Fußball Karten-Wirrwar in Wickrath

Fußball · Bei einem Kreisliga-A-Spiel zwischen Wickrath und dem Polizei SV sollen vier direkte Platzverweise hinterher in drei Gelb-Rote Karten umgewandelt worden sein. Doch der Fall wurde nicht verhandelt – weil ein Einzahlungsbeleg aus Viersen und der Schiedsrichter fehlten.

Bei einem Kreisliga-A-Spiel zwischen Wickrath und dem Polizei SV sollen vier direkte Platzverweise hinterher in drei Gelb-Rote Karten umgewandelt worden sein. Doch der Fall wurde nicht verhandelt — weil ein Einzahlungsbeleg aus Viersen und der Schiedsrichter fehlten.

Seit einiger Zeit hatte es im Fußballkreis massive Gerüchte in Bezug auf ein Spiel in der Kreisliga A gegeben, das am 4. September ausgetragen wurde. Beim 4:3-Sieg des TuS Wickrath gegen den Polizei SV soll es laut Spielbericht drei Gelb-Rote Karten gegeben haben, doch hinter den Kulissen war zu vernehmen, es habe sich in Wahrheit um vier direkte Platzverweise gehandelt, zwei auf jeder Seite. Der Schiedsrichter habe dann auf Druck der beiden Vereine nur drei Ampelkarten eingetragen. Mit diesem Fall beschäftigte sich am Mittwochabend auch die Spruchkammer des Fußballkreises. Oder besser gesagt — sie tat es nicht.

Den Einspruch hatte Blau-Weiß Concordia Viersen eingereicht, und zwar gegen die Wertung des eigenen Spiels bei den Wickrathern fünf Tage später. Es wurden sogar Zeugen und Beweise angekündigt, doch dann fehlte ein entscheidender Baustein, um das Verfahren überhaupt zu führen. Denn die Concorden konnten den Einzahlungsbeleg über die Einspruchsgebühr an den Verband nicht vorlegen, was eine Voraussetzung für das Sportgerichtsverfahren ist. "Ich stehe jetzt zwar wie Luther vor der Inquisition, aber durch die Satzung sind mir so die Hände gebunden, dass ich das Verfahren nicht führen darf", erklärte der Kammervorsitzende Johannes Daners, der selbst gerne verhandelt hätte. Eine Vertagung wäre selbst beim Eintritt in die Beweisaufnahme wahrscheinlich gewesen, weil der Schiedsrichter selbst zwar eine schriftliche Erklärung einreichte, aber entschuldigt fehlte. Ohne ihn wäre der Sachverhalt wohl kaum endgültig zu bewerten gewesen. Für Erich Giebmanns, der als Vertreter von Concordia Viersen anwesend war, geht es gar nicht um die drei Punkte. "Wir hatten das Spiel klar und verdient verloren", betonte er. "Mich treibt es einfach zur Weißglut, wenn es so sein sollte, dass zwei Vereine in einer Liga bestimmen, wie die Dinge zu laufen haben", betonte er nach dem gescheiterten Einspruch. "Ich habe nicht nur anonyme Anrufe erhalten, in denen mir Leute mitgeteilt haben, dass es sich um Rote Karten gehandelt hat. Ein Spieler wollte hier heute Abend auch aussagen, aber aus Angst, vom eigenen Verein drangsaliert zu werden, hat er sich nicht getraut", erklärte Giebmanns, der jetzt nur noch eine Möglichkeit hat. Will er den Fall aufklären, muss er einen Antrag auf ein Verfahren wegen unsportlichen Verhaltens stellen. Dies zu tun kündigte er nach der Sitzung an.

Gelassen bleibt ob der ganzen Angelegenheit Wickraths Coach Norbert Müller. "Es hat sich zunächst einmal nur um drei und nicht um vier Feldverweise gehandelt", erklärte Müller. "Ob es Gelb-Rot oder Rot war, konnte ich in dem Getümmel nicht erkennen. Nach dem Spiel habe ich mich beim Schiedsrichter für die Spielleitung bedankt, wie ich das immer tue. Dabei habe ich gefragt, ob der Feldverweis gegen Ben Lersch Gelb-Rot war, was er mir bestätigt hat. Damit war das Thema für mich erledigt." Die anderen beiden Gelb-Roten Karten wurden gegen die Gäste ausgesprochen.

"Sollte es sich tatsächlich herausstellen, und ich sage das ausdrücklich im Konjunktiv, dass es einen solchen Vorgang gegeben hat, möglicherweise auf Drängen von Vereinsvertretern, dann wird das sicher massive Konsequenzen haben. Mir persönlich gefällt es gar nicht, wenn so etwas im Raum steht", erklärte Daners.

(RP)
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