Lokalsport Kai Semrau trotzt dem Schicksal

Fussball · Die Diagnose Krebs bedeutet meist das Ende der sportlichen Laufbahn. Aber Kai Semrau (), Torhüter beim SV 08 Rheydt, wollte sich mit seinem Schicksal nicht abfinden. Dabei lagen zwischen Diagnose der Krankheit und dem Wiedereinstieg in den Sport nur knapp sechs Wochen.

Semrau merkte, dass seine Sehkraft auf dem einen Auge deutlich nachließ. Als er dann im Spiel gegen Lürrip einen Torschuss, den er normalerweise locker gehalten hätte, durchließ, da das Auge nicht so schnell auf die neuen Lichtverhältnisse reagieren konnte, war es an der Zeit, sich gründlich untersuchen zu lassen. Am 7. November des vorigen Jahres wurde er untersucht, tags darauf in der Uniklinik in Essen lag das erschreckende Ergebnis dann vor. Hinter dem Auge hatte sich ein Tumor gebildet. Der Professor zeigte zwei Möglichkeiten auf. Eine Bestrahlung, wobei nicht garantiert war, dass der Tumor zerstört und das Auge erhalten geblieben wäre, oder die Entfernung des Auges. So oder so hätte es mit dem Fußball ein Ende, wurde Semrau mitgeteilt. Am 23. November wurde ihm das Auge entfernt. Die Nachuntersuchung ergab, dass der Tumor restlos entfernt werden konnte und anscheinend nicht gestreut hat. Trotzdem muss Semrau sich weiterhin alle drei Monate untersuchen lassen, um auch letzte Zweifel einer Streuung auszuräumen. Auch wurde ihm bestätigt, dass er kein Risikopatient mehr sei.

Zur Hallenstadtmeisterschaft fragte Trainer Markus Riesenbeck, ob er nicht vielleicht doch das Tor hüten könnte, da die beiden anderen Keeper verletzt ausfielen und der Reservetorhüter noch nicht so weit sei. Semrau willigte ein und ließ dabei die Sportlerbrille in der Kabine, da sie seiner Meinung nach durch Beschlagen eher hinderlich sei. Er feierte ein glänzendes Comeback und hielt seine Teamkollegen mit zahlreichen Paraden bis zuletzt im Rennen um einen Platz in der Zwischenrunde, die aber knapp verfehlt wurde.

Der 27-jährige wird auch weiterhin dem Verein Punkte im Spielbetrieb sichern, denn er ist einer dieser Fußballverrückten. "Nach dem Tod von Erwin Baltes und dem Bekanntwerden meiner Krankheit binnen kürzester Zeit ist der Verein merklich enger zusammengerückt", sagt Semrau. Aber ein negativer Aspekt blieb dennoch, denn Semrau verlor seine Anstellung als Berufskraftfahrer. Doch eine andere Tür ging auf. Er kann vielleicht wieder als Kraftfahrer tätig werden, zumindest mit einem Transporter bis 3,5 Tonnen. Kai Semrau trotzt dem Schicksal. Er kann als Vorbild für die dienen, die ebenfalls unter einer schweren Krankheit leiden. Und er zeigt: Eine Behinderung muss kein Handicap sein.

(hohö)
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