„Der Frust und die Wut sind groß“ Wie es in Holt zum Bruch zwischen Mannschaft und Verein kam

Kreisliga A · Im Abstiegskampf der Kreisliga A tauscht GW Holt die gesamte Mannschaft aus. Fortan soll die Reserve – die „Locos“ – den Klassenerhalt sichern. Über die Art und Weise ihrer Ausmusterung sind die Ex-Spieler empört. Im Verein liegt einiges im Argen.

Viel Unruhe bei Grün-Weiß Holt.

Viel Unruhe bei Grün-Weiß Holt.

Foto: Daniel Brickwedde

Das Ende kam per WhatsApp-Nachricht in den Gruppenchat – spät an einem Montagabend Ende April, immerhin aber ausführlich über mehrere Absätze geschrieben. Die Kurzfassung: Die erste Mannschaft wird degradiert und darf künftig nur noch in der dritten Mannschaft auflaufen, stattdessen spielt die Reserve, als „Locos“ bekannt, die Saison in der Kreisliga A zu Ende. Verfasser: der Sportliche Leiter Marco Sommer; Adressat: die erste Mannschaft von Grün-Weiß Holt.

Das Ganze ist nun aus zwei Blickwinkeln zu betrachten. Die einen werden sagen, es sei aus Vereinsinteressen gehandelt worden, andere wiederum werden argumentieren: Da wurde eine Mannschaft abserviert. Die zweite Meinung vertreten selbstredend die geschassten Spieler. „Wir haben uns vor den Kopf gestoßen gefühlt“, sagt Mittelfeldspieler Valon Bajraktari unserer Redaktion.

Was die Mannschaft allerdings noch mehr wurmt: Der Verein habe nach außen den Eindruck erzeugt, die Spieler hätten von sich aus nicht mehr spielen wollen. Dem widerspricht die Mannschaft vehement. „Nun wird es so dargestellt, dass wir nicht mehr wollten – wir hätten für den Verein aber weitergespielt“, sagt Abwehrspieler Pascal Schürger. Der Verein ließ eine Anfrage unserer Redaktion dazu unbeantwortet.

Dass zuletzt viel Unruhe in Holt herrschte, das wird sicherlich keine Partei bestreiten. Zum Start der Rückrunde kündigte das Trainerteam um Peter Daners und Rene Eschweiler intern an, am Saisonende aufzuhören. Abläufe, sportliche Entwicklung, Trainingsbeteiligung – vieles lief unbefriedigend aus Trainersicht. Im März musste das Trainerteam vor dem Abstiegsduell gegen den SC Hardt dann vorzeitig gehen, denn Hardt war inzwischen als ihr neuer Klub ab Sommer bekannt. Ein Interessenskonflikt. Daners und Eschweiler verstanden das. Im Anschluss übernahm Marco Sommer das Training.

Zwischen Mannschaft und Vorstand verständigte man sich im Anschluss darauf, die Saison in der aktuellen Konstellation zu Ende zu spielen. So berichten es die Spieler. „Es wurde bei dem Gespräch gesagt: Wir haben uns in die Situation manövriert, wir ziehen es jetzt bis zum Saisonende durch und schauen dann, wie es weitergeht“, sagt Bajraktari. Zudem sollte die zweite Mannschaft aushelfen, wo Not am Mann ist. Das funktionierte jedoch nur kurzzeitig.

„Die Vereinbarung war eigentlich, dass wir bis zum Saisonende die erste Mannschaft mit Spielern aus der zweiten Mannschaft auffüllen, um die Saison vernünftig zu Ende zu spielen. Das hat aber nur für die ersten Spiele nach der Trainerentlassung funktioniert. Danach kamen Spieler aus der dritten Mannschaft zu uns, nicht mehr aus der zweiten Mannschaft. Es gab keine Begründung dafür“, sagt Bajraktari.

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Kurz danach bekam die erste Mannschaft dann ihr Aus mitgeteilt, nach einer 1:4-Niederlage gegen Viersen II – trotz der vorherigen Abmachung, die Saison durchzuziehen. Der Verein veröffentlichte dazu eine Mitteilung auf der Vereinshomepage, unter dem Slogan „Aufbruchsstimmung“ – die „Locos“ sollen fortan den Klassenerhalt in der Kreisliga A sichern.

Intern sei der Mannschaft vermittelt worden, dass es Zweifel am Ehrgeiz der Spieler gebe, da ein Großteil ohnehin im Sommer den Verein verlasse. Bajraktari widerspricht dieser Annahme: „Wer Sportler ist, steigt nicht freiwillig ab. Wir hätten den Klassenerhalt erreichen wollen.“ Zumal man erst in dieser Saison mit Holt aufgestiegen war. Außerdem habe sich der Verein nie erkundigt, wer von den Spielern in Holt bleiben möchte - entsprechend sahen sich viele dann nach Alternativen um.

Bajraktari, wie Schürger seit 2019 im Verein, sagt: „Die beste Lösung wäre für mich gewesen, die besten Jungs aus der ersten und zweiten Mannschaft zu mischen. Aber das wollte die zweite Mannschaft nicht.“ Denn die „Locos“, die bis zuletzt oben in der Kreisliga B mitspielten, hätten als Team unter sich bleiben wollen. In der Tabelle der A-Liga steht Holt derzeit zwei Punkte vor einem Abstiegsplatz.

Am Ende bleibt auf Spielerseite der Ärger über das Verhalten des Vereins. „Ich war gerne in Holt. Schade, dass es so zu Ende geht“, sagt Schürger. Sein ehemaliger Teamkollege Bajraktari ergänzt: „Wir haben viel für den Verein geleistet: Wir sind gekommen, als Holt im Abstiegskampf der B-Liga stand. Trikots, Sponsoren, neue Spieler – wir haben alles auf die Beine gestellt. Vom Verein kam da nichts. Und dann wird man kurz vor Saisonende so vor die Tür gesetzt. Der Frust und die Wut sind groß.“

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