt mit zu den wichtigsten Elementen der Sportart.

 Die Rheydter Starter bei den Landesmeisterschaften (von links): Thomas Zilinski (Recurve), Lara Plommer, Alisha Sauerwein (beide Recurve Schülerinnen), Carlo Schoutz (Compound), Martin Hecker (Recurve Masters).

Die Rheydter Starter bei den Landesmeisterschaften (von links): Thomas Zilinski (Recurve), Lara Plommer, Alisha Sauerwein (beide Recurve Schülerinnen), Carlo Schoutz (Compound), Martin Hecker (Recurve Masters).

Foto: Dieter Wiechmann

Derzeit läuft „Robin Hood“ in den deutschen Kinos, doch mit der aktuellen Adaption des Helden-Epos’ haben die Landesmeisterschaften des Rheinischen Schützenbundes höchstens sehr rudimentär Pfeil und Bogen gemein. Denn wenn in der Krahnendonkhalle insgesamt rund 400 Schützen an zwei Tagen ihre Bögen spannen und aus 18 Metern auf die Zielscheiben schießen, gibt es keine bombastischen Explosionen – es ist mucksmäuschenstill in der Halle. Auch auf der Tribüne wird nur geflüstert, unten stehen Dutzende Schützen Schulter an Schulter, nach dem Piepton, der den Start zu 120 Sekunden Zielen und Feuern gibt, sagt keiner mehr ein Wort. Und wenn die schlanken Metall-Pfeile – die ebenfalls nichts mit denen aus dem Kino zu tun haben – mal ihr Ziel nicht wie gewünscht erreichen, gibt es kein lautes Fluchen. Ein sachtes Kopfschütteln oder ein wehmütiger Blick nach oben sind die einzigen leisen Anzeichen von Ärger.

Bogenschießen ist ein sehr technischer Sport, das wird in der Neuwerker Halle schnell klar. Das Equipment ist Hightech und höchst unterschiedlich, allein die Schoner an den Armen, die das Darüberrutschen der Bogensehne mildern, gibt es in diversen Ausführungen. Manche schließen nur ein Auge zum Zielen, andere haben extra einen Sichtschutz, den sie vor das nicht benötigte Auge klappen können.

 Viel Technik: Die Recurve-Bögen bei der Meisterschaft.

Viel Technik: Die Recurve-Bögen bei der Meisterschaft.

Foto: Georg Amend

Überhaupt ist das Auge das wichtigste Element beim Bogenschießen. Nicht nur, was den Erfolg angeht, sondern es entscheidet darüber, in welcher Hand man den Bogen hält. „Es geht nicht darum, ob man Links- oder Rechtshänder ist“, erklärt Carlo Schoutz, Leiter der Abteilung Bogensport im Rheydter TV, der die Landesmeisterschaften am Wochenende ausrichtete. „Beim Bogenschießen geht es darum, welches das stärkere Auge ist. Dafür gibt es einfache Tests.“ Und sind die absolviert, weiß der Schütze, der gerade erst mit dem Sport beginnt, in welche Hand der Bogen gehört.

Das wissen die Starter bei den Landesmeisterschaften natürlich bereits länger. Vom RTV waren fünf Teilnehmer dabei (siehe Info-Kasten), für einen Podestplatz reichte es nicht. „Unsere Schützen waren irgendwie alle nicht so gut drauf, vielleicht, weil wir als Ausrichter doch viel mit dem Aufbau zu tun hatten. Aber die Plätze fünf und sechs unserer Schülerinnen sind bei Landesmeisterschaften sicher nicht so schlecht“, sagt Schoutz, der sich immerhin selbst überraschte mit Platz neun bei den Compound-Herren: „Ich bin nur um einen Ring am Viertelfinale vorbeigeschrabbt, das hatte ich nicht erwartet.“ Die stadtinterne Konkurrenz schloss da mit nur zwei Startern besser ab: Sowohl Ömer Özger als auch Thomas Dornik vom Polizei SV Mönchengladbach wurden in ihren Disziplinen Zweite. Dabei hatte Dornik lediglich drei Ringe Rückstand auf den Recurve-Masters-Sieger Bernhard Tenten vom Siegburger SV (561 zu 558).

Neben dem Auge ist auch die Kraft ein Faktor, immerhin gilt es, inklusive der zwölf Pfeile zum Einschießen insgesamt 72 Pfeile aufzulegen, zu spannen und abzuschießen, das mit einem Zuggewicht bis zu 40 Pfund. „Darüber muss man die Konzentration halten können“, sagt Schoutz. Und dafür ist die Ruhe in der Halle notwendig. „Bei Bundesliga-Spieltagen geht das aber ganz anders zu“, sagt RTV-Schütze Carsten Plommer. „Da gibt es dann auch anfeuernde Rufe von draußen“, ergänzt er. Die Gelegenheit, den Kontrast zu den Landesmeisterschaften zu erleben, bietet sich am kommenden Wochenende: Am Samstag richten die Rheydter ab 12.30 Uhr den vierten und letzten Spieltag der 2. Bundesliga aus, sie benötigen in der Halle an der Nordstraße noch Punkte, um den zweiten Abstieg in Folge zu verhindern. Da dürfen dann auch Anfeuerungsrufe erschallen.

Abteilungsleiter Schoutz, der wie die meisten seiner rund 20 Mitstreiter am Wochenende bis zu 14 Stunden täglich in der Krahnendonkhalle war und sich erleichtert zeigte, dass alles ohne Zwischenfälle, dafür aber mit einem Lob des Verbandes abgelaufen war, sieht dem Saisonfinale in Liga zwei gelassen entgegen: „Unsere Mannschaft muss kämpfen, aber wenn es nicht klappt, ist es auch nicht schlimm. Wir verlieren aus privaten Gründen wieder gute Schützen, deshalb ist ein Neuaufbau mit dem Nachwuchs vielleicht gar nicht so schlecht. Da haben wir einige mit viel Potenzial, denen man vielleicht noch ein, zwei Jahre Zeit geben muss, um ihren Schießstil zu finden.“ Sicher ist: der von Robin Hood im Kino wird es nicht sein.

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