VSF Amern in der Landesliga Der Club ohne Derbys

Landesliga · Duelle gegen Stadt- oder Lokalrivalen sind immer etwas Besonderes. Der VSF Amern bleibt dies in dieser Saison aber verwehrt. Und das hat enorme Auswirkungen.

 Toni van Dalen, 1. Vorsitzender beim VSF Amern.

Toni van Dalen, 1. Vorsitzender beim VSF Amern.

Foto: Heiko van der Velden

Derbys sind doch eigentlich das, was den Fußball ausmacht. Sei es durch die Duelle auf dem grünen Rasen oder durch die Stimmung am Spielfeldrand. Für Spieler und auch Zuschauer sind diese Spiele etwas ganz Besonderes und locken oftmals mehr Fans auf die Sportplätze der Region als bei den üblichen Ligaspielen. In der Landesliga verfolgten am 1. Spieltag stolze 350 Zuschauer das Derby zwischen dem 1. FC Viersen und dem ASV Süchteln – beide Vereine trennen nur sechs Kilometer.

Eine Situation, von dem die VSF Amern in dieser Spielzeit nur träumen können. Sie messen sich in der Parallelgruppe wieder mit Mannschaften wie dem PSV Wesel-Lackhausen, BW Dingten oder dem RSV Praest. Das Auswärtsspiel beim VfL Rhede ist beispielsweise ein echter Tagesausflug: Stolze 130 Kilometer pro Wegstrecke müssen Mannschaft, Trainerteam und die mitreisenden Zuschauer dabei zurücklegen. Der zeitliche Aufwand beträgt für das Team gute acht Stunden.

Nun kann man von Glück sprechen, dass dieses Duell am 19. September an einem Sonntag stattgefunden hat. Gar nicht auszumalen, welcher logistischer Aufwand hätte von den einzelnen Personen betrieben werden müssen, wenn dieser Spieltag unter der Woche stattgefunden hätte. Aber auch sonst stellt sich in Amern aufgrund der weiten Entfernung oft die Frage: Stehen überhaupt alle Spieler und das komplette Trainerteam zur Verfügung? Denn der Großteil müsste früher von der Arbeit abrücken oder sich sogar freinehmen.

Von einer vernünftigen Spielvorbereitung lässt sich so nicht mehr sprechen. Nach Spielende stellt sich das nächste Problem. Welche Beteiligten müssten anschließend zur Spät- oder Nachtschicht? Oder schaffen es die Spieler überhaupt noch pünktlich? Denn eins ist klar, vor 24 Uhr ist bei einem Spieltag unter der Woche niemand zu Hause. Im schlimmsten Falle müsste Trainer Willi Kehrberg bei solchen Spielen auf wichtige Spieler verzichten. Gerade bei einem harten Winter drohen Nachholspiele unter der Woche. Zudem verfügen nicht alle Vereine über einen Kunstrasenplatz.

Zum zeitlichen Aufwand gesellt sich zudem der Kostenfaktor: Neben den höheren Reisekosten brechen bei den Heimspielen im Rösler-Stadion auch wichtige Zuschauereinnahmen weg. „Die Gruppe ist für uns schwierig. Wir können sie stemmen, weil wir Gönner haben, die zum Verein stehen. Für die Spieler wäre es auch schöner, gegen Mannschaften aus Süchteln, Viersen, Kleinenbroich und Giesenkirchen zu spielen. Fußball lebt von Derbys, da sind wir derzeit gestraft.“, sagt der 1. Vorsitzende Toni van Dalen.

In der Region kennt man sich, sei es die Spieler, die beim Nachbarverein einmal aktiv waren oder auch die Zuschauer, bei denen die bekannten Anhänger des anderen Vereins sind. „Jetzt muss man die Vereine anrufen, um ein Freundschaftsspiel zu vereinbaren. Derbys und eine gesunde Rivalität braucht man, davon lebt der Fußball“, sagt van Dalen.

Immerhin tritt die Mannschaft am Sonntag beim VfR Fischeln an, ein Team, welches zumindest im gleichen Fußballkreis wie die Amerner spielen. Die einfache Wegstrecke von 35 Kilometer ist dabei zumindest noch überschaubar und dürfte für einige auch ohne Navigationsgerät erreichbar sein.

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